0858 - Die Basis
brau-chen. Bitte treten Sie bis unmittelbar an die Warnanlage heran und werfen Sie dann einen Blick voraus!"
Payne Hamiller tat, wie er aufgefordert war. Er schritt bis zu den flackernden Lichtern, dann blieb er stehen. Der Anblick, der sich ihm bot war ihm wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Der sonst recht unerschrockene Terranische Rat für Wissenschaften gab unwillkürlich ein entsetztes Ächzen von sich.
Unmittelbar jenseits der Lichter senkte sich der Korridor plötzlich nach unten. Boden und Decke beschrieben eine enge Krümmung. Dahinter führte der Gang steil in den Abgrund. Es nahm dem Bild nichts von seiner Unheimlichkeit, daß der Abgrund aus einem weiten, hell erleuchteten Raum bestand, dessen Boden zum bisherigen Verlauf des Korridors um wenigstens sechzig Grad geneigt war. Wenn Hamiller sich vornüberbeugte, hatte er das Gefühl, vom Gipfel eines Berges aus eine steile Felswand hinabzublicken, nur daß in die-sem Fall die Felswand eine ebene, offenbar künstlich angelegte Oberfläche und zudem über der Oberfläche eine Decke hatte, und daß auf der Oberfläche Geräte und Maschinen standen, die aus irgendeinem aberwitzigen Grund ihre Positionen beibehielten, anstatt dem Zug der Schwerkraft zu folgen und haltlos in den Abgrund zu stürzen.
Payne Hamiller erinnerte sich, was NATHANs Stimme gesagt hatte, als sie zum ersten-mal zu ihnen sprach - in der Schleuse an der Oberfläche der BASIS. Sie hatte die Gravita-tionsschleuse geschildert. Der Anblick machte einen fürchten. Aber im Grunde genommen war die Sache wahrscheinlich äußerst harmlos.
„Bitte treten Sie jetzt vorwärts, Payne Hamiller", forderte die Stimme ihn auf.
*
Er gehorchte. Alles in ihm sträubte sich dagegen - aber er tat, was von ihm erwartet wurde. Er betrat die scharfe Krümmung. Schwindel befiel ihn. Er tat rasch einen weiteren Schritt - und schon befand er sich auf der steil nach abwärts geneigten Fläche.
Nur war sie jetzt nicht mehr abwärts geneigt. Sie verlief gerade. Hamiller wandte sich um und musterte seine Begleiter. Sie standen auf einer steil abwärts geneigten Fläche, und es schien ein Wunder, daß sie sich überhaupt aufrecht halten konnten. Außerdem waren ihre Mienen voller Entsetzen, weil sie Hamiller in derselben Lage sahen wie er sie.
„Kommen Sie!" rief Hamiller lachend. „Und passieren Sie die Schleuse schnell, sonst wird Ihnen dabei übel!"
Naren Palov war der erste, der folgte. Die anderen schlossen sich ihm zögernd an. Ihnen allen erging es wie Payne Hamiller: der Raum, in dem sie sich jetzt befanden, erschien ihnen völlig eben. Sie sahen sich um und erblickten außer technischem Gerät, das an den Wänden entlang aufgebaut war, mehrere quaderförmige Behälter, die auf niedri-gen Podesten standen. Die Behälter waren jeweils zwei Meter lang, einen halben Meter hoch und ebenso breit.
Plötzlich fühlte Payne Hamiller sich an etwas erinnert - eine Begegnung, die er im Sektor Germyr gehabt hatte, als NATHAN dort noch mit geheimnisvollen Aktivitäten beschäftigt war. Er trat näher an eines der Behältnisse heran und sah, daß es an einer Seite eine gläserne Wand trug. Hinter der Wand, in etwa vierzig Zentimetern Wasser, schwamm ein molluskenähnliches Gebilde, in ständiger Bewegung begriffen, von Sekunde zu Sekunde seine Körperform ändernd.
Die Paraverknoter! fuhr es ihm durch den Sinn.
Im selben Augenblick war NATHANs Stimme wieder zu hören.
„Ich sprach zuvor von der psionischen Unterstützung, mit der das akustische Servosystem arbeitet. Hier sehen Sie sie vor sich. Die Paraverknoter sind Ihnen bereits von Luna her bekannt. Der Terranische Rat für Wissenschaften ist dafür verantwortlich, daß diese Wesen noch am Leben sind. Hätte er nicht ein umfangreiches Quantum Howalgoni-um für die Anreicherung der Tankflüssigkeit bereitgestellt, gäbe es in diesem Augenblick keine Paraverknoter mehr.
Die Fähigkeiten dieser Geschöpfe sind vielfältig. Ihr Geschick in der Herstellung mikroskopischer Schaltungen nach großmaßstäblichen Vorbildern ist bereits bekannt. Noch nicht gesprochen wurde über ihre Begabung, Signale in positronische Impulse umzuwan-deln. Diese Fähigkeit wird an Bord der BASIS ausgenützt. Die Audioservo-Mechanismen erzeugen Signale, die sowohl der Bordpositronik, als auch den Paraverknotern zugeleitet werden. Beide, sowohl die Paraverknoter wie auch die Positronik, setzen diese Signale um, die Paraverknoter jedoch in anderer Weise als der Bordrechner.
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