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0852 - Der Klang der Hölle

0852 - Der Klang der Hölle

Titel: 0852 - Der Klang der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Sie hinterließen nichts, nur einen modrigen Gestank, der sich in Nicoles Nase breit machte.
    Der Geruch des Todes.
    »Sabeth, das Zeug dort wird die Wurzel vernichten, und uns gleich mit. Lass dir etwas einfallen, rasch.«
    Die Dunkelhäutige lächelte nur. »Nichts kann die Wurzel zerstören. Ihre Kinder schon, aber der Keim ist unauslöschbar. Fliehe, Nicole Duval. Ich werde hier nicht fortgehen.«
    Die Französin resignierte. Sabeth hatte sich entschieden. Sie klang so überzeugt, als wüsste sie mehr, viel mehr. Nicole wandte sich ab.
    Vom Zentrum der Doppelwurzel gingen zwei oberschenkeldicke Stränge steil nach oben, hinauf zur Höhlendecke. Nicole blickte zum Schacht. Unaufhörlich, dabei immer schneller strömend, ergoss sich der umgewandelte Klang in die Höhle. Es mochte sicher keine drei Minuten mehr dauern, bis die Masse die Wurzelzelle erreicht hatte… und Sabeth.
    Nicole handelte. Mit großer Geschicklichkeit kletterte sie an einem der beiden Stränge nach oben. Sie brauchte einen ordentlichen Vorsprung, der ihr Zeit und Ruhe brachte. Erst kurz unter der Höhlendecke hielt sie schließlich inne. Der Blick nach unten brachte keine freundlichen Erkenntnisse. Das waren sicher gut und gerne 20 Fuß, eher mehr. Irgendwie hakte sie ihr linkes Bein so um den Wurzelstrang, dass ihre Position relativ komfortabel wurde.
    Die Tonflut hatte den Bereich der Zentralwurzel nun beinahe erreicht. Die Französin hatte nicht viel Zeit gewonnen, denn wenn der Strang hier angegriffen wurde, musste sie ganz einfach in die Tiefe stürzen. Im Magen eines Wales wäre es da sicher angenehmer gewesen, denn dort wurde man nicht so rasch verdaut. Hier mochte das schneller gehen.
    Nicole Duval umklammerte den Dhyarra. Sie schloss die Augen, zwang sich zur inneren Ruhe. Was sie vorhatte, das ging an die Grenze dessen, was sie selbst mit dem Kristall zu leisten fähig war.
    Sie konzentrierte ihre Vorstellungskraft auf ein einziges Bild.
    Auf den kreisrunden Schacht, der sich über ihrem Kopf befand, der senkrecht durch die Felsendecke führte… bis hin zur Oberfläche. Nicole lächelte bei dem Gedanken an das sanfte Schweben, das sie nach oben bringen würde, ohne dass sie dabei auch nur ein einziges Mal die Schachtwände berührte. Ganz langsam, wie in einer Seifenblase, die in den Himmel stieg. Dann, wenn sie wieder über den Straßen Armakaths angelangt war,; sollte sich der Schacht schließen, als hätte es ihn niemals gegeben… alles in Nicole wollte es so…
    Als sie noch einmal einen Blick nach unten wagte, befand sie sich doppelt so hoch wie vorhin über dem Höhlenboden. Sie konnte die Zentralwurzel sehen, erblickte Sabeth… beide waren bereits von der sirupartigen Masse gänzlich bedeckt. Doch sie zeigten keine Auflösungserscheinungen wie die Wurzelstränge.
    Die Wurzel und ihre Hüterin lagen tief unter Nicole Duval - wie winzige Figuren, die in ein klares Harz gegossen worden waren. Die Französin schloss die Augen wieder, um ihre Imagination nicht zu zerstören.
    Dann wurde es hell über ihrem Kopf.
    Und unter ihr begann sich der bläulich schimmernde Schacht zu schließen, als hätte es ihn nie gegeben.
    Hier oben klang der Basston unerträglich laut. Nicole presste sich gegen die Rückwand des Wurzelhauses. Ihre Berechnungen waren aufgegangen. Vom Schacht bis zur Wurzel waren es ja nur ein paar Meter gewesen, genug, um außerhalb des Gebäudes an die Oberfläche zu kommen.
    Zamorras Gefährtin spürte, wie ihr Körper unter dem hautengen Overall in Schweiß gebadet war. Diese Imagination hatte wahnsinnig viel Konzentration und Kraft gekostet. Ein winziger Fehler nur, ein unvorhergesehener Vorfall, und die ganze Illusion wäre geplatzt.
    Es hätte keinen Schacht mehr gegeben, den die Dhyarra-Magie durch die Decke hindurch erzeugt hatte. Nicole mochte sich nicht vorstellen, was das für sie bedeutet hätte.
    Sie befreite sich von diesen Albtraumgedanken. Der Ton kam aus dem Inneren des Gebäudes direkt vom Schachtrand. Lautlos schlich die Französin um die Mauern herum. Mit größter Vorsicht riskierte sie einen Blick in das Innere - und zuckte zurück.
    Was war das für eine Kreatur? Ein Riese, splitternackt, muskelbepackt. Nicole konnte kein einziges Haar an seinem Körper erkennen. Breitbeinig stand er über den Wurzelschacht gebeugt, und aus seinem weit aufgerissenen Mund drang dieser tiefe Ton… wurde zu Materie, die sich hinunter in die dunkle Öffnung ergoss.
    Mehr und mehr. Endlos. Ohne dass sie

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