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0858 - Missgeburt

0858 - Missgeburt

Titel: 0858 - Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Etwas stimmte nicht. Er kam nicht dazu, sich zu konzentrieren und dieses Gefühl auf den Punkt zu bringen. »Erzähl, was passiert ist, seit du… verschwunden bist.«
    Das leichte Stocken entging seinem Gegenüber nicht. »Es ist nett, dass du es so positiv ausdrückst. Verschwunden. Es war wohl mehr als das. Ich habe euch geschockt, euch betrogen und hereingelegt.«
    »Könnte man so sagen«, stimmte Nicole zu.
    Der Meister des Übersinnlichen blickte sie an, und er las in ihrem Blick dasselbe Mitleid, das auch er empfand. Wie hatte es dazu kommen können, dass der Zwitter zu einer so kraftlosen Gestalt wurde?
    Seit seiner Entstehung besaß er nahezu unbegrenzte magische Fähigkeiten, las Gedanken, teleportierte, überwand die Grenzen von Dimensionen, löschte Dämonen durch die Kraft seiner Magie aus… und verfolgte stets seinen eigenen Plan, wie sich bei ihrem letzten Zusammentreffen gezeigt hatte, als sie gegen den Dämon Kelvo vorgingen und die Spur des Unsterblichen Johannes fanden, der von der Quelle des Lebens getrunken und sich seit Jahrhunderten in der Gewalt eben dieses Dämons befunden hatte. [1]
    Johannes… ebenso wie Zamorra und Andrew Millings war er ein Auserwählter , der von der Quelle des Lebens getrunken hatte und unsterblich geworden war. Nur Gewalt konnte seinem Leben ein Ende setzen, der natürliche Alterungsprozess war gestoppt, Krankheiten konnten ihm nicht mehr gefährlich werden.
    Eine feine Sache, die allerdings einen gewaltigen Haken aufwies - um von der Quelle trinken zu können, war es nahezu unabdingbar, Schuld auf sich zu laden… und auf jeden Auserwählten , auf dessen Leben Schuld lastete, wartete nach dem Tod die Hölle der Unsterblichen.
    Ein Ort unendlicher Qual, in dem die Seelen der letztlich doch gewaltsam gestorbenen Unsterblichen in Käfigen gefangen gehalten wurden, die in den Kronen verkrüppelter Bäume hingen. Ströme verderbter schwarzer Magie quälten sie dort, bereiteten Pein und trieben die Seelen in ewig dauernden, dumpfen Irrsinn.
    Zamorra und Andrew Millings waren in die Hölle der Unsterblichen vorgedrungen, um Zamorras alten Feind Torre Gerret zu befreien - und um diese unheilige Dimension ganz und gar zu zerstören. [2]
    Letzteres war gescheitert, hatte scheitern müssen, wenn man den Worten Lucifuge Rofocales Glauben schenken wollte, des Ministerpräsidenten Satans und Herrn über die Unsterblichenhölle. Nach seinen Worten war die Hölle der Unsterblichen ein unabdingbarer Teil des Universums und das notwendige Gegengewicht zur Quelle des Lebens.
    Doch während dieses Vorstoßes war es geschehen - Andrew Millings war mit einem geheimnisvollen lebenden Gegenstand, dem Langka, und Torre Gerret zu einer neuen Wesenheit verschmolzen. Der Zwitter war entstanden, und gemeinsam hatten sie den Rückweg zur Erde angetreten.
    »Ihr kennt mein Problem«, fuhr der Zwitter fort. »Die Tatsache, dass ich aus drei Einzelwesen bestehe, die zu einer Einheit verschmolzen sind, hat nicht nur zu gewaltigen Fähigkeiten geführt, sondern auch zu einer Geisteskrankheit. Immer wieder bin ich in Phasen der Depression versunken.«
    »Das ist Torre Gerrets Erbe, der jahrelang entsetzliche Qualen in der Hölle der Unsterblichen litt«, vermutete Nicole.
    »Auch.« Der Zwitter nickte. Seine Finger umspielten einander nervös. »Ich habe euch nie gesagt, dass die Krankheit zunimmt. Das ist der eigentliche Grund, warum ich mich derart besessen in die Suche nach dem unbekannten Unsterblichen gestürzt habe, der zwischen dir, Zamorra, und mir von der Quelle getrunken hat.«
    »Ich weiß«, meinte der Meister des Übersinnlichen und versuchte, seinen Ärger zu unterdrücken. »Du hast es uns sehr drastisch demonstriert, als du Johannes entführt hast, nachdem wir ihn aus Kelvos Gefangenschaft befreit hatten.«
    »Du sagtest, du brauchst ihn, um geheilt zu werden«, ergänzte Nicole. »Wie haben wir uns das vorzustellen? Ich habe mir seitdem tausend Mal darüber den Kopf zerbrochen, ohne eine Antwort auf die Frage zu finden.«
    Der Zwitter schwieg. Seine Mundwinkel zuckten. Er stand auf und begann eine unruhige Wanderung durch den Raum. »Ich will ehrlich sein, auch wenn es euch nicht gefallen wird.«
    Zamorra lachte, und er wusste selbst nicht, ob darin nur Bitterkeit lag. »Glaubst du etwa, wir würden uns noch irgendwelche Illusionen über deine Gesinnung machen? Was du getan hast, ist unverzeihbar. Es zeichnete sich von Anfang an ab, aber ich war blind. Ich wollte die Anzeichen nicht

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