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0856 - Treffpunkt Totenwelt

Titel: 0856 - Treffpunkt Totenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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müssen, um seiner Leidenschaft zu frönen.
    Allerdings besaß Pale nicht die Geduld, auf den Ablauf eines normalen Gärungsprozesses zu warten. Das hätte ganz einfach viel zu lange gedauert. Er benutzte zur Aufspaltung der Traubenzuckerlösung eine physikalische Apparatur, die normalerweise dazu diente, gebrochene Knochen beziehungsweise verlorengegangene Gliedmaßen zu einem schnellen Regenerationsprozeß anzuregen und beispielsweise eine Hand oder einen Fuß nachwachsen zu lassen.
    Durch eine Modifizierung der Einstellung machte er sich diese Apparatur für seinen Zweck nutzbar. Allerdings bildeten sich dabei neben Alkohol und Kohlendioxid höhere übelriechende Alkohole wie Glycerin und Bernsteinsäure, die gemeinsam als Fuselöle bezeichnet wurden. Pale unterzog den gewonnenen Rohspiritus deshalb einer sorgfältigen Rektifikation und erhielt schließlich ein Tiefsiedegemisch von 96 Prozent Alkohol und 4 Prozent Wasser.
    Da Pale Donkvent die Abneigung der übrigen sechs Bewußtseine gegen alkoholische Exzesse kannte und deshalb befürchtete, daß sie sein Vorhaben unterbanden, wenn er sich den Alkohol langsam einflößte, griff er zu der unbefriedigenden Methode, sich die Flüssigkeit auf einmal einzuverleiben.
    Die Wirkung trat schon Sekunden später auf. Sie erschreckte die sechs anderen Bewußtseine, die bis dahin zu träge gewesen waren, um sich auszumalen, was die einzelnen Tätigkeiten Pales schlußendlich bedeuteten.
    Doch da hatte der Konzeptkörper bereits einen halben Liter fast reinen Alkohols „intus" - und Kershyll Vanne, der Pale verdrängte, bekam die Wirkung mit voller Wucht zu spüren. Pale Donkvent hätte, da sein Bewußtsein daran gewöhnt war, mit einem alkoholverseuchten Körper umzugehen, die Wirkung mühelos abmildern können.
    Kershyll, der als Aphiliker niemals auch nur einen Tropfen Alkohol über seine Lippen gebracht hatte, besaß diese Fähigkeit nicht.
    Vanne wußte das genau. Dennoch war er nicht gewillt, die Kontrolle über seinen ureigensten Körper weiterhin dem Bewußtsein eines Trinkers zu überlassen. Als ehemaliger, bei seinen Gegner gefürchteter Geheimdienstmann der Aphilikerregierung war es stets seine Gewohnheit gewesen, Schwierigkeiten im Alleingang zu meistern.
    Diese Gewohnheit hatte er behalten, obwohl er kein Aphiliker mehr war.
    Schwankend, strauchelnd und immer wieder hinfallend, kämpfte sich Vanne in die Steuerkanzel der Space-Jet zurück, ließ sich in seinen Kontursessel vor den Hauptkontrollen fallen und stierte mit verschleiertem Blick auf die Anzeigen.
    Er erkannte, daß sein Raumschiff in wenigen Minuten die, letzte Linearetappe beenden und in den Normalraum zurückfallen würde - und zwar nur eine Lichtstunde vor Porpoulo-Danger.
    Was ihn dort erwarten würde, wußte er nicht. Aber er mußte damit rechnen, daß er in eine gefährliche Situation geriet - und mit einem vom Alkohol umnebelten Verstand würde es sehr schwierig sein, auf jede Situation sofort und absolut zweckmäßig zu reagieren.
    Zu allem Überfluß wurde Vanne plötzlich noch von einem heftigen Schluckauf geplagt.
    Er stieß eine Verwünschung aus, preßte die Lippen zusammen und bot seine ganze Willenskraft auf, um die Anzeigen abzulesen...
     
    2.
     
    Der Mann trug eine hellblaue Raumkombination, schmutzigweiße Handschuhe und eine zerknautschte weiße Schirmmütze mit blauem Rand und goldfarbenem Kinnriemen. An der Vorderseite der Mütze „prangte" ein Metallschild, das einen saturnähnlichen Planeten mit zwei kleinen goldfarbenen Flügeln und davor ein Raumschiff von der raketenförmigen Konstruktion zeigte, wie sie am Anfang der terranischen Raumfahrt gebaut worden wären.
    Das gebräunte Gesicht des Mannes war schweiß- und schmutzverklebt; ein dunkler Stoppelbart verunzierte das untere Drittel des Gesichts. Aber die scharfgeschnittenen Gesichtszüge und die unter buschigen Brauen leuchtenden wasserblauen Augen verrieten etwas von der Energie und Abenteuerlust, die in dem Mann stecken mochten.
    Aufmerksam musterte der Mann seine Umgebung, die in grünliches Halbdunkel getaucht war. Das Laubdach des Dschungels hielt einen großen Teil des Lichts der flamingofarbenen Sonne vom schwarzen Humusboden fern. Die Tiere des Urwalds schienen sich nicht daran zu stören, aber ihr Verhalten hatte sich auf den letzten hundert Metern, die der Mann in gerader Linie zurückgelegt hatte, bemerkenswert verändert.
    Der Mann fragte sich, ob das etwas mit der seltsamen Säule zu tun haben mochte, die

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