0848 - Spionin der Hölle
auf das zu konzentrieren, was den Grund seines und van Zants Anwesenheit in der weißen Stadt ausmachte.
Im Grunde waren es zwei verschiedene Anliegen. Artimus van Zant suchte nach Wissen. Dem Wissen um das, was die Wächterin Armakaths ihm prophezeit hatte.
»Schild und Speer - du trägst beide in dir. Du bist ein großer Krieger,; auch wenn du es jetzt noch nicht weißt. Vielleicht wirst du ja einmal für Armakath kämpfen. Wer weiß es schon?«
Ein großer Krieger… als der Anschlag auf Zamorra verübt wurde, hatte sich der eine Teil dieser Weissagung bereits erfüllt, denn van Zant war plötzlich in der Lage gewesen, das riesige Loch in Armakaths Mauer zu versperren, durch das die Höllenbrut in die Straßen der Stadt strömte.
Etwas hatte sich konvex wie eine Linse vor Artimus' Mitte gebildet, und dieses Etwas besaß keine feste Form. Es hatte sich ohne Unterlass verändert, war ständig in Bewegung gewesen. An den Rändern glühte es in reinstem Weiß, doch seine Innenfläche war tief schwarz gezeichnet. Es war auf eine unwirkliche Art mit dem Physiker verbunden, auch wenn es ihn nicht berührt hatte. Ein Schild, dessen Ausdehnungen Artimus nach Belieben verändern konnte. Ein Schild, dessen Berührung die Höllischen zu fürchten schienen.
Schild und Speer. Beides sollte er in sich tragen. Dieser Schutzschild hatte sich danach nie wieder gebildet. War das nur innerhalb einer weißen Stadt möglich? Vor allem - was mochte der Speer sein? Artimus wollte antworten. Er würde nicht die ganze Wahrheit von der Wächterin erfahren. Artimus war sich ziemlich sicher, dass sie sich wieder einmal mehr oder weniger in Rätseln ergehen mochte. In der Zwischenzeit hatte sich der eher nüchtern denkende Südstaatler daran gewöhnt, dass Klartext in gewissen Kreisen nicht unbedingt angesagt war. Geheimniskrämerei…
Doch zumindest hoffte er, dass er der Sache ein weiteres Stück mehr auf den Grund gehen konnte. Na ja, und dann war da noch etwas, das er nicht so ohne Weiteres zugegeben hätte. Die Wächterin war eine unglaublich schöne Frau. Artimus war kein Spinner, kein verliebter Gockel, den die Blindheit übermannt hatte - dennoch freute er sich darauf, die Wächterin wiederzusehen. Zamorra gegenüber erwähnte er das aber mit keinem Wort.
Man würde ja schließlich noch ein wenig träumen dürfen…
Tief in sich glaubte er, Khira Stolt leise lachen zu hören. Khira hätte sich köstlich über die Anwandlungen des Physikers amüsiert. Ganz sicher hätte sie es ihm nicht verübelt. Er konnte nicht den Rest seines Lebens ausschließlich von den Erinnerungen an die kleine Finnin leben. Mit diesem Gedanken musste er sich anfreunden. Noch wollte ihm das nicht so recht gelingen.
Zamorra hatte dem Ansinnen des Freundes, einen Abstecher nach Armakath zu machen, schnell nachgegeben. Jede Ablenkung konnte ihm nur guttun. Auch er hatte einiges mit der Wächterin zu besprechen. Was wusste die schöne Frau, die über das Meer von leeren Häusern und den schwarzen Flammen auf deren Dächern wachte, von den Bewohnern?
Kannte sie die Urbanen , wie die Wurzel die wohl rechtmäßigen Eigentümer von Armakath genannt hatte? Bei einem Testflug mit dem Spider, dem Raumschiff der längst vergangenen Rasse der Meeghs, hatten Zamorra und die Seinen die Silberwelt der Carrier entdeckt, einem Volk, das seit Generationen durch das All havarierte. Längst hatten sie vergessen, dass sie sich auf einem mächtigen Raumtransporter befanden. Die Silberwelt war ihre Heimat… etwas anderes gab es nicht.
In den mächtigen Lagerräumen der Silberwelt hatte einst eine Ware gelagert, die vernichtet worden war. Eine Ware? Oder waren es die Urbanen gewesen, auf dem Weg zu einer der weißen Städte?
Vieles sprach dafür. Wenn die Wächterin mehr wusste, wollte Zamorra ihr diese Informationen entlocken. Eine drohende Gefahr, auch wenn sie vielleicht noch so weit entfernt war, wenn sie unter Umständen niemals akut werden mochte, musste dennoch erkannt werden. Wissen, so viel man nur sammeln konnte, war das einzige probate Mittel, um nicht irgendwann völlig hilflos vor einem eventuellen Gegner zu stehen, der aus dem Nichts heraus erschien.
Armakath war eine Stadt der Stille. Außer der Wächterin gab es hier kein einziges Lebewesen. Nicht einmal die geflügelten Kreaturen der Hölle - welcher Art sie auch immer sein mochten -konnten in den Straßen der Stadt landen, denn eine Kuppel aus Magie schützte den gesamten Luftraum, so wie die Mauern der
Weitere Kostenlose Bücher