0861 - Gehirntransport
Nachhinein wunderte sich Bardioc darüber, wie er diesem Traum hatte erliegen können.
Beinahe mit Wehmut dachte Bardioc an jene Zeit, da er zusammen mit den sechs ande-ren Mächtigen den Verbund der Zeitlosen gebildet hatte und dem Ruf der unbekannten Mächte von jenseits der Materiequellen gefolgt war. Selbst das Leben in seiner kosmi-schen Burg erschien ihm aus heutiger Sicht nicht mehr so unerträglich.
Wahrscheinlich hatten die anderen und er einen Fehler begangen, daß sie sich nicht rechtzeitig intensiv mit dem Rätsel ihrer Herkunft beschäftigt hatten. Sie hatten sich damit beschieden, ihre Sporenschiffe in die verschiedensten Galaxien zu fliegen und andere Zivilisationen zum Bau eines Schwarmes zu animieren. Eine Zeitlang waren sie in dieser Aufgabe aufgegan-gen, bis es endlich zu der unausweichlichen Krise gekommen war.
Daß er, Bardioc, zuerst und am stärksten davon betroffen worden war, hatte ihn zum Außenseiter gestempelt und letztlich mit seiner Verbannung geendet.
Eigentlich war es ein Wunder, daß Ganerc noch lebte.
Vielleicht war auch Kemoauc noch am Leben, aber niemand würde je herausfinden, wo er sich aufhielt.
Bardioc wunderte sich über die Teilnahmslosigkeit, die er gegenüber seinem eigenen Schicksal empfand. Er würde sich endgültig von dem globalen gehirnähnlichen Organismus trennen und sich freiwillig in die Abgeschiedenheit dieser Bodenmulde zurückziehen. Ein Rest der Symbiose mußte erhalten werden, damit das Gehirn nicht abstarb, aber Bar-dioc wollte nicht mehr beanspruchen als gerade zum Überleben notwendig war.
Auf diese Weise wollte er den Rest seiner Strafe verbüßen.
Die Frage war nur, ob ihm das auch gelingen würde.
Es waren zu viele fremde Intelligenzen in der Nähe, die in dieser oder jener Form mit ihm zu tun hatten. Dabei stellte BULLOC die schlimmste Bedrohung dar. Die Inkarnation war nicht nur ihm allein gefährlich, sondern ihr Ziel war die Eroberung der Mächtigkeitsbal-lung. Bardioc wußte, daß er dagegen aus eigener Kraft kaum etwas unternehmen konnte. Er kannte jedoch die Dimensionen seines ehemaligen Reiches und bezweifelte daher, daß BULLOC überhaupt in der Lage sein würde, es zu beherrschen. Dazu fehlte der In-karnation einfach die Kapazität.
Um sein eigenes Schicksal fürchtete Bardioc nicht. Er hätte seine Ermordung durch BULLOC hingenommen. Die Völker jedoch, die ihm in der Vergangenheit gedient hatten, sollten nicht auf Gedeih und Verderb diesem Ungeheuer ausgeliefert sein.
Es bereitete Bardioc Erleichterung, auch positive mentale Kräfte in seiner Nähe zu spü-ren.
Eines dieser Wesen hatte unmittelbaren Kontakt mit ihm gehabt und ihn aufgeweckt.
Bardioc bedauerte, daß der Kontakt mit dem Ende des Alptraums unterbrochen worden war, aber vielleicht ließ er sich noch einmal herstellen.
Das Wesen, das ihn aus seinem Traum erweckt hatte, war nicht unbedingt sein Retter, aber es hatte ihn aus einer schrecklichen Phase seiner Existenz erlöst.
Das war auch Ganercs Ziel gewesen, wenn der Mächtige sein Ziel auch mit der Abtötung des Gehirns zu verwirklichen versucht hatte.
Warum hatte Ganerc ihn nicht mitgenommen? wunderte sich Bardioc.
Zweifellos verfügte der andere Mächtige auch in seiner jetzigen Zustandsform über die geeigneten technischen Möglichkeiten. Ganerc aber war ohne ein Wort der Erklärung oder des Abschieds verschwunden.
Bardioc konzentrierte sich auf diese Fremden in seiner unmittelbaren Nähe.
Er spürte, daß ihre Überlegungen um ihn kreisten.
Sie waren hilfsbereit, aber sie wirkten bedrückt und schienen in großer Eile zu sein.
Viel-leicht fürchteten sie einen Angriff BULLOCs.
Schließlich erkannte Bardioc, daß man ihn von hier wegbringen wollte.
Er sah das Ganze als eine Evakuierung an.
Man wollte ihn aus dem Einflußbereich BULLOCs entfernen.
Ich muß den anderen klarmachen, daß es nicht möglich ist, mich von hier wegzubringen, dachte Bardioc. Er war mit dieser Welt verwurzelt, in der wahrsten Bedeutung dieser Wor-te.
Da er den Tod als eine gerechte Strafe empfunden hätte, war er nicht entsetzt, als er die Absichten der Fremden verstand. Trotzdem wollte er versuchen, sie dahingehend zu be-einflussen, daß sie ihren Plan wieder aufgaben. Er wollte diesen Sinneswandel nicht her-beiführen, um sich zu retten, sondern um zu verhindern, daß die Unbekannten sich Vor-würfe machen mußten, wenn ihr Unternehmen mißlang und Bardioc dabei den Tod fand.
Bardioc hoffte, daß das Wesen, das sich in seinen
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