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0852 - Der Klang der Hölle

0852 - Der Klang der Hölle

Titel: 0852 - Der Klang der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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schon geschehen? Drei Verdächtige sind uns entkommen - wir werden sie uns zurückholen.«
    »Was ist mit diesem Ton?« Neffia wandte den Kopf zu Iriga, die einen lauernden Unterton in dieser Frage versteckt hatte. »In dieser verfluchten Stadt geschieht etwas. Wie lange willst du noch warten, Neffia? Entweder wir gelangen in diese Mauern, oder wir müssen Stygia unsere Beobachtungen melden.«
    »Du musst mir sicher nicht sagen, was ich zu tun und zu lassen habe.« Neffias Stimme hatte einen gefährlichen Klang bekommen, der Iriga deutlich warnte. Sie durfte jetzt kein falsches Wort mehr verlieren. »Wir werden einen letzten Versuch starten. Irgendwie muss man die Stadtmauer schließlich überwinden können.«
    »Die drei Flüchtlinge konnten es schließlich auch. Wie kann das überhaupt sein? Niemand überlebt den Versuch, die weiße Festung zu stürmen.«
    Neffia ging langsam auf ihre Stellvertreterin zu. Um die beiden Frauen herum herrschte nun absolutes Schweigen. Die Kriegerinnen hatten schon lange bemerkt, dass es zwischen den beiden schwelte. Neffia brachte ihr Gesicht bis ganz dicht vor Irigas.
    »Manchmal glaube ich, meine Wahl hätte eine andere treffen sollen. Was ist los, Iriga, bist du dumm? Du wärst so gerne Anführerin des Stammes, nicht wahr? Doch dazu muss man nicht nur einen Drachen fliegen können, sondern auch seinen eigenen Kopf benutzen. Denk nach, Iriga, wenn du es denn kannst. Jeder, der diese Mauern unbeschadet überwindet, der muss zu der Stadt gehören, oder bist du anderer Meinung?«
    Die Amazone gab keine Antwort. Sie wusste, dass ihre Autorität in diesen Sekunden endgültig zerstört wurde, doch sie war dagegen machtlos. Neffia fuhr fort.
    »Und daher müssen wir die drei erwischen. Stygia würde sich sicher sehr dankbar zeigen, wenn wir ihr solche Gefangenen übergeben könnten. Also -worauf warten wir noch? Es muss einfach einen Weg hinein in diese Stadt geben.«
    Ein schrilles Pfeifen ertönte über den Köpfen der Kriegerinnen. Alle blickten hoch zu dem trostlosen Firmament. Fiepend und Kreischend drehte dort ein junger Drache seine Runden. Es war leicht zu erkennen, dass er nach seiner Mutter rief. Doch die erschien nicht.
    »Das ist der Kleine, dessen Alte unsere Schützinnen angegriffen hat.«
    Neffia winkte unwirsch ab. Das sah sie selbst. Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Sicher war das verletzte Muttertier verendet. Womöglich war es mitten auf die Schutzkuppel geprallt, die Armakath auch vor Angriffen aus der Luft bewahrte. Dann war sie durch die fremde Magie sicherlich sofort verdampft worden.
    Das Junge begriff das nicht. Immer wieder kreiste es über der Stadt, wagte jedoch nicht, tiefer zu gehen. Instinktiv schien die Flugechse die tödliche Gefahr zu wittern, die dort auf sie lauerte.
    Neffia zuckte mit den Schultern. Entweder das Tier würde seine Suche aufgeben, oder es endete wie seine Mutter. Was ging es sie an? Neffia hatte jetzt andere Sorgen.
    »Das gibt es doch nicht!« Die Amazonenführerin wandte den Kopf. Weitere erstaunte Ausrufe folgten. Neffia gesellte sich zu den Kriegerinnen, die nach wie vor das verzweifelte Drachenbaby beobachteten.
    »Was macht ihr noch hier? Maulaffen feilhalten? Los, zur Stadtmauer…«
    Dann verschlug es ihr die Sprache, denn jetzt sah sie es auch. Die junge Flugechse hatte all ihre Angst überwunden. Die Sehnsucht nach der Alten war übermächtig geworden, und so stürzte sich das Tier im Steilflug mitten hinein in die weiße Stadt. Neffia erwartete im nächsten Augenblick den Tod des Drachen, denn er würde auf den Schutzschirm prallen.
    Nichts von dem geschah!
    Im Gegenteil - die Echse stieg Sekunden später wild mit ihren Flügeln rudernd in die Höhe, begann erneut ihre Kreise zu ziehen. Das ganze wiederholte sich noch zweimal, dann erst drehte das erschöpfte Tier ab, verschwand in dem angrenzenden Gebirgszug.
    ***
    Neffia konnte es noch immer kaum glauben. Doch außer ihr begriff hier wohl niemand, was da geschehen war. Wild schlug Neffia der neben ihr stehenden Kriegerin auf die Schulter, woraufhin die glatt zu Boden ging.
    »Ja könnt ihr denn heute alle nicht mehr denkeñ? Was habt ihr da eben beobachtet? Was bedeutet das?« Sie blickte in übermüdete, nicht verstehende Gesichter. Die Anführerin brach in schallendes Gelächter aus.
    »Wenn das Tier dort hinunterkonnte, dann können wir das auch. Los, auf die Drachen. Wollen wir doch mal nachsehen, wie diese Schandstadt von oben aussieht. Und dann heißt es -

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