0848 - Spionin der Hölle
Abend war das in erster Linie die Kaffeemaschine. Das Model stillte ihre Gier nach dem Heißgetränk ausgiebig, auf das sie so lange hatte verzichten müssen.
Der Abschied aus der Hölle war ihr wahrlich nicht schwergefallen. Die Ausnahme war die Trennung von Quietly, der ihr auf seine stumme Art mitteilte, dass er bleiben wollte. Die Trennung war für Yola wirklich nicht leicht. Doch irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie Quietly nicht zum letzten Mal gesehen hatte. Sicher würde sie nie vergessen, dass er ihr beim Sturz in den Wurzelschacht das Leben gerettet hatte.
Galinas Tod schmerzte. Der Grund, warum die Amazone all ihre Grundsätze über den Haufen geworfen und-Yola geholfen hatte, ihr Kind zu retten, war sicher in dem letzten Satz zu finden, den die sterbende Kriegerin gesagt hatte.
Sie war Mutter gewesen - und eine Mutter sollte der anderen helfen. Niemand durfte Mutter und Kind gewaltsam voneinander trennen, niemand! Auch keine Fürstin der Finsternis. Yola hätte Galina gerne zur Freundin gehabt…
»Cloe schläft jetzt.« Brik hatte sofort sein Gästezimmer für-Yola und Cloe hergerichtet. Als er den Raum betrat, den noch vor kurzer Zeit Sabeth bewohnt hatte, war ihm erst richtig klar geworden, was alles geschehen war. Er würde die Königin der Asanbosam sehr vermissen.
Doch wenn er den Gedanken zu Ende dachte, dann kam er zu einem ganz anderen Ergebnis: Nun hielt ihn nichts mehr hier in Deutschland. Seltsam, aber Freude oder Erleichterung wollte nicht in ihm aufkommen.
»Wo soll ich nun nur hin?« Yola setzte die Kaffeetasse ab. »Zurück nach New York? Tun, als wäre nichts geschehen?«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Keinesfalls. Du bist magisch neutral. Doch dort würden sie dich dennoch finden. Und damit auch dein Kind. Nein, du musst für eine gewisse Zeit untertauchen.« Der Parapsychologe blickte zu Brik. »Zum Beispiel hier.«
Der Engländer hob die Augenbrauen. »Das gäbe ein Getratsche. Ich höre die Dorfdamen schon: ›Jetzt hat der Brik schon wieder eine andere bei sich wohnen… und auch noch mit Kind!‹« Sein Gag erntete nur ein schiefes Lächeln bei Zamorra. »Natürlich bleiben Yola und Cloe hier, solange sie wollen. Das ist überhaupt keine Frage. Zumindest doch so lange, wie ich noch hier wohne.«
Die folgende Ernte war ertragreicher, denn die schöne Frau, das nun nahezu glatzköpfige Model, schenkte ihm ein Lächeln, das verflixt tief in Brik hineinging.
Zamorra war zufrieden. »Bei Brik bist du sicher, denn er spürt schwarzmagische Aktivitäten. Ich bin mir aber sicher, dass Stygia dich hier in Deutschland kaum suchen dürfte. Sie ist nachtragend, sehr nachtragend sogar. Du musst also dennoch auf der Hut sein. Ich hoffe sehr, deine Tochter kommt mit dem klar, was sie erlebt hat.«
Yola nickte. »Ich glaube, sie hat das alles für einen riesigen Freizeitpark gehalten. Die seltsamen Tiere… sie hat vor dem Einschlafen nur davon gesprochen. Mit etwas Glück vergisst sie das alles. Sie ist erst fünf Jahre alt.«
Alle wandten erstaunt die Köpfe, als Artimus' Stimme von Fenster her erklang. »Was geschieht mit Armakath? Welche Bedeutung hat diese Stadt - was bedeute ich für sie?«
Zamorra war sich nicht sicher, ob der Physiker mit der letzten Frage die weiße Stadt oder die Wächterin gemeint hatte.
Doch da waren noch mehr Fragen übrig geblieben, die van Zant auf der Zunge brannten. »Wann werden die Urbanen erscheinen? Wer oder was sind sie?« Artimus van Zant wandte sich seinen Zuhörern zu. »Vor allem, was sind ihre Pläne? Was haben sie vor…?«
***
Die riesigen Flügel der hohen Tür wurden förmlich nach innen geschlagen.
Sofort war ein Dutzend Froschaugen zur Stelle, die den Eingang streng zu bewachen hatten.
Doch sie griffen die Eindringlinge nicht an, sondern wichen zurück. Verunsichert blickten deren Hauptleute nach hinten - hin zu dem großen Thron, auf dem sich die halb nackte Fürstin räkelte.
»Wer möchte sein Dasein beenden, indem er hier eindringt?«
»Wir!« Die Stimme war markant. Sie gehörte einer Frau, die von sich behaupten konnte, nichts und niemanden zu fürchten. Neffia führte den größten Stamm der Amazonen, und das bereits seit beinahe drei Jahrzehnten. Sie war noch sehr jung gewesen, als der Tod ihrer Mutter sie in diese Position gebracht hatte. Und niemand hatte sie ihr in all diesen Jahren streitig machen können. Wenn doch, dann lebte diese Person nicht mehr. Einen zweiten Versuch gewährte Neffia
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