Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
1. Schicksalhafte Begegnung
Niklas umklammerte das Lenkrad seines Wagens etwas fester und blinzelte in die tiefschwarze Nacht. Vor den Mond hatten sich dicke Wolken geschoben und die Lichtkegel seiner Scheinwerfer schafften es kaum, die Dunkelheit zu durchdringen.
Immer wieder sah Niklas unheimliche Schatten durch den Lichtschein huschen, die durch die Bäume des dichten Waldes, rechts und links der schmalen, von Schlaglöchern übersäten Straße, hervorgerufen wurden.
Allmählich fragte sich der junge Mann, ob er sich verfahren hatte, doch ein kurzer Blick auf sein Navigationssystem verriet ihm, dass er noch auf dem richtigen Weg war. Seufzend rieb sich Niklas mit einer Hand durch seine brennenden Augen. Es fiel ihm immer schwerer, sich zu konzentrieren. Er wusste genau, dass es unvernünftig war, nicht anzuhalten, um ein wenig zu schlafen. Doch er konnte es einfach nicht, denn der Hass auf die Mörder seines Vaters trieb ihn vorwärts, beherrschte ihn. Niklas spürte, dass er seinem Ziel zum Greifen nahe war, dass seine Jagd nun bald ein Ende haben würde. Die beiden Männer, die er bereits seit einem Jahr verfolgte, hielten sich angeblich in einer kleinen Stadt auf, die nur noch zwei Fahrtstunden von ihm entfernt war. Sein Verstand sagte ihm zwar, dass Rache seinen Vater nicht wieder lebendig machen würde, doch sein Herz war voller Zorn und Wut. Er konnte nur noch daran denken, die Männer zu töten, die seiner Mutter den Ehemann genommen hatten – auch wenn er dadurch selbst zum Mörder werden würde.
Plötzlich fielen vereinzelte Regentropfen auf die Windschutzscheibe, woraufhin Niklas die Scheibenwischer einschaltete. Er bereute es sofort, da sich nun die Überreste der vielen kleinen Fliegen und Käfer, die während der Fahrt gegen seine Windschutzscheibe geprallt waren, zu einer undurchsichtigen Schmierschicht verteilten. Niklas betätigte den Schalter für die Scheibenwaschanlage, doch aus dieser sprühten nur zwei kleine Wasserstrahlen, dann war sie leer.
„Na klasse!“, schimpfte der junge Mann und lehnte sich etwas weiter vor, um, durch die verschmierte Scheibe, die Straße besser erkennen zu können. Allerdings nützte das nicht besonders viel. Niklas blickte zur Seite auf den Beifahrersitz, auf dem eine halbgefüllte Flasche Wasser lag. Er überlegte, ob er damit die Scheibe reinigen könnte, und bemerkte erst im letzten Moment, dass die Straße eine scharfe Rechtskurve machte. Niklas trat auf die Bremse und riss das Lenkrad herum, doch es war zu spät. Sein Wagen stürzte einen zwanzig Meter tiefen Abhang hinunter und riss Büsche, Steinbrocken und Bäume mit in die Tiefe.
Das Erste, was Niklas spürte, als er zu sich kam, waren hämmernde Kopfschmerzen. Er drückte stöhnend eine Hand gegen seine Schläfe und zuckte zusammen, als gleich darauf ein zusätzlicher, stechender Schmerz durch seinen Schädel fuhr. Er ließ seine Hand sinken, öffnete seine Augen und blickte auf etwas, dass wie die Seitenansicht eines Wagens aussah. Genaugenommen sah es wie sein Golf aus, aber warum hing dieser, mit offener Beifahrertür, über ihm?
Niklas zog seine Stirn kraus. Er blinzelte ein paar Mal und betrachtete den Wagen genauer. Er fand es merkwürdig, dass der Motor aus war, aber die Scheinwerfer brannten. Der junge Mann versuchte, sich zu konzentrieren, doch er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Erst als er nach einigen Minuten realisierte, dass die Scheiben des Wagens zerbrochen waren, fiel ihm siedend heiß ein, dass er von der Straße abgekommen war. Er fuhr hoch und sackte mit einem gequälten Aufschrei wieder zurück, als durch seine linke Seite ein brennender, stechender Schmerz schoss, der ihm fast die Sinne raubte. Niklas atmete keuchend ein und aus. Erst als der glühende Schmerz nachließ, hob er vorsichtig seinen Kopf und blickte an sich hinab. Er schluckte, als er einen drei Zentimeter dicken Ast entdeckte, der in seiner linken Seite steckte.
‚Scheiße!’
Er ließ matt seinen Kopf zurücksinken und atmete mehrmals tief durch, um seine aufkommende Panik niederzukämpfen. Niklas ging davon aus, dass er auf sich allein gestellt war, da er in der letzten Stunde keinem anderen Auto begegnet war. Und selbst wenn in dieser frühen Morgenstunde ein Wagen vorbeikommen sollte, würde der Fahrer ihn von der Straße aus unmöglich sehen können.
Ein leises Knarren lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Wagen und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass dieser nur von einigen dicken Ästen zweier
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