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085 - Von den Morlos gehetzt

085 - Von den Morlos gehetzt

Titel: 085 - Von den Morlos gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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hörten wir plötzlich das Nahen einer neuen Gruppe. Dicht neben uns befand sich eine düstere Mauernische, vor der einige hohe Felsbrocken aus dem Boden wuchsen.
    „Los!“ sagte ich hastig. „Da hinein! Sie sind schon ziemlich nahe.“
    Wir huschten auf die Nische zu, umrundeten einen der schweren Gesteinsbrocken und kauerten uns dahinter ins schützende Dunkel.
    „Was ist?“ flüsterte Ben.
    „Wie – was ist’? Was meinst du damit?“
    „Du hast mich doch angestoßen.“
    Ich blieb unbeweglich stehen. Kalt kroch es mir den Rücken hoch. Behutsam griff ich nach der Eisenstange, die immer noch in meinem Gürtel steckte, zog sie vorsichtig heraus und suchte nach dem Schalter der Lampe.
    „Ich hab dich nicht angestoßen“, antwortete ich. „Ich glaube, wir sind nicht mehr alleine, Ben.“ Im gleichen Augenblick wirbelte ich herum und ließ den Scheinwerfer aufflammen.
    Die Kreatur stieß einen spitzen, schrillen Ton aus, ließ den Stein fallen, den sie über Bens Kopf geschwungen hatte, und riß die kleinen Hände schützend vor die geblendeten Augen. Der Stein prallte auf Bens Schulter, der aufstöhnend zur Seite kippte, während die furchtbar fette, glatthäutige Kreatur quiekend zurücktaumelte.
    In diesem Augenblick schlug ich zu.
    Hart sauste das Montiereisen auf den Kopf herunter, versank in einer weichen Fleischmasse, aus der plötzlich dickes, gelbes Blut spritzte. Wieder dieser helle, angstvolle Schrei. Die Hände sausten herab, wollten nach mir greifen, aber das gleißende Licht ließ keine Gegenwehr zu. Die Kreatur riß die Hände ein zweites Mal schützend vor die Augen, brach auf die Knie, und ich schlug erneut zu.
    Nun stand auch Ben wieder auf den Beinen. Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, wie er die Pistole hob.
    „Nicht schießen!“ rief ich. „Der Schuß ist hier unten kilometerweit zu hören.“
    Nach dem dritten Schlag klatschte das Wesen mit dem Gesicht hart auf den Boden. Schrilles Quieken begleitete den schrecklichen Aufprall, dann wurde es wieder still. Nur der zuckende, fleischige Körper zeugte noch davon, daß hier eben ein furchtbarer Kampf stattgefunden hatte.
    Keuchend ließ ich das Eisen wieder sinken.
    „Eine Sekunde später, und wir wären jetzt beide tot“, sagte ich heftig atmend. „Es muß dort im Dunkel gestanden und auf uns gewartet haben.“
    „Du meinst – sie wissen, daß wir da sind?“
    Ich sah erschüttert auf den zuckenden Körper zu meinen Füßen.
    „Ja“, sagte ich mit Nachdruck. „Und wenn sie es nicht wußten – nun wissen sie es ganz bestimmt.“
    Sie schlurften in Viererreihen um die Biegung. Klägliches Wimmern war zu hören. Langsam, durch ihren Gang greisenhaften Pinguinen ähnlich, zogen sie mit gesenkten Köpfen an unserem Versteck vorbei.
    Der lange Zug schien nicht abzureißen. Es waren Hunderte, die da keine fünf Meter von uns entfernt in stiller Ergebenheit dahintrotteten. Als die Menge der wogenden Leiber schließlich weit vor uns im rötlichen Nichts des Gewölbes verschwand, waren über zwanzig Minuten vergangen.
    „Die Reuigen“, sagte Ben erschüttert und richtete sich auf. „Ich gäbe etwas drum, wenn das alles nur ein schlechter, makabrer Traum wäre.“
    Ich leuchtete mit der Lampe auf den noch immer zuckenden Leib der Kreatur, die uns vorhin im Dunkeln angefallen hatte. Verblüfft stellten wir fest, daß sich die ekelhaft gelbblutenden Wunden wieder geschlossen hatten.
    „Sie sind nicht totzukriegen“, sagte ich leise und wandte mich angewidert ab. „Komm, gehen wir weiter. Aber wir müssen jetzt noch mehr auf der Hut sein.“
    Wir nahmen unsere Sachen vom Boden auf, vergewisserten uns noch einmal, ob niemand in dem Gewölbe umherstrich und huschten dann aus unserem Versteck, um der langen Kolonne zu folgen.
    „Sieben Uhr“, stellte Ben fest. „Über uns sind die Straßen jetzt vollgestopft mit Autos.“
    Über uns! Unter welcher Straße, welchem Platz oder Gebäude befanden wir uns wohl in diesem Augenblick? Wie tief lag dieses, nach oben endlos scheinende Gewölbe unter der Erde? Und wo mochte Laura in diesem Augenblick sein?
    Fragen über Fragen. Der Gedanke an Laura und ihr ungewisses Schicksal trieb mich voran.
    Da blieb Ben plötzlich stehen.
    „Was ist?“
    Er deutete auf einen der einmündenden Gänge.
    „Es kommen wieder welche, Rob.“
    Ja, da war es wieder, dieses helle Zirpen. Ich leuchtete in eine der Nischen, dann hatte ich eine bessere Idee.
    „Vielleicht sind es wieder Hunderte, Ben. Da sie keine

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