0850 - Rache aus der Totenkammer
Rache.«
»Für dich?«
»Ja. Und ich werde mich an dir rächen. Ich habe nichts vergessen, gar nichts, mein Freund. Ich will Rache, und ich werde sie mir holen. Du weißt bis heute nicht, wie ich in deiner Zelle gelitten habe.«
Sie sprach, ohne die Lippen dabei zu bewegen. »Aber du wirst an diesem Abend noch erleben, wie es ist, wenn ein Mensch leidet und dabei vor Todesangst kaum noch denken kann.«
Kraft hatte alles verstanden. Er wollte auch eine Antwort geben, da aber beugte sich Rita vor, und für den Mann begann eine Zeit, wie er sie sich in seinen schlimmsten Phantasien nicht hätte ausmalen können…
***
An diesem Nachmittag, hatte Sir James Suko und mich in sein Büro gebeten, weil er wollte, daß wir einem Telefongespräch zuhören sollten.
»Warum das?« hatte ich gefragt.
»Mich wird jemand aus Germany anrufen.«
»Und wer?«
»Irgendein hohes Tier vom Nachrichtendienst.«
»Mir schwant Böses«, sagte Suko.
»Weshalb«
»Nachrichtendienste haben einen schlechten Geruch bei John und mir hinterlassen.«
Da konnte ich meinem Freund und Kollegen nur zustimmen. Sir James aber ging darauf nicht ein, er fragte mich nach meiner Hand und ob damit alles in Ordnung wäre.
»Sehen Sie selbst, Sir.« Ich streckte sie ihm entgegen, und er schaute sie genau an.
Da war nichts mehr von einem Fluch zu sehen. Kein Gesicht eines alten Mannes, der mich verflucht und dabei in so große Schwierigkeiten gebracht hatte.
»Gut sieht sie aus. Es ist also vorbei mit diesem unseligen Fluch, John?«
»Das will ich doch hoffen.«
Sir James ließ nicht locker. »Obwohl dieser Zacharias noch lebt?«
»Leider oder Gott sei Dank. Ich weiß nicht, wie ich es sehen soll. Jedenfalls habe ich keine Legende zerstört.«
»Ist immerhin auch ein Erfolg.« Er sagte es so, als würde er selbst nicht so recht daran glauben. Außerdem konnte er über dieses Thema nicht mehr reden, denn das Telefon auf seinem Schreibtisch meldete sich mit einem Tuten. »Das muß das Gespräch sein.«
Suko und ich atmeten auf und warteten ab. Wir saßen auf den Besucherstühlen und hörten zu. Es meldete sich ein Mann namens Brinkmann, der sehr höflich war und auch erklärte, daß er ja schon angedeutet hätte, um was es ging.
»Ja, natürlich, um Herrn Stahl.«
»Genau, Sir.«
Bei der Nennung des Namens hatten Suko und ich wie auf Kommando die Köpfe gedreht. Ich nach rechts, er nach links. Wenn das keine Überraschung war. Und Sir James, dieser Vogel, hatte uns nichts davon gesagt. Das ärgerte mich.
Er lächelte uns so an, daß wir zunächst einmal den Mund hielten und nur zuhörten. Wir erfuhren nicht viel über den neuen Fall, waren aber trotzdem erstaunt, denn es ging um Harrys Rehabilitierung. Da war etwas im Busch, und Sir James hatte sich schon die alten Unterlagen zurechtgelegt, die ich skizziert hatte, als es um Tränenbrecher Luzifer gegangen war. Damals war der gute Kommissar darüber gestolpert und vom Dienst suspendiert worden.
Für mich hatte festgestanden, daß den Behörden ein dicker Fehler unterlaufen war, doch was war damals von den Deutschen nicht akzeptiert worden, und Harry Stahl hatte dafür büßen müssen. Er arbeitete als Privatdetektiv und schlug sich nur schlecht und recht durch. Wir hatten nach seiner Suspendierung noch einen Fall gemeinsam erlebt, als wir das Tor nach Aibon hatten schließen müssen.
Heute ging es um andere Dinge.
Auch in Germany war dieser Fall mit Harrys Suspendierung nicht beendet worden. Bei gewissen Stellen war weiter geforscht worden, man war sich unsicher geworden, und jetzt stand man vor einem Problem. Man brauchte Harrys Hilfe.
Um welchen Fall es ging, das erklärte dieser Brinkmann nicht, aber man wollte Harry wieder einsetzen, hatte sogar mit ihm gesprochen, und man hatte sich seine Bedingungen anhören müssen.
Begeistert waren die offiziellen Stellen darüber nicht. Suko und ich um so mehr, denn wir drückten dem ehemaligen Kommissar beide Daumen. Es sah so aus, als würden die sturen Beamtenköpfe nachgeben, denn sie benötigten tatsächlich die Hilfe des Kommissars, weil gewisse Dinge vorgefallen waren, mit denen sie nicht zurechtkamen. Es ging um die Aussagen eines glaubwürdigen Zeugen, der von einer Erscheinung gesprochen hatte, einem Gespenst, einem feinstofflichen Wesen oder was immer es auch sein mochte. Harry sollte auf diesen Fall angesetzt werden, denn im Prinzip hatte man nur gute Erfahrungen mit ihm gesammelt.
Sir James und der Deutsche sprachen Englisch.
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