Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
085 - Von den Morlos gehetzt

085 - Von den Morlos gehetzt

Titel: 085 - Von den Morlos gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
Vom Netzwerk:
Notiz von uns nehmen, ist es doch reine Zeitverschwendung, wenn wir uns vor ihnen verkriechen.“
    Ben sah mich entgeistert an.
    „Du bist verrückt, Rob! Was hast du vor?“
    „Höre“, sagte ich fest. „Ich werde mit ihnen gehen. Es ist vielleicht die einzige Möglichkeit, Laura zu finden. Du brauchst nicht mitzukommen, ich bin dir deswegen nicht böse, Ben.“
    Ich wußte, daß sein Gesicht bei meinem Vorschlag die letzte Farbe verloren hatte, auch wenn der rötliche Lichtschimmer hier unten darüber hinwegtäuschte. Er hatte ebenso Angst wie ich. Doch der Gedanke an Laura ließ mich alles vergessen.
    Er redete erregt auf mich ein. „Wir werden das beide nicht tun, Rob! Wenn wir uns freiwillig in die Gewalt dieser Kreaturen begeben, helfen wir Laura ganz bestimmt nicht. Es wäre reiner Selbstmord, und keiner von uns käme wieder lebend hier heraus. Du kannst von mir halten, was du willst, Rob, aber ich will wieder nach oben.“
    Sie kamen näher, mußten jeden Augenblick aus dem Dunkel des Nebenganges auftauchen. Das hundertfache Fiepen klang bereits schrill und alles beherrschend in meinen Ohren.
    „Also gut“, gab ich nach. „Verkriechen wir uns wieder wie feige Ratten.“
    Bens Einwand hatte sicher nichts mit Feigheit zu tun. Ich wußte, daß es ein Gebot der Vernunft war, so vorzugehen wie bisher. Aber es bereitete Höllenpein, tatenlos hinter einem Stein zu kauern und die kostbare Zeit verstreichen zu lassen.
    Die Ersten bogen jetzt um die Ecke, trotteten wie Lämmer auf uns zu. Ben stieß mich hart in die Seite, wir liefen ein paar Meter weiter, bis wir einen zweiten Gang erreichten, von wo wir die nahende Prozession beobachten konnten.
    Es war das gleiche, wie die anderen Male zuvor. Nur fiel mir jetzt erst auf, daß die Wesen, die in der Mitte gingen, lange, dunkle Gegenstände trugen. Acht der plumpen Gestalten schleppten jeweils einen dieser großen, länglichen Körper. Die anderen trotteten schweigend neben, vor und hinter den Trägern.
    Längliche Körper.
    Alle Bedenken beiseiteschiebend verließ ich den schützenden Mauervorsprung und rannte zu den dahintertappenden Wesen hinüber.
    „Rob!“ hörte ich Ben aufgeregt rufen. „Rob, komm doch zurück, nimm Vernunft an.“
    Ich lief weiter. Fünf, vier, drei Schritte noch, dann stand ich vor der ersten seitlichen Reihe der vorbeimarschierenden Kreaturen. Wie Roboter zogen sie an mir vorüber, blind und taub und wie von einem unsichtbaren Magnet angezogen. Ich hörte das gräßliche Pfeifen ihres Atems und zuckte unter ihren Berührungen zusammen.
    Zwei, drei der Wesen stieß ich beiseite, bemerkte kaum, wie sie zu Boden fielen, wieder aufstanden und sich erneut einreihten. Dann hatte ich mich zu einer der Trägergruppen hindurchgekämpft, wurde plötzlich von dem Strom der Leiber mitgerissen und stolperte mitten unter ihnen auf jenes Ziel zu, das sie mit unwiderstehlicher Kraft anzuziehen schien.
    Flüchtig, im Dahintaumeln, erkannte ich, was die winzigen Wesen der Trägerkolonne auf ihren Rücken trugen. Der Anblick brachte mich fast um den Verstand. Ich schrie, vom Grauen gepackt. Sekundenlang wurde mir schwarz vor den Augen. Ich stolperte über etwas und fiel der Länge nach auf den Boden.
    Wie eine Lawine rollte es über mich hinweg. Plumpe, kurze Beine trampelten über die Brust und das Gesicht. Niemand schien das Hindernis wahrzunehmen. Stumpfsinnig, keuchend, fiepend wogten die fetten Körper über mich hinweg.
    Irgendwie schaffte ich es, in die Höhe zu kommen, wurde stolpernd und halbkriechend von dem Meer der Leiber mitgerissen, bis ich endlich auf den Füßen stand und mich ihrem seltsamen Fortbewegungsrhythmus anpassen konnte.
    Rechts von mir tauchte wieder eine Trägerkolonne mit acht Kreaturen auf, die in Zweierreihen hintereinander gingen. Jeweils zwei von ihnen trugen gemeinsam eine dicke, runde Holzstange auf den Schultern, wie man sie bei chinesischen Lasten- und Wasserträgern sieht. Auf vier Stangen schleppte jede Kolonne einen starren, menschlichen Körper mit sich. Ein Bild räuberischer, fetter Ameisen mit ihrer toten Beute.
    „Ihr verdammten Kreaturen!“ brüllte ich, schlug mit der Faust in die Gesichter der Dahintrottenden, riß einige zu Boden und wurde doch unaufhaltsam mitgetrieben. „Leichendiebe! Kreaturen seid ihr!“ schrie ich immer wieder. „Warum laßt ihr die Toten nicht liegen, wo sie beerdigt wurden? Sie haben euch doch nichts getan, ihr verdammten, kleinen Bestien.“
    Sie hörten mich nicht,

Weitere Kostenlose Bücher