0849 - Schattengesicht
es im Mahlstrom der Zeiten und traf dabei auf den Schattenkämpfer. Er nannte mir deinen Namen, aber du hast ebenfalls versagt. Du hättest sie retten können, um herauszufinden, wer sie ist. Dann wäre dir nichts anderes übriggeblieben, als sie zu töten, denn meine Zwerge schafften es auch nicht. Sie gehorchten sogar ihr, weil die Macht der Mutter der stärkere Teil in ihr war und mich immer mehr zurückdrängte. Ich weiß, daß sie sich bald gegen mich stellen wird, um mich zu vernichten. Sie will den Herrn der Legenden ausradieren. Noch habe ich Kraft, mich dagegen zu stemmen, aber ich schaffe es leider nicht, sie zu vernichten, und du hast es auch nicht getan.«
Ich war froh darüber, daß er eine Pause einlegte, so konnte ich rekapitulieren, was hier alles vorgefallen war.
Er war Guywanos Bruder. Damit hätte ich nie und nimmer gerechnet. Dieser Eröffnung hatte mich wie ein Blitzstrahl erwischt.
Ferner hatte er mit einer Person aus dem Umkreis der mächtigen Dämonin Lilith ein Kind gezeugt, das nicht sein Erbe antrat.
Ich schaute ihn an.
»Hast du es begriffen?«
»Ja. Aber ich frage mich, weshalb du mich verflucht hast.«
»Ich mußte ein Versprechen einlösen.«
»Wem gegenüber?«
»Mir selbst. Ich habe mir das Versprechen gegeben, denjenigen zu verfluchen, der es nicht schafft, meine Tochter zu töten. Ich habe lange nach dieser Person gesucht, und ich habe auch schon anders gedacht. Damals wollte ich denjenigen belohnen, der meine Tochter tötet. Ich habe keinen gefunden, aber mein Plan änderte sich. Ich habe mir geschworen, denjenigen nicht mehr zu belohnen, sondern zu bestrafen, und das Versprechen halte ich.«
»Zusammen mit deinen Zwergen, den Mördern.«
»Sie wurden mir noch mitgegeben. Sie sind eine besondere Brut und stammen aus Aibon. Ein kleines Geschenk dieses Landes und auch meines Bruders. Sie sind meine Beschützer, und sie kümmern sich um zu neugierige Personen. Was ist leben, was ist sterben? Beides gehört zusammen, beides ist in diesen Kreislauf integriert…«
»Was ist mit deiner Tochter?«
»Sie ist ein Bastard, ein weiblicher Bastard.«
»Sollte ich sie retten oder töten?«
»Erst retten, dann töten.«
»Das hätte ich nie getan, verdammt!«
»Doch, doch!« schrie er, und sein magerer Arm zuckte vor und zurück. »Doch, du hättest sie getötet, denn dir wäre an ihr sehr bald etwas aufgefallen.«
»Und was, bitte?«
»Daß sie, meine Tochter Erica, eine Kreatur der Finsternis ist. Ihre Mutter hat diese Urdämonin geboren, denn Liliths Kraft war größer…«
***
Shao und Suko hörten John Sinclair und auch Zacharias sprechen. Beide aber waren nicht zu sehen, nur ihre Stimmen hallten fahnengleich zu ihnen herunter.
Dafür sahen wir etwas anderes. Zwerge.
Die kleinen, bösen Wichte tauchten überall auf. Das Gelände innerhalb dieser magischen Zeitzone war nicht flach. Es gab Mulden, die diesen tödlichen Wichten Deckung boten.
Beide standen dicht zusammen und hielten die Köpfe in eine Richtung gedreht. Sie wollten herausfinden, wo sich ihr Freund aufhielt, aber das Innere dieser gewaltigen Felswand stieg einfach zu stark an, zudem nahm ihnen der Schatten einer wuchtigen Wand einen Großteil der Sicht.
»Das ist bewußt so gemacht worden«, sagte Shao leise. »Man hat uns von ihm getrennt.«
»Für uns sind die Zwerge.«
»Sehr richtig, Suko, und deshalb solltest du auch an den Schäfer denken. Sie kennen keine Gnade.«
Das befürchtete der Inspektor auch. Noch waren sie zu weit entfernt, um echt gefährlich zu werden, aber die bösen Gestalten näherten sich unaufhörlich, und sie stellten es geschickt an. Wer aus dem Teil Aibons kam, der von Guywano beherrscht wurde, kannte nur die Vernichtung und das Sterben.
Machetenstahl schimmerte. Manchmal kratzte das Metall auch über das Gestein.
Das Licht war zwar gut, aber nicht so perfekt, als daß Shao und Suko alles hätten erkennen können.
Sie sahen aber den Gnom, wie er plötzlich auf einen Felsbuckel kletterte und über ihnen war. Dort richtete er sich auf, sein breites, an eine übergroße Kartoffel erinnerndes Gesicht verzerrte sich vor Wut, und er holte aus.
»Deckung!«
Mehr brachte Suko nicht hervor, denn der Gnom hatte die Machete geschleudert. Im schrägen Winkel wirbelte die Waffe auf Suko und Shao zu, die beide am Boden lagen, in die Höhe schielten und dabei erkannten, daß sich die Machete noch um die eigene Achse drehte.
Plötzlich kippte sie aus dem Flug nach unten, und Shao war
Weitere Kostenlose Bücher