0855 - Spektrum des Geistes
wohl, daß wir gegen Ihre Parazwangsim-pulse immun sind."
„Relais?" wiederholte Boyt und sah das Mädchen fragend an. „Warum nennt er dich Re-lais, mein Kind? Hast du keinen Namen?"
„Vielleicht wird man mich eines Tages die Margor-Töterin nennen", antwortete sie mit ei-ner Stimme, die Boyt leicht frösteln ließ. „Vielleicht schon morgen, denn ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, daß Sie diese Insel nicht lebend verlassen, Herr Margor."
„Was haben Sie aus diesem Kind gemacht, Bran?" wandte sich Boyt entsetzt an Howat-zer. „Ist Ihnen denn in dem Streben, mich zu vernichten, nichts heilig?"
„Sie zu vernichten, das ist uns heilig, Boyt", sagte Dun Vapido an Howatzers Statt. „Ich habe Ihnen schon einmal Feuer aufs Dach gesetzt, Boyt. Der nächste Blitz, den ich nach Ihnen schleudere, wird Sie treffen - und vernichten."
„Warum nur?" sagte Boyt verständnislos. „Ich bin jedem von euch dreien überlegen, und trotzdem biete ich euch gleichberechtigte Partnerschaft an. Ich hätte euch mitsamt der Insel in die Luft jagen oder auf jede beliebige andere Art vernichten können. Aber ich bin mir nicht zu gut, um euch gegenüberzutreten und mich zu demütigen, indem ich euch Zu-sammenarbeit offeriere. Warum dieser Haß, Bran? Wie haben Sie es geschafft, auch die beiden anderen mit Ihrer Unerbittlichkeit zu infizieren?"
Bran Howatzer schüttelte den Kopf.
„Ihre Taten sprechen für sich, Boyt." Er deutete auf das kleine Mädchen. „Das Relais hat Ihren Funkverkehr abgehört und sich aus dem Gehörten eine eigene Meinung über Sie gebildet." Er blickte zu dem schlaksigen jungen Mann. „Dun hat Ihre Handlungen psiana-lysiert und Sie auf diese Weise hassen und verachten gelernt." Schließlich tippte er sich mit dem Finger auf die Brust. „Ich bin sowieso vorbelastet, aber richtig habe ich Sie erst durch weitere Gefühls- und Erlebnis-Rekonstruktionen Ihrer Paratender kennen gelernt, Boyt. Denken Sie sich eine Steigerung von Haß, dann wissen Sie, was ich für Sie empfin-de. Und doch gäbe es einen Weg zur Einigung."
„Warum nicht", sagte Boyt schnell. „Geben Sie mir Ihre Bedingungen bekannt."
„Liefern Sie sich uns freiwillig aus, damit wir versuchen können, Sie umzuerziehen", sag-te Howatzer kalt. „Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht. Und Sie müssen sich auf der Stelle entscheiden."
„Sie sind größenwahnsinnig, Bran!" erwiderte Boyt. Unsägliche Wut überkam ihn, aber er konnte nicht denselben Haß gegen diese drei Mutanten empfinden, wie sie für ihn. Er hoffte noch immer, sie zu gewinnen.
Boyt verspürte die Veränderung, die von den drei Mutanten ausging. Obwohl ihre Feind-seligkeiten nicht direkt gegen ihn gerichtet waren, fühlte er die parastatische Aufladung der Atmosphäre.
Im nächsten Moment kam es zu einem Wettersturz. Instinktiv entlud Boyt die in sich auf-gestaute PSI-Energie gegen seine Feinde. Doch die tödlichen Kräfte, die bei jedem anderen Wesen eine sofortige Körperschrumpfung zur Folge gehabt hätten, prallten von den drei Mutanten ab und schlugen auf seine Paratender zurück. Boyt sah sie sterben, er konnte ihnen nicht helfen.
Er war froh, sich selbst retten zu können. Während er sich durch den Sturm vorwärtskämpfte, schrie er in dem Bewußtsein, daß das „Relais" das Gespräch mithörte, in sein Funksprechgerät: „Haltet den Gleiter startbereit. Ich komme an Bord."
In Wirklichkeit wandte er sich in die entgegengesetzte Richtung, wo der Transmitter stand. Das war seine Rettung. Als er den Transmitter erreichte, gab er dem Paratender, der den Gleiter steuerte, den Startbefehl. Er sah noch, wie der Gleiter vom Boden abhob und in den Himmel schoß - und in einer Höhe von zweihundert Metern in einem Blitz exp-lodierte. Dann erst brachte er sich durch den Transmitter in Sicherheit.
Er wußte, was er als nächstes zu tun hatte.
*
Galinorg brachte ihn nach Zwottertracht. Boyt hatte nie das Bedürfnis, sich seinen Para-tendern mitzuteilen, aber Galinorg bildete eine Ausnahme.
„Es ist schade um all die Psychode, Galinorg", sagte er zu dem Vincraner, als sie in Harzel-Kolds Museum standen. „Ich habe mir immer vorgenommen, die letzten Geheimnisse dieser Kunstwerke der Prä-Zwotter zu ergründen. Aber ich schob diese Forschungsarbeit immer wieder hinaus, und jetzt ist es zu spät. Ich muß mich mit den Deutungen Harzel-Kolds zufrieden geben, obwohl ich gewisse Zweifel an ihrem Wert habe.
Ich habe keine andere Wahl, als diese Schätze
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