0845 - In der Gewalt der Shariden
gefällt mir nicht, Menschen auf diese Weise zu manipulieren.«
»Nicht so zimperlich.« Der ehemalige Höllenfürst winkte ab. »Ist es dir lieber, noch ein paar Stunden zu verschwenden, in denen Kelvo weitere Menschen aussaugt?«
Daraufhin schwieg Zamorra. Was hätte er auch sagen sollen?
»Sam Dios«, sagte Nicole stattdessen. »So hast du dich ja seit einer Ewigkeit nicht mehr genannt.«
Amos zuckte die Schultern. »Fiel mir gerade so ein. Vielleicht gefällt es mir ja, hin und wieder in Erinnerungen zu schwelgen.«
Das kommentierte sie nicht, gab nur ein skeptisches Brummen von sich.
Nach einem schier unendlichen Marsch über Laufbänder, Rolltreppen und durch ewige Gänge erreichten sie das Parkhaus.
Manner zückte ein Handy. »Frau Berg erwartet meinen Anruf. Sie war einem Treffen nicht abgeneigt.«
»Aber ich dachte, die Anonymität, und…«
»Aber ja doch«, unterbrach der Journalist. »Ein bisschen geheimnisvoll muss man hin und wieder schon tun, nicht wahr? Ich hatte nach dem Anruf der reizenden Mademoiselle Duval bereits mit meiner Informantin telefoniert. Die Andeutung, dass Sie mehr über die Hintergründe wissen könnten, machte sie neugierig.«
»So viel zum Thema Zeitverschwendung und gewisse Methoden anwenden«, zischte Zamorra. »Es wäre schlicht und einfach nicht notwendig gewesen!«
Sid Amos schüttelte den Kopf. »Aber es hat auch nichts geschadet.«
»Wovon reden Sie?«, wollte Manner wissen.
»Unwichtig«, gab sich der ehemalige Höllenfürst überzeugt. An Zamorra gewandt, ergänzte er: »Siehst du, er hat es bereits vergessen.«
»Vergessen dürfte wohl kaum das richtige Wort sein«, widersprach Nicole scharf.
Manner grinste schief, offenbar eine seiner typischen Gesten. »Was soll das Gerede?«
»Rufen Sie an«, bat Zamorra. »Und kümmern Sie sich nicht um das, was mein Begleiter sagt.«
Der Journalist tippte eine Nummer ein und ging dann langsam an der Reihe der geparkten Autos entlang. »Frau Berg«, sagte er schließlich in sein Telefon, »wie schön, dass ich Sie erreiche. Der Besuch aus Frankreich ist eingetroffen.« Es folgte eine kurze Pause, dann: »Alles in Ordnung. Wir sind in etwa einer Stunde bei Ihnen.«
Er steckte das Handy weg, zückte stattdessen einen Autoschlüssel und schloss einen uralten silbergrauen Fiat auf. »Alles einsteigen!«
Zamorra und Amos quetschten sich auf die Hinterbank, Nicole nahm neben Manner Platz.
»Ein komfortableres Gefährt habe ich leider nicht zu bieten«, entschuldigte sich der Journalist.
Sie verließen das Parkhaus und das Flughafengelände, wechselten bald auf die Autobahn. Ihre Fahrt führte sie in Richtung Mainz - und geradewegs in die Hölle!
***
»Sandra Berg erwartet uns in ihrer Wohnung«, setzte der Journalist seine Mitfahrer in Kenntnis.
»Wir sind gespannt.« Zamorra fühlte unwillkürlich den Drang, sich irgendwo festzukrallen.
Manner beschleunigte den Fiat auf Höchstwerte und raste auf der Überholspur, dass es überall in dem altersschwachen Fahrzeug klapperte.
»Keine Angst«, riet er, als er im Rückspiegel das angespannte Gesicht sah. »Die Kiste hält einiges aus. In meiner Freizeit bastele ich gerne ein bisschen daran herum.«
»Sehr beruhigend«, gab der Meister des Übersinnlichen wenig überzeugt von sich und ballte die Hände zu Fäusten.
»Da wären wir besser teleportiert«, murmelte Sid Amos so leise, dass nur Zamorra es hörte.
Trotz der Bedenken verlief die Fahrt ohne Schwierigkeiten - von den seelischen einmal abgesehen. Andreas Manner brachte das Vehikel vor einem Einfamilienhaus in einer kleinen Ortschaft zum Stehen.
»Frau Berg bewohnt ein kleines Einliegerappartment. Wir müssen hier die Treppen hinunter.« Der Journalist ging vor, die drei folgten.
»Da kämpfe ich lieber mit Dämonen«, zischte Zamorra Nicole zu. »Lieber einen ordentlichen Fight mit Zombies durchstehen, als hilflos den Fahrversuchen dieses Irrsinnigen ausgeliefert zu sein.«
»So schlimm war's auch wieder nicht.« Nicoles bezauberndes Lächeln ließ die Schrecken der Fahrt wegschmelzen.
Manner erreichte eine Eingangstür im unteren Bereich des an einen Hang gebauten Hauses und klingelte.
Nichts tat sich.
Sie warteten geduldig, dann klingelte der Reporter erneut. Das laute Schrillen war deutlich zu hören, dennoch reagierte in der Wohnung niemand.
Der Journalist murmelte irgendetwas in seinen nicht vorhandenen Bart. »Ich habe doch vorhin noch mit ihr telefoniert. Sie muss zu Hause sein.«
Zamorra
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