0848 - Spionin der Hölle
gelangen können.«
Zamorra drehte sich einmal um seine eigene Achse. Dann konnte er nur zustimmend nicken. Ihm erging es da nicht viel besser. Armakath, die weiße Stadt in den Schwefelklüften, war auch für ihn äußerst verwirrend. Van Zant und er waren ganz in der Nähe des Haupttores angekommen. Zamorra hatte es sich nicht nehmen lassen, einen Blick auf die Umgebung der Stadt zu werfen - außerhalb der weißen Mauer tat sich nichts.
Eine erstaunliche Tatsache, denn zumindest mit einzelnen Höllenbewohnern hatte Zamorra dort schon gerechnet. Neugierige, die von Armakath angezogen wurden, Diebespack, das hier Beute roch, vielleicht sogar Vorposten der Schwarzen Familie. Nichts von alledem war zu sehen.
Dabei war sich Zamorra sicher, dass die Anwesenheit der riesigen Stadt ein brodelnder Unruheherd in der Spitze der Höllenhierarchie war, ein Giftpfeil, den man ganz sicher bald aus der Wunde ziehen wollte.
Es konnte nicht anders sein.
Stygia und Konsorten mussten ganz einfach vor Wut kochen, wenn sie die Dreistigkeit betrachteten, mit der die Stadt hier ihren Standort gewählt hatte. Staat im Staate - fremde Magie im Herzen der Schwarzmagischen Führungsriege - ein unglaublicher Vorgang, die schiere Provokation.
Doch die bisherigen Übergriffe, die auf Armakath stattgefunden hatten, waren mehr als halbherzig zu nennen. Der einzige ernstzunehmende Angriff hatte im Grunde nicht einmal der Stadt selbst gegolten, sondern war wohl eher als groß angelegtes Ablenkungsmanöver zu bezeichnen. Nicht auf die weiße Stadt hatte man es abgesehen gehabt, sondern auf ihn, auf Professor Zamorra. Der Plan, ihn durch eine magisch absolut neutrale Person töten zu lassen, war perfekt aufgegangen.
Zamorra war gestorben… definitiv. Der Gedanke daran jagte ihm auch jetzt noch Frostschauer über den Rücken. Nur durch die schnelle Reaktion der Wächterin Armalíaths konnte dieser Prozess umgekehrt werden. Sie hatte Zamorra in den scheinbar endlos tiefen Schacht der Stadtwurzel werfen lassen. Die Wurzel - der Ursprung einer jeden weißen Stadt, von denen im gesamten Universum wohl unzählige zu existieren schienen. Zumindest war das der Eindruck, der sich dem Parapsychologen aufdrängte.
Im Wurzelschacht - näher dem Tod als der Ahnung von einem Leben - hatte Zamorra erste vage Eindrücke in sich aufgenommen. Was war der Zweck einer Stadt wie Armakath? Eine wachsende, sich selbst produzierende Stadt, deren schneeweiße Gebäude aus den Seelen von Lebewesen geformt wurden. Ein magischer Prozess, den Zamorra hätte beenden müssen, sicher - doch die Stadt hatte sich in keiner Weise als feindselig gegenüber dem Zamorra-Team gezeigt.
Ein starkes Bollwerk inmitten von Feindesland. Rechtfertigte diese Tatsache die Billigung der Stadt? Zamorra wusste, dass dies ein Konflikt in sich war. Doch er schob ihn von sich fort. Irgendwann stand auch hier eine Entscheidung für ihn an, doch solange andere Probleme so hart drücken, wollte er diese Frage unbeantwortet lassen.
Ein Fehler? Vielleicht… wahrscheinlich sogar. Doch Zamorras Bewusstsein war so von einer anderen komplexen Sache ausgefüllt, dass für Armakath nur ein geringer Teil seiner Aufmerksamkeit blieb.
Das Buch mit den 13. Siegeln…
Nichts war ihm mehr wichtiger. Nichts!
Im Laufe der letzten Wochen und Monate hatte sich sogar erwiesen, dass selbst elementare Wesenszüge, die seine Person ausmachten, durchaus ihre Gültigkeit verlieren konnten.
Gier nach Macht.
Verrat an Freunden, ja selbst an seiner geliebten Gefährtin Nicole Duval.
Und in letzter Konsequenz: Die Bereitschaft zu töten, sinnlos zu morden.
Professor Zamorra hatte all dies an sich kennengelernt. Wenn er heute tief in den Spiegel seiner selbst blickte, dann erkannte er den Menschen oft nicht mehr, der ihn von dort aus anblickte.
Vielleicht war das der unterbewusste Grund dafür, dass er sich wieder einmal einen Bart stehen ließ: zu zeigen, dass er ein anderer war. Wenn, dann funktionierte das bei van Zant zumindest nicht. Der hatte mit keiner Silbe auf den ungewohnten Anblick reagiert.
Zamorra war nicht mehr er selbst! Doch auch das konnte ihn nicht davon abbringen, weiter nach den letzten Geheimnissen zu forschen, die das Siegelbuch noch vor ihm verbarg.
Er wusste es nur zu genau - erst nach dem Bruch des 13. Siegels würde er Ruhe finden können. Auch wenn ihn hinter dem letzten Siegel vielleicht nur der eigene Tod erwarten mochte.
Zamorra schüttelte die Gedanken ab und versuchte, sich wieder
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