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0852 - Der Klang der Hölle

0852 - Der Klang der Hölle

Titel: 0852 - Der Klang der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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gelöst.
    Die kommenden dürften sie vor größere Schwierigkeiten stellen.
    Das jedoch war für sie keine wirklich neue Situation…
    ***
    Der Stein schrie!
    Aus jeder seiner ungezählten Poren heraus klang es jammernd und klagend -das Klagen des Bösen, das sich nun endlich befreien, entfalten wollte.
    Die Wächterin fühlte den Impuls zur Flucht in sich erwachen. Weg von hier, weg von dem, was sie hier erwartete… raus aus Armakath… Doch sie wusste ja, wie unmöglich diese Gedanken waren. Sie würde die weiße Stadt nicht verlassen. Niemals. Es war ihr nicht möglich.
    Sie konnte ihre Augen nicht mehr von der Stele lassen, unter deren Oberfläche immer heftigere Wellenbewegungen abliefen. Der Stein lebte -endgültig erweckt von dem konzentrierten Klang, der in ihn gedrungen war.
    Entsetzt presste sie eine Hand vor ihren Mund, denn für den Bruchteil einer Sekunde hatte sich aus der Platte eine Hand herausgebildet. Die Hand eines Riesen, Finger, die alles zermalmen wollten. Gleich darauf war der Spuk vorüber, doch die Wächterin war sicher, sich nicht getäuscht zu haben.
    Wirkliche Furcht war ein Gefühl, das sie zuvor nie in dieser Form erlebt hatte. Wie schnell man doch lernen konnte.
    Wie schnell man sich an Macht gewöhnte, daran, andere zu kontrollieren, überlegen zu sein. Der andere Weg jedoch war nicht minder breit - der Weg zur Hilflosigkeit, zur Angst, zur Todesangst! Er führte in eine Sackgasse.
    Der Schrei brach so plötzlich ab, dass die hereinbrechende Stille beinahe schmerzte. Was blieb, war ein Knirschen, das nach gegeneinandermahlenden Steinen klang. Dann gab es kein Halten mehr. Die Stele offenbarte, was in ihr geschlummert hatte.
    Zwei Hände, dann die ganzen Arme -ein Bein, dessen Oberschenkel einen weitaus größeren Durchmesser als die Taille der Wächterin hatte… ein zweites… der mächtige Oberkörper, Schultern und Hals - schließlich der Kopf.
    Er war nackt. Seine Haut hatte eine ungesunde Farbe, die an geronnene Milch erinnerte. Am ganzen Körper konnte die Wächterin kein einziges Haar erkennen. Der Körper schien nur zu einem einzigen Zweck geschaffen zu sein - Kraftentfaltung. Oberschenkel-und Armmuskulatur, der voluminöse Brustkorb, einer Tonne gleichend, all das ließ keine andere Schlussfolgerung zu. Ein vor übermäßiger Kraft und Energie strotzender Krieger, der aufrecht stehend gut acht Fuß Größe aufweisen konnte.
    Ein Krieger - eindeutig, auch wenn er keine äußerlichen Geschlechtsmerkmale aufwies.
    Der Kopf der Kreatur war nur schwerlich zu beschreiben. Er trug menschliche Züge, doch die Details waren nur äußerst schwach ausgeprägt.
    Das Kinn - eckig, doch einfach zu glatt und gleichmäßig geraten; der Mund war ein einziger dünner Strich. Die Nase des Wesens lag flach an, zu flach, passte nicht in Form und Ausdehnung zu dem restlichen Kopf. Seine Augen lagen tief und lauernd unter der ebenen Stirnplatte. Sie hatten keine eigenständige Färbung, blickten milchiggrau und seelenlos. Augenlider fehlten vollständig.
    Langsam, beinahe bedächtig, formte sich der gesamte Körper aus der steinernen Stele. Nichts war an ihm zu erkennen, das den Eindruck irgendwie hätte mildern können - den Eindruck, vor einer Kreatur zu stehen, die nichts anderes als Härte, Grausamkeit und Gewalt kannte.
    Schritt für Schritt wich die Wächterin vor der Bedrohung zurück, die gekommen war, um sie zur Rechenschaft zu ziehen. Rechenschaft… wofür? Die Wächterin verlor jeden Glauben daran, dass man sie überhaupt anhören würde - sie anhören wollte.
    Die ersten Worte des aus Stein gewordenen Wesens dröhnten durch Armakath. »Ich bin Praetor.« Seine Lippen bewegten sich kaum, doch die Stimme glich einem heranrollenden Donner. »Durch deine Führung, Wächterin, wurde diese weiße Stadt der Urbanen fehlgeleitet. Hier geschahen Dinge, die unverzeihlich sind - Manipulationen am Ursprung!«
    Die Wächterin blieb stehen. Es hatte keinen Sinn, sie konnte ihm nicht entrinnen. Praetor- sie kannte den Begriff, wusste um seine Bedeutung. Nie hätte sie geglaubt, ein solches Wesen einmal mit eigenen Augen zu sehen.
    Doch hier und jetzt stand er vor ihr. Seine Worte sollten eine Anklage sein, doch in den Ohren der Frau klangen sie bereits wie ein Urteilsspruch. Was sie auch sagen mochte, es würde nichts an dem ändern können, was bereits beschlossen schien. Dennoch musste sie es versuchen.
    »Armakath manifestierte sich an diesem Ort.« Erstaunt registrierte sie, dass die Kreatur ihr

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