0852 - Insel zwischen den Sternen
abgedichteten und mit atembarer Atmosphäre gefüllten Wohnviertels zusammen. Diese Treffen fanden regelmäßig statt, um Erfahrungen auszu-tauschen, die jeder auf seine Art zu sammeln wußte.
„Unter den Leuten macht sich Unzufriedenheit breit", sagte Corl-Hendox nach längerer Pause. „Sie brauchen Ablenkung, Beschäftigung. Ich habe dafür gesorgt, daß noch einmal sämtliche Sektionen der Station systematisch durchsucht werden. Es gibt Hunderte von ihnen, und vielleicht haben wir einige übersehen."
„Ich fürchte und hoffe zugleich", erwiderte der Kommandant ruhig, „daß die Leute sehr bald ihre Abwechslung bekommen werden."
„Wie meinen Sie das?"
„Es gibt gewisse Anzeichen dafür, Corl, daß wir nicht allein in der Station sind."
Corl-Hendox starrte seinen Kommandanten mit dem übergroßen Sehorgan, das zugleich auch als Hörorgan fungierte, fassungslos an. Sein Stachelpelz begann sich lang-sam zu sträuben, was deutlich seine Überraschung und sein Entsetzen verriet.
„Nicht... allein ...?" stotterte er.
„Nicht allein!" bestätigte der Kommandant. „Einer der Suchtrupps berichtete, daß er in einem der zerstörten Ersatzteillager Veränderungen bemerkte. Jemand hat darin herumgestöbert."
„Das können auch unsere eigenen Leute gewesen sein."
„Eben nicht! Sie wissen, daß jeder Suchtrupp nach Beendigung seines Auftrags einen genauen Bericht abzuliefern hatte und daß ich eine Karte anfertigen ließ. Auf ihr ist jeder Schritt jeden Mannes mit Datum verzeichnet, bildlich gesprochen. So ließ sich genau nachweisen, daß dieses Lager zwar untersucht, dann aber in der Zwischenzeit nicht mehr betreten wurde. Es muß jemand anderer dort gewesen sein."
Es fiel Corl-Hendox schwer, seine Überraschung zu überwinden.
„Aber - wer?"
„Das weiß ich noch nicht, jedenfalls kein Hulkoo. Ein Hulkoo, vielleicht gestrandet wie wir, hätte sich uns sofort zu erkennen gegeben. Und die Station ist groß, vergessen Sie das nicht. Wenn sich in ihr jemand verstecken will, so können wir Monate nach ihm suchen, ohne ihn zu finden."
„Kann es nicht doch ein Irrtum sein...?"
„Ausgeschlossen, ich habe alles nachprüfen lassen. Jemand hält sich außer uns noch in dieser Station auf, und er vermeidet jedes Zusammentreffen mit uns. Ich werde diesen Tatbestand noch heute bekannt geben - und damit haben wir das, was Sie sich wün-schen: Ablenkung! Wir werden systematisch Jagd auf den oder die Unbekannten ma-chen."
Corl-Hendox lehnte sich zurück.
„Vielleicht haben Sie recht, Kommandant. Die Tatsache, daß wir nicht ein einziges brauchbares Ersatzteil fanden, hat unsere Leute halb verrückt gemacht. Der Gedanke, den Rest ihres Lebens hier oder im Schiff verbringen zu müssen, ist für sie ebenso unerfreulich. Für mich übrigens auch. Doch zu einem anderen Thema, ich machte Ihnen bereits einen entsprechenden Vorschlag: Wie ist es mit einem Notzeichen auf der Station?"
Darx-Vernschion machte eine abwehrende Handbewegung, alle vier Finger weit vonein-ander gespreizt.
„Niemals, Corl! Ein Schiff der Hulkoos wird auf jeden Fall hier landen, wenn es die Stati-on zufällig entdeckt. Dazu benötigen wir keine Extraeinladung. Aber auch die Söldner der Kaiserin von Therm werden sie untersuchen, wenn sie sie finden. Und in einem solchen Fall wäre es besser, sie sähen nur das verlassene Schiff auf der Zenitebene und ahnten nichts von unserer Anwesenheit. Aus diesem Grund bin ich dafür, daß wir uns ruhig ver-halten und abwarten. Auch wenn das mehr Nerven kostet, so ist es sicherer."
„Hoffentlich begreifen das auch unsere Leute."
„Sie haben es zu begreifen!" sagte Darx-Vernschion hart. „Stellen Sie morgen die ersten Jagdkommandos zusammen und geben Sie Handwaffen aus. Wir müssen die Unbekann-ten finden, die sich hier versteckt halten."
„Wird gemacht, Kommandant."
*
Corl-Hendox selbst führte einen der Jagdtrupps an, die am nächsten Tag ausgeschickt wurden.
Die Nachricht, daß sich noch andere Lebewesen außer ihnen selbst in der Station befin-den mußten, wirkte auf die Hulkoos aktivierend. Fast alle meldeten sich freiwillig, um an der Suche teilzunehmen, aber der Kommandant teilte die Leute sparsam ein. Er gab seine Medizin rationiert aus, damit sie länger wirksam blieb.
Auch Corl-Hendox wußte nicht, wo er mit der Suche beginnen sollte, ebenso wenig wie die anderen Gruppen. Es gab keine Anhaltspunkte, wenn man von der geringfügigen Spur im Ersatzteillager absah.
Mit Handstrahlern
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