0852 - Der Klang der Hölle
das kann ich fühlen. Sie kennt keine Skrupel, zudem wird sie nichts gegen den Willen des Praetors tun. Er ist es, der sie in ihr Amt einführt. Es müsste schon so etwas geschehen, das ihr Menschen wohl Wunder nennt.«
Langsam begann Zamorra da ganz ähnlich zu denken. Er machte sich Sorgen um Nicole. Wie war sie der Bedrohung begegnet?
»Wunder werden zurzeit immer seltener…«
Der Südstaatler war Realist, der sich lieber auf sich selbst verließ.
Manchmal jedoch konnten es durchaus auch die guten, alten Wunder sein, auf die man hoffen sollte. Ein kleines aus dieser Gattung war bereits unterwegs. Niemand hätte es auf Anhieb für ein solches gehalten. Ganz sicher nicht…
Zamorra entdeckte es als Erster. Schwarze Flecken, die über Armakath tanzten. Geflügelte Wesen, die ihre Kreise immer tiefer zogen. Sehr tief, wie der Professor meinte. Zu tief? Doch nichts geschah.
Zamorra wusste, wer sich der weißen Stadt da aus der Vogelperspektive heraus näherte. Die Amazonen… wütende Kriegerinnen, die Nicole, van Zant und ihn suchten. Amazonen mochten es überhaupt nicht, wenn man sie austrickste.
Der Professor wandte sich an die Wächterin. »Wie weit reicht deine Macht noch? Hast du noch Kontrolle über die schwarzen Flammen auf den Dächern?«
Die Wächterin blickte zum Himmel. Und sie begriff, worauf Zamorra hinauswollte.
»Für ein letztes kleines Feuerspiel wird es sicher noch reichen. Aber sag mir, warum die so tief…« Sie beendete den Satz nicht, denn sie hatte verstanden. Die Schutzkuppel, die Armakath praktisch uneinnehmbar gemacht hatte, existierte nicht mehr. Was das bedeutete, konnte die Wächterin sich denken. Die Wurzel war nicht mehr…
»Hat das direkten Einfluss auf die schwarzen Flammen?«
Die Wächterin schüttelte den Kopf. »Nein, noch lebt die Stadt, leben ihre Gebäude mit ihr. Das wird nicht ewig so bleiben. Schon bald muss eine neue Wurzel her. Doch das geht mich nun nichts mehr an.« Sie blickte kämpferisch zu Zamorra. »Sag mir, wann der beste Zeitpunkt ist.«
Angestrengt beobachteten beide den Himmel, an dem die Drachen und ihre Reiterinnen immer deutlicher zu erkennen waren.
Der beste Zeitpunkt…
Neffia konnte es kaum glauben. Der magische Schirm über der Stadt war tatsächlich nicht mehr vorhanden. Natürlich hatten sie und ihre Amazonen direkt nichts dazu beigetragen, doch irgendwie fühlte die Kriegerin dennoch Triumph in sich aufkommen.
Stygia würde sich wundern. Neffia konnte nicht behaupten, dass sie die Fürstin der Finsternis besonders mochte, doch es konnte nur gut für den Stamm sein, wenn sie es waren, die ihr diese gute Nachricht überbrachten.
Mit einem gewagten Flugmanöver lenkte sie ihre Flugechse neben Irigas Drache.
»Hör zu.« Neffia musste viel Kraft in ihre Stimme legen, denn die Flügel der Echsen verursachten großen Lärm. »Du fliegst zu Stygia. Lass dich dort nicht abweisen. Gehe direkt vor ihren Thron -niemand anders soll die Nachricht überbringen als eine meiner Kriegerinnen. Sage der Fürstin, sie solle mit ihrem Heer aufbrechen. Die Amazonen unter Neffias Führung erwarten sie bereits in der weißen Stadt. Sag ihr, wir hätten vor nichts zurückgescheut, um für sie die Stadt zu öffnen. Flieg los, beeil dich!«
Iriga wusste nicht, ob sie Neffia für diese Unverschämtheit bewundern oder des Größenwahns beschuldigen sollte.
»Willst du nicht warten, bis die Fürstin hier eintrifft? Es könnte nach wie vor große Gefahr in Armakath auf unsere Schwestern lauern…«
Neffia ließ sie nicht ausreden. Verächtlich spie sie in den Wind. »Was bist du? Kriegerin oder Waschweib? Wenn du je führen willst, dann musst du noch sehr viel lernen. Manchmal bin ich nicht sicher, ob ich mit dir als zweite Frau des Stammes die richtige Wahl getroffen habe. Schwätze nicht - tu, was ich dir befohlen habe!«
Mit einer heftigen Bewegung riss Neffia die schweren Zügel des Drachen herum. Wie ein Stein fiel das Tier einige Meter, begann dann wieder zu steigen, fort von Iriga.
Die Amazone lief dunkelrot vor Zorn an. Wie lange sollte sie sich die ständigen Maßregelungen von Neffia noch anhören? Es wurde Zeit, dass an der Spitze der Schwestern ein Wechsel vollzogen wurde.
Dennoch lenkte Iriga ihre Echse weg von der Stadt. Sie musste den rechten Augenblick abwarten, wenn sie Neffia fordern wollte. Ein galliger Geschmack breitete sich in Irigas Mundhöhle aus -der Geschmack von Hass und Ohnmacht. Das hier - die Einnahme Armakaths - würde Neffias
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