0852 - Der Klang der Hölle
Armakath, fürchte dich, denn die Amazonen kommen!«
Keine zwei Minuten später war die Luft erfüllt von dem Rauschen der ledernen Schwingen…
***
Der Praetor streckte seine Arme nach vorne.
Jede seiner Bewegungen schien Muskelberge zu aktivieren - seine Arme, die Hände, ja, selbst die Finger, all das schien unnatürlich überproportioniert zu sein. Und doch war da nichts Ungelenkes an ihm zu erkennen, nichts Hölzernes. Alles passte, alles stimmte.
Die Wächterin war zur Salzsäule erstarrt. Aus den Augenwinkeln heraus erwischte sie einen flüchtigen Blick auf die Dunkelhaarige, die wie unbeteiligt abseits stand. Sie wartete nur ab, agierte in keiner Weise. Ihre Zeit kam schon bald, doch das hier war nicht ihre Angelegenheit.
Der Praetor krümmte alle zehn Finger, führte sie nahe vor seine Augen, als müsse er sie kontrollieren. Fingernägel konnte die Wächterin nicht erkennen, doch was spielte das alles jetzt noch für eine Rolle? Ihr Dasein war verwirkt, würde in wenigen Herzschlägen hier enden.
Langsam streckte der Praetor die Arme in ihre Richtung, legte die Handflächen zusammen, zielte so auf den Kopf der Wächterin.
»Deine Schuld ist erwiesen. Ich bin dein Ankläger, dein Richter - und auch dein Henker. Das Urteil wird vollstreckt. Jetzt.«
Instinktiv schloss die Wächterin ihre Augen. Sehen wollte sie die tödliche Attacke auf sich nicht. Zumindest das konnte sie noch tun.
Sie hörte den leisen Klang, der zu einem bösartigen Zischen anschwoll.
Tönende Energie, magischer Klang? Tötete der Praetor damit? Es hätte zu seinem Werden gepasst. Gleich musste sich das Zischen explosionsartig entladen, sie treffen und vernichten.
Die zerstörerische Magie kam… traf mit einem schreienden Missklang, der sich in die Ohren der Wächterin bohrte. Doch er traf nicht sie! Als die Frau die Augen aufriss, sah sie einen breiten Rücken direkt vor sich stehen - Artimus van Zant, der Krieger Armakaths. Vor seinem Körper wölbte sich das Magiefeld, das als Schild bekannt war.
Die Beine der Wächterin drohten nachzugeben. Sie lebte. Van Zant versperrte ihr die Sicht, und so sah sie nur für einen Augenblick das ausdruckslose Gesicht des Praetors, der ungläubig auf seine Fingerkuppen starrte. Nur einige Schritte entfernt entdeckte die Wächterin Professor Zamorra, der sich zwischen van Zant und die Dunkelhaarige gestellt hatte.
Artimus' Stimme war nicht ganz so voluminös wie die des Praetors, doch sie klang hart und entschlossen.
»Hör zu, Muskelberg. Ich weiß nicht, wer du bist, und ich weiß nicht, was du hier willst. Ich weiß nur, dass du jetzt besser verschwindest. Wir haben keine Lust auf Streit, aber wenn du den unbedingt brauchst, dann bitte sehr. Es wäre jedoch besser, du nimmst dir das Mädchen dort unter den Arm - und dann lasst ihr euch hier nie wieder blicken.«
Van Zant konnte nur hoffen, dass der Kerl dort vor ihm sich bluffen ließ. Der magische Angriff von vorhin war zwar durch das Schild abgefangen worden, doch der Physiker spürte genau, dass dies vielleicht kein zweites Mal gelingen würde. Er verfluchte die Tatsache, dass ihm jetzt keine Offensivwaffe zur Verfügung stand.
Der Speer… vielleicht hätte er ihm hier helfen können, doch nach wie vor hatte er keine Vorstellung davon, wie er ihn zu aktivieren hatte. Und wer weiß -vielleicht war der Speer ja überhaupt keine Waffe an sich?
Das Wesen, das sich selbst Praetor nannte, sah ihn unverständig an.
»Du also bist ein Krieger dieser Stadt. Wie kannst du es dann wagen, das Urteil eines Praetors anzuzweifeln? Geh zur Seite, Krieger - ich vollstrecke nun das Urteil. Hindere mich nicht.«
Erneut legte er die Handflächen gegeneinander, richtete die Fingerspitzen auf die Wächterin.
Van Zant erwartete den Angriff, doch der Praetor wurde erneut gestört.
Zamorra mischte sich nun ein. »Hör zu, Praetor Wir sollten reden, ehe du hier einen großen Fehler begehst. Wir haben sicher eine Menge Fragen an dich.«
Das Wesen wandte sich dem Franzosen zu, fixierte ihn aus seinen farblosen Augen. Der Blick stoppte auf Zamorras Brust - der Praetor schien das Amulett zu analysieren, zumindest versuchte er es. »Du trägst eine mächtige Waffe. Doch sie wird mich nicht bezwingen können. Aus welchem Grund sollte ich also mit dir reden? Das alles geht dich nichts an. Geh deines Weges, sonst stirbst du.« Ohne auf eine Erwiderung zu warten wandte er sich van Zant und der Wächterin zu, zielte erneut - und schlug zu.
Doch nicht schnell
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