0849 - Sprung über den Abgrund
gehen wird", grinste Sante Kanube.
„Das glauben sie nicht", antwortete Walik Kauk. „Sie halten unsere düsteren Prophezeiungen für Bluff."
„Wir könnten sie zwingen", schlug Jan Speideck vor.
„Mit welchem Recht?" fragte Kauk.
„Mit dem Recht dessen, der es besser weiß!"
Walik Kauk schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht.
„Das war schon immer ein mieses Recht", brummte er.
„Wenn Bosketch und seine Leute hier bleiben wollen, dann müssen wir sie hier lassen."
Keine der Frauen hatte sich bis jetzt an der Unterhaltung beteiligt. In diesem Augenblick meldete sich Vleeny Oltruun zum ersten Mal zu Wort.
„Ich sehe nicht so recht ein, warum man sich über die Bosketch-Leute so sehr den Kopf zerbrechen muß", erklärte sie.
„Schön - sie glauben nicht, daß es auf der Erde drunter und drüber gehen wird. Also lassen wir sie.
Wenn sie den ersten G-Wirbel am eigenen Leib erlebt haben, werden sie anderen Sinnes werden und so schnell wie möglich in Richtung Luna ausreißen!"
Sie sah herausfordernd in die Runde. Jentho Kanthall lächelte.
„So einfach ist das nicht, Vleeny", widersprach er. „Außer G-Wirbeln setzt Medaillon noch eine Menge anderer unerfreulicher Dinge in die Welt, während sie zum „black hole" zerfällt.
Es wird zu hyperenergetischen Eruptionen kommen, die mit den Transmitterverbindungen zwischen Erde und Mond interferieren.
Wenn wir die Installationen nicht gefährden wollen, müssen wir die Transmitter abschalten, bevor es richtig ernst wird."
Vleeny blickte betroffen vor sich hin.
„Ach, so ist das!" murmelte sie.
In diesem Augenblick ergriff einer das Wort, von dem man bislang überhaupt noch nichts gehört hatte.
Er stand in einer Ecke des Raumes. Er war mittelgroß und hatte einen Kahlkopf.
Die Augen blickten mitunter merkwürdig starr. Das Seltsamste an dem Geschöpf aber war seine Kleidung.
Sie schien früher aus einer gelbbraunen Uniform bestanden zu haben. Die Uniform war mit der Zeit in Stücke gegangen.
Anstatt sie gegen ein anderes Kleidungsstück auszutauschen, hatte der Eigenartige sie zu flicken begonnen - mit allem, was er gerade finden konnte. So bestand seine Montur nun aus gelbbraunem Untergrund mit Dutzenden von aufgesetzten Lappen aller Größen und Farben.
Nichtsdestoweniger gab sich das merkwürdige Wesen mit großer Würde. Dabei fühlte es sich nicht gestört, wenn andere Leute auf die Erhabenheit seiner Erscheinung mit respektlosem Grinsen reagierten.
Das war besonders dann der Fall, wenn das Wesen zu sprechen begann. Denn es verfügte über eine Stimme, deren durchdringender, blecherner Klang zu den kuriosen Flicken weitaus besser paßte als zu der würdevollen Haltung.
„Ich habe die Angelegenheit logisch analysiert", erklärte das Wesen und registrierte, daß sich alle Versammelten zu ihm umwandten. „Ausgehend von der Erkenntnis, die mein Freund Walik gewonnen hat - daß wir nämlich kein Recht haben, die Bosketch-Leute zum Mitgehen zu zwingen -, bleibt nur noch die Überlegung, wie man diese Leute in ihrem Mangel an Einsicht vor ernstzunehmendem Schaden bewahren kann.
Wir verfügen über ein ausgefeiltes Warnsystem für G-Wirbel, das wir dem hervorragenden Wissenschaftler Hamiller verdanken.
Leider jedoch sind die Bosketch-Leute zu wenig ausgebildet, um sich die Vorteile dieses Systems zunutze machen zu können.
Also muß außer ihnen jemand zurückbleiben, der über genügend Ausbildung verfügt, um das Warnsystem zu ihrem Nutzen einzusetzen.
Man muß nun zu analysieren beginnen, wer dieser Jemand sein soll. Ausgehend von der Erkenntnis, daß ..."
Sailtrit Martling, die ehemalige Ärztin, war mit einem Ruck aufgesprungen.
„Du kommst jetzt entweder sofort zur Sache, Augustus", schrie sie den Geflickten an, „oder ich schalte dich ab!"
Augustus, der frühere Ka-zwo, verlor kein Quäntchen seiner Würde.
„Wenn ich dich richtig verstehe, Schwester Sailtrit, möchtest du, daß ich meine Schlußfolgerungen vorlege, ohne die einzelnen Phasen der Analyse zu präsentieren?"
„Spuck's schon aus!" fauchte Sailtrit. „Und im übrigen bin ich nicht deine Schwester!"
Bilor Wouznell, ihr angetrauter Mann, faßte die Aufgebrachte behutsam am Ärmel und zog sie auf ihren Sitz zurück. Inzwischen fuhr Augustus ungerührt fort: „Es gibt nur einen, auf den die Wahl fallen kann, und das bin ich!"
Die Versammlung kam nicht mehr dazu, auf Augustus' Angebot zu reagieren. Das einzige Mitglied der Terra-Patrouille, das an der
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