0861 - Gehirntransport
ist schade, daß wir uns nicht unter anderen Umständen getroffen haben", sagte er zu dem Extraterrestrier.
„Wir haben keine Beziehungen zueinander", entgegnete Moschkatl bitter. „Es ist möglich, daß Need-Koorsch und Sie sich in gewisser Weise verstehen. Er ist Anhänger einer anderen Denkweise. Für mich ergibt das Leben nur einen Sinn, wenn ich dem Meister dienen kann."
„Das ist bedauerlich", sagte Rhodan.
„Sie brauchen uns weder zu verstehen noch zu bedauern, Perry Rhodan. Sie wissen nichts über die Bastionen der Hulkoos und nichts über die Mentalität unserer letzten großen Raumfahrer. Der Zugang zu ihrer Lebensauffassung wird Ihnen für immer verschlos-sen bleiben. Wenn Sie an Hulkoos denken, wird Ihnen immer zuerst Need-Koorsch einfal-len."
„Das ist allerdings richtig", mußte Rhodan zugeben.
„Need-Koorsch ist der Tradition verpflichtet. Er ist ein Symbol der Auflösung. Er trägt den Keim des Untergangs in sich."
„Oder den Keim eines neuen Anfangs", entgegnete Rhodan.
Moschkatls Auge blickte ins Leere.
„Das wissen Sie so gut wie ich, daß es keinen neuen Anfang mehr geben kann."
„Freiheit ist erlernbar!"
„Ich habe mein Dasein nie als Unfreiheit empfunden." Moschkatl machte eine ungeduldige Handbewegung. „Verlassen Sie uns jetzt. Wir empfinden Ihre Anwesenheit als Beläs-tigung."
Rhodan sah den traurigen alten Hulkoo ein letztes Mal an und wußte, daß er ihm nicht helfen konnte. Er hatte eine Frist erwirkt, weil es einen Hulkoo namens Need-Koorsch gab und weil Moschkatl einen intuitiven Sinn für die wahren Hintergründe entwickelt hatte. Doch er durfte sich nicht täuschen lassen.
Moschkatl konnte jederzeit etwas Schreckliches tun, um die Illusion zu erleben, der Glanz der alten Zeiten sei noch einmal auferstanden.
*
Die Trennung von jenem gigantischen Organismus, der ihn zur Superintelligenz erhoben hatte, war für Bardioc eine symbolische Handlung. Aus den überwältigenden Gefühlen von Scham und Reue nach dem Erwachen war der Wunsch geboren worden, ein für al-lemal einen Schlußstrich unter die Vergangenheit zu ziehen. Bardioc wollte unter allen Umständen vermeiden, daß er, aus welchen Gründen auch immer, noch einmal in einen Zustand versetzt werden konnte, der es ihm ermöglichen würde, über eine Mächtigkeits-ballung zu herrschen.
Bardiocs Entschluß war um so bedeutsamer, als er in einem Augenblick gefaßt worden war, da das Gehirn die Anwesenheit eines der sechs anderen Mächtigen registriert hatte.
Bardioc wußte, daß Ganerc sich auf diesem Planeten aufgehalten hatte.
Zunächst hatte er geglaubt, Ganerc sei gekommen, um dafür zu sorgen, daß die von den Zeitlosen verhängte Strafe endgültig verbüßt wurde. Bald darauf hatte er jedoch erkannt, wie absurd dieser Gedanke war. Er hatte nicht nur die Nähe Ganercs gespürt, son-dern auch dessen Gefühle und Überlegungen.
Ganerc war gekommen, um ihm zu helfen.
Die Zeitlosen hatten ihm verziehen, Kemoauc selbst schien Ganerc zu dieser Reise be-wegt zu haben.
Bardioc selbst konnte keinen Haß gegen seine sechs Artgenossen empfinden. Als sie ihn in ferner Vergangenheit verbannt hatten, waren sie den Richtlinien gefolgt, die andere ihnen auferlegt hatten.
Wie lange ist das jetzt her? sinnierte Bardioc.
Solange, daß die Betroffenen nicht er und die sechs Zeitlosen, sondern irgendwelche Fremde zu sein schienen.
Inzwischen waren die Impulse Ganercs wieder verebbt. Alles deutete darauf hin, daß der Mächtige, der zum Wächter Callibso geworden war, diese Welt wieder verlassen hat-te.
Wohin war er gegangen?
War er in seine Burg zurückgekehrt, um dort auf sein Ende zu warten?
Versuchte er, Kemoauc zu finden, um ihm zu berichten, was mit Bardioc geschehen war?
Bardioc bezweifelte, daß er jemals eine Antwort auf diese Fragen erhalten würde.
Auch Ganerc, das hatte Bardioc deutlich gespürt, war ein von unvorstellbarer Einsamkeit zer-mürbtes Wesen, Treibgut im Kosmos, ohne Sinn und ohne Ziel.
Bardioc wagte nicht, darüber nachzudenken, was sich jetzt in den verschiedensten Sek-toren der Mächtigkeitsballung abspielte. Er hoffte nur, daß die von ihm abhängigen Zivili-sationen schnell genug lernten, die so plötzlich erlangte Freiheit im positiven Sinn zu nut-zen.
Nach allem, was Bardioc noch wahrgenommen hatte, war es zu keinen größeren Katast-rophen gekommen. Doch die verschiedenen lokalen Ereignisse waren sicher schrecklich genug.
Der Traum von Macht war ausgeträumt, und im
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