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0852 - Der Klang der Hölle

0852 - Der Klang der Hölle

Titel: 0852 - Der Klang der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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zumindest zuhörte. »Wer dies entschieden hat, der beging einen großen Fehler. Ich war es nicht. Dies alles hier nennt man die Hölle. Eine Welt, die in sich in einem stetigen Wandel begriffen ist - eine feindliche Welt für alles und jeden, der in ihr lebt und existiert. Gegen Feinde kann man erfolgreich kämpfen, wie Armakath es getan hat, nicht jedoch gegen die ureigenen Gesetze einer ganzen Welt.«
    Die Wächterin fühlte, wie sie mit jedem Wort ruhiger und selbstsicherer wurde. Vielleicht hatte sie ja doch noch eine Chance? Wenn nicht, dann würde sie kämpfen, denn sie war schließlich die Wächterin. Wenn sie dennoch unterlag, so würden der Praetor und dieses Weib sie sicher nicht so rasch vergessen. Es waren Gedanken der Verzweiflung, dessen war sie sich bewusst. Doch andere hatte sie nicht mehr…
    »Die Wurzel starb. Es musste etwas geschehen, also habe ich gehandelt. Was soll daran falsch gewesen sein?«
    Der Praetor stand nach wie vor direkt vor der Stele, die anscheinend unverändert hinter ihm aufragte. »Es darf keine Manipulation an einer Wurzel vorgenommen werden. Das hast du veranlasst. Zwei Wurzeln gingen eine Metamorphose ein, wurden zu einem neuen Zeichen des Ursprungs. Das darf nicht geschehen.«
    »Die zweite Wurzel, von der du sprichst, sie stammt aus einer verlorenen weißen Stadt, die nie geworden ist, was sie werden sollte. Auch sie erschien an einem falschen Ort. Ein weiterer Fehler, der nicht der meine sein kann. Diese Wurzel war inaktiv - nun erfüllt sie ihren Sinn. Was soll daran falsch sein?«
    »Rede nicht von den Fehlern, die andere gemacht haben!« Das Donnern der Stimme nahm an Intensität zu. »Dies alles steht hier nicht zur Debatte. Hier geht es um Armakath und dich. Die Doppelwurzel muss zerstört und ersetzt werden, damit die Stadt wieder wachsen kann. Und die Wächterin ist ebenfalls zu ersetzen.«
    Mit diesem Spruch hatte sie gerechnet. Was hatte er damit sagen wollen -Armakath kann wieder wachsen? War denn die ständige Ausdehnung der weißen Stadt zum Stillstand gekommen? Sie hatte nichts davon bemerkt. Wenn das stimmte, dann hatte sie wirklich Schuld auf sich geladen. Doch dieses Urteil wollte sie so nicht hinnehmen.
    Der Praetor machte einige Schritte auf sie zu. Erstaunlich, wie geschmeidig er sich bewegen konnte. »Du hast das Urteil vernommen. Nimm es an. Es wird sofort vollstreckt werden.«
    Starr vor Entsetzen sah die Wächterin ihren Henker immer näher auf sie zukommen.
    Einen letzten Kampf hatte sie ihm liefern wollen. Doch nun erwartete sie tatenlos die eigene Hinrichtung…
    ***
    Nicole Duval war verzaubert.
    Mit vielem hatte sie hier unten gerechnet, doch ganz sicher nicht mit dieser weit ausladenden Höhle, die von Wurzelgeäst durchzogen war. Die Französin fragte sich, woher das Licht kam, das hier unten einfiel? Eine Erklärung konnte sie auf Anhieb nicht finden -sie nahm es als gegeben hin und erfreute sich daran. Denn die Lichtspiegelungen verwandelten die einzelnen Wurzelstränge in eine unglaubliche Farbenpracht.
    Die Stränge waren ganz unterschiedlich in ihrem Durchmesser. Manche waren armdick, viele sogar nicht viel kräftiger. Der Hauptanteil schien allerdings fingerdünn bis hauchfein zu sein. Ein prächtiges Kaleidoskop aller nur denkbaren Farbnuancen umgab Nicole. Doch sie rief sich selbst zur Ordnung. Das war keine Vergnügungstour, auf der sie sich hier befand. Sie musste Sabeth finden.
    Die war ganz sicher beim Wurzelzentrum, das Nicole selbst noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Zamorras Beschreibung war allerdings recht lebendig gewesen - zudem hatte der Parapsychologe eine Zeichnung angefertigt und in seiner Datenbank im Château-Computer eingescannt.
    Dennoch… etwas musste sich hier verändert haben, denn Yola, das Model, das von Stygia zu einer Spionin der Hölle gemacht worden war, hatte Zamorra berichtet, hier unten nur kräftige und mindestens 30 Zentimeter durchmessende Stränge gesehen zu haben. Hatte sich hier eine Veränderung vollzogen, seit die beiden Wurzeln zu einer verschmolzen waren?
    Möglich - und vielleicht war das die Gefahr, auf die Artimus aufmerksam gemacht worden war. Diese hauchfeinen Verästelungen hatten zwar ihren optischen Reiz, doch sie machten auf Nicole nicht eben den Eindruck von Wurzeln, die für Wachstum standen. Wuchs die weiße Stadt vielleicht nicht mehr?
    Ein Rascheln ließ Nicole herumfahren. Sie musste auf der Hut sein, denn Sabeth war ein Vampir. Wie weit würde die Asanbosam gehen? Würde sie

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