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0849 - Sprung über den Abgrund

Titel: 0849 - Sprung über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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lassen.
    Ich muß ihnen den Hypersender zur Verfügung stellen, wenn sie einen entsprechenden Antrag stellen.
    Also soll Soltown entscheiden! Ich bin sowieso der Meinung, daß der Prätendent sich um diese Entscheidung nicht mehr allzu lange drücken kann."
    „Sie haben nicht vor, den Leuten ins Gewissen zu reden?" erkundigte sich Kershyll Vanne.
    „Den Wissenschaftlern? Auf gar keinen Fall! Es gibt nur ein einziges Argument, mit dem ich ihnen wirkungsvoll entgegentreten könnte, und das muß ich für mich behalten."
     
    *
     
    Julian Tifflor, Prätendent des Neuen Einsteinschen Imperiums, hatte eine Reihe von Ratgebern. Sie gehörten nicht eigentlich seinem Kabinett an, waren jedoch wie die Minister und Staatssekretäre jeweils einem bestimmten Fachressort zugeordnet.
    Nur einer der Ratgeber des Prätendenten verstand alle Ressorts gleichzeitig und war ein Experte in jedem.
    Für diesen Zweck war er geschaffen worden: Henry, eine biopositronische Maschine mit hoher Intelligenz, ein Produkt der Vario-Serie, jedoch nicht so hochgezüchtet wie Anson Argyris, der ehemalige Kaiser von Olymp. Henry war ein Vario-211.
    Henry ging als Mensch verkleidet. Er war knapp sechs Fuß groß und hatte ein recht athletisches Aussehen. Als er aus der Produktionsstätte kam, war er außerdem noch mit einem markanten Gesicht und vollem, schwarzem Haar ausgestattet gewesen.
    Dies im Verein mit ungewöhnlich ausdrucksvollen braunen Augen hatte ihn im Handumdrehen zum Liebling der Frauen gemacht, was Julian Tifflor sehr zur Verlegenheit gereichte, denn er wollte nicht bekannt werden lassen, daß es sich bei Henry um einen Roboter handelte.
    Also war Henry in die Werkstatt zurückgeschickt und dort mit einer Glatze, einem dümmlichen Gesicht und nichtssagenden, blaßblauen Augen ausgestattet worden.
    Henry der Erste blieb verschwunden, sehr zum Mißvergnügen der weiblichen Mitglieder des Stabes.
    Henry der Zweite dagegen war völlig ungefährlich. Keine Frau schenkte ihm mehr als einen Blick.
    Henry stand in diesem Augenblick vor Julian Tifflors Arbeitstisch. Der bionische Teil seines Bewußtseins verlieh ihm die Fähigkeit, Gefühle wenigstens nachzuempfinden. Henry machte ein bekümmertes Gesicht. Er erklärte: „Es steht um deine Popularität nicht zum Besten, Julian."
    Er war es gewohnt, den Prätendenten auf informelle Art anzureden, solange sie sich alleine befanden.
    „Ich nehme an, es hängt mit PILGERVATER zusammen, wie, Henry?" erkundigte sich Tifflor.
    „Da hast du recht. Der Gegner hat die Phase der Verstörung überwunden und geht jetzt zum Angriff über, indem er dich und das Unternehmen PILGERVATER lächerlich macht."
    „Hat er damit Erfolg?" fragte Tifflor.
    „Beachtlichen."
    „Hm", machte Tifflor.
    Er zog die Tastatur eines Datensichtgeräts zu sich heran. Beiläufig, fast spielerisch tippte er ein paar Tasten.
    Daten erschienen auf der kleinen Bildfläche. Sie betrafen die Ausstattung der EX-1950.
    „Henry, ich möchte, daß du etwas für mich tust!" sagte er plötzlich. „Verabrede dich der Reihe nach mit den Chefs der vier großen Nachrichtenfirmen. Erkundige dich, ob sie gewillt sind, mir eine Stunde Nachrichtenzeit für eine wichtige Erklärung zur Verfügung zu stellen."
    „Wann?"
    „Das weiß ich nicht. Irgendwann im Lauf der kommenden fünf Wochen."
    „Um welche Tageszeit?"
    „Das weiß ich auch nicht. Es kommt auf die Umstände an. Wenn die Leute auf dein Ersuchen eingehen, dann müssen sie darauf gefaßt sein, daß ich mitten in eine ihrer Sendungen hineinplatze."
    Henry kratzte sich in durchaus menschlicher Manier hinterm Ohr.
    „Das wird schwer sein", meinte er. „Wenn sie fragen, worum es geht?"
    „Sag ihnen, es hat etwas mit PILGERVATER zu tun."
    „Das mag helfen. Trotzdem weiß ich nicht..."
    „Versuch's, Henry!" drängte Tifflor. „Mach sie glauben, daß meine Ankündigung womöglich zum Inhalt haben könne, PILGERVATER sei ein für allemal gestorben."
     
    *
     
    Nachdem Henry gegangen war, stellte Julian Tifflor eine Relaisverbindung mit der EX-1950 her. Er bekam Coden Gonz vor das Sichtgerät.
    „Haben wir wenigstens eine Ahnung, wann die Erde ins Solsystem zurückkehren wird?" fragte er.
    „Ich bedaure außerordentlich, Sir", antwortete Gonz, „aber mit dieser Frage sind Sie bei mir nicht an der richtigen Adresse. Ich habe jedoch den Fachmann neben mir sitzen ..."
    Das Bild schwenkte. Kershyll Vanne erschien.
    „Wir besitzen keine verläßliche Information", erklärte er. „Wir

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