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0858 - Missgeburt

0858 - Missgeburt

Titel: 0858 - Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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gewesen, erfüllt von Vogelzwitschern und Herrlichkeit. Johannes hatte geglaubt, den sanften Wind zu spüren, die wärmenden Strahlen der Frühlingssonne zu genießen. Doch immer mehr war die Furcht in ihm hochgekrochen und hatte die Illusion zerstört.
    Er konnte sich nichts vormachen. Er war gefangen. Die Zelle besaß eine Höhe von sicher sechs Metern und war etwa zehn auf zehn Meter breit. Ausreichend Raum, doch was hieß das schon?
    Der Zwitter hatte Johannes in seiner Gewalt. Diese unfassbare Kreatur hatte ihn in ihre Lage eingeweiht und angekündigt, bald ein Experiment durchzuführen.
    Ein schmerzhaftes Experiment, hatte der Zwitter hinzugefügt, und Johannes hatte in seinen Augen Bedauern gelesen, gepaart mit wilder Hoffnung. Die nächsten Worte hatte er seitdem nicht vergessen: »Ein Experiment, das deinen Tod bedeutet und den Übergang in eine bessere Lebensform. Du wirst sterben, aber du wirst auch weiterleben. Und ich werde geheilt sein. Es bedarf nur noch einiger Vorbereitungen.«
    Anschließend war der Zwitter verschwunden. Seitdem waren Tage vergangen. Wochen wohl. Und vielleicht würden noch Monate ins Land ziehen, oder gar Jahre. Zeit, in der Johannes nichts anderes übrig blieb, als auf seinen Tod zu warten.
    Die diffuse Hoffnung auf ein Weiterleben beruhigte ihn nicht. Im Gegenteil. Sie ängstigte ihn noch mehr. Johannes glaubte, die Wahrheit erkannt zu haben - der Zwitter war wahnsinnig.
    Johannes war einem Irrsinnigen in die Klauen gefallen, dessen Experimente ihm einen elenden, schmerzhaften Tod bescheren würden.
    Und ihm blieb nichts, als zu warten.
    Plötzlich flimmerte die Luft vor ihm. Es stank penetrant, und diesmal war dieser Gestank real. Der Pestodem der Hölle.
    Eine riesige Gestalt materialisierte, die bis zur Decke der Gefängniszelle reichte. Der Körper war von braunledriger Haut bedeckt, und breite Schwingen wuchsen auf dem Rücken.
    »Ich habe dir etwas vorzuschlagen, Johannes«, sagte Lucifuge Rofocale, der Ministerpräsident der Hölle.
    ***
    »Schon seit meiner Geburt liegt der Keim des schleichenden Todes in mir.« Der Zwitter lehnte gegen die kühle Wand des Besucherzimmers in Château Montagne. »Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich nur entstanden bin, um wieder zu vergehen. Ob es ein grausamer Scherz des Schicksals oder der Dämonen war, dem ich meine Existenz verdanke.«
    Die tiefe Frustration, die aus diesen Worten sprach, erschreckte Professor Zamorra. »Du verdankst deine… Geburt einer einmaligen Kombination von Umständen. Wenn dahinter tatsächlich ein Plan steckte, dann der Plan des Lebens, nicht der einer bösen Macht.«
    Der Zwitter stützte das ausgemergelte Kinn auf die flache Hand. Er lächelte, und zum ersten Mal schien er so etwas wie Frieden zu empfinden, wenigstens für einen Augenblick. Der Moment verging. »Ich habe einige Versuchsanordnungen erstellt, die mir helfen könnten, die Natur meiner Erkrankung besser zu verstehen und die Ursache zu beseitigen.«
    Nicole näherte sich ihrem Besucher. Obwohl sie zweifellos dieselben zwiespältigen Gefühle mit dem Zwitter verband wie Zamorra, ergriff sie seine Hand und sah ihm in die Augen. »Wir verweigern niemandem unsere Hilfe, der uns aufr ichtig darum bittet.«
    Von Anfang an hatte sie besonderes Mitleid mit dieser neuen Kreatur gehegt. Zamorra dachte allem an Andrew Millings, dessen Körper nun von dem Zwitter bewohnt wurde.
    »Aber ehe wir dir helfen können«, fuhr Nicole fort, »müssen wir einige Dinge abklären. Du sprichst davon, dass du sterben wirst. Außerdem bietest du, entschuldige, einen elenden Anblick. Wie kommt es dazu? Ich dachte bisher, die Krankheit beschränkt sich auf deinen Geist.« Sie drückte seine Hand fester. »Nicht dass du mich falsch verstehst, ich weiß, dass du darunter furchtbar leidest und dass es überaus…«
    »Spar dir weitere Erklärungen«, unterbrach der Zwitter. »Die Geisteskrankheit schreitet fort. Sie nimmt Einfluss auf alle Teile meines Gehirns. Auch auf die, die meine Körperlichkeit betreffen. Und ich kann nicht länger leugnen, dass auf eine geheimnisvolle Weise auch die Wirkung des Wassers aus der Quelle des Lebens betroffen ist. Meine Unsterblichkeit schwindet.«
    Die letzten Worte durchfuhren Zamorra wie ein Speer. »Soll das heißen, dass du… alterst?«
    Ein abgehacktes, humorloses Lachen war die Antwort. »Die Last des Alters liegt schwerer auf mir als alles andere. Jeden Tag fühle ich mich mindestens ein Jahr älter.« Die trüben Augen

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