0862 - Eiswind der Zeit
vielleicht aus der Zeit heraus. Aus der Vergangenheit, oder aus der Zukunft - es war nicht zu definieren."
„Haben die merkwürdigen Energieverhältnisse der Provcon-Faust damit zu tun?"
„Es ist möglich", gab Harno unsicher zu. „Jedenfalls verlor ich die Kontrolle über mich selbst und brachte euch in Gefahr. Ich würde Kontakt mit den Terranern aufnehmen, aber ich bin noch zu schwach dazu. Später schaffe ich es vielleicht."
„Sie wurden informiert, und wenn sie nicht nach Mugnammor kommen, um dich dort ab-zuholen, werden wir einen Weg finden, dich nach Terra zu bringen. Mein Schiff kann die ungeheure Entfernung nicht überbrücken. Du weißt, daß uns nur wenig Energiereserven zur Verfügung stehen."
„Ich kenne die Position der letzten Mastibekk-Pyramide", gab Harno zu. „Und ich weiß, daß sie nur euren eigenen Bedarf deckt."
„Du wirst dieses Geheimnis für dich behalten?" hoffte Hotrenor.
„Ich tat es auch bisher", beruhigte ihn Harno.
Eine Weile gab es keine Kommunikation, dann fragte der Lare: „Sei ehrlich, Harno, wer schuf das Zeitvakuum, das dich eine gewisse Zeitspanne einhüllte? War es das Unbekannte, das uns alle auf Gäa bedrohte? Und warum geschah es?"
Es dauerte lange, ehe Harno antwortete: „Etwas griff nach mir, das versuchte ich dir schon zu erklären. Etwas Unbekanntes aus einem anderen Universum, das auch das unsere ist, wenn es auch in einen anderen Zeit-ablauf eingebettet ist. Eine Reise von einem Universum in das andere ist zugleich eine Reise durch die Zeit, ob in die Zukunft oder in die Vergangenheit. Ich wollte mich gegen diesen Zugriff schützen und versuchte, das Zeitvakuum zu bilden. Es ist mir nur zum Teil gelungen. Ich hoffe, der Planet Mugnammor kann mir eine Antwort geben."
„Warum ausgerechnet Mugnammor?"
„Vergiß nicht die dort verschwundene Sonne. Sie existiert noch, wenn auch unsichtbar und nicht zu registrieren, wenn man von der vorhandenen 5-D-Strahlung absieht, die anderer Natur ist als in der Provcon-Faust."
„Das verstehe ich nicht."
„Ich auch nicht", gab Harno zu.
Hotrenor blieb noch einige Minuten sitzen, aber es erfolgte keine neue Kontaktaufnahme. Er stand auf und verließ die Kabine, um sich in die Kommandozentrale zu begeben.
Die Leere hier wirkte äußerst seltsam, war jedoch absolut normal.
Auf dem Bildschirm standen unbekannte Konstellationen.
Die GORSELL würde in zwanzig Minuten zur dritten Linearetappe eintauchen.
3.
Die Gesamtstrecke von Sol bis zur Provcon-Faust betrug etwa vierzigtausend Lichtjahre. Für den Raumer HANZARO war das kein Problem, und schon gar nicht für Kommandant Benjam und seine eingespielte Besatzung.
Von Terra aus war ein Hyperfunkspruch nach Gäa abgegangen, der die Ankunft eines direkten Stellvertreters des Ersten Terraners ankündigte. Eine Bestätigung war seltsamerweise nicht erfolgt.
Homer G. Adams begann sich allmählich daran zu gewöhnen, daß er nun Adams-Toufry war. War es schon seltsam genug, das Bewußtsein eines anderen Menschen im eigenen zu beherbergen, so regte sich in ihm nur dann das Unbehagen, wenn er daran dachte, daß es diesmal das Bewußtsein einer Frau war.
Und keiner konnte vor dem anderen ein Geheimnis bewahren.
Immerhin besaß Adams-Toufry nun die Gabe der vollkommenen Telepathie. In Kombination mit dem photographischen Gedächtnis ergaben sich daraus wahrhaft phantastische Möglichkeiten.
Als Adams in seiner Kabine auf dem Bett lag, stellte er entsprechende Versuche an, und er konnte noch nicht ahnen, wie sehr sie sich später in der Praxis als nützlich erweisen sollten.
Er esperte hinter dem Chefphysiker der HANZARO her, las seine Gedanken während eines Inspektionsgangs durch den Antriebsteil des Schiffes und „sah" so mit den Augen von All Pallas die gesamte Anlage. Und alles das, was er so sah, wurde wie bei einem Videofilm gespeichert und konnte nach beliebiger Zeit abgerufen werden.
Ich bin froh, teilte Betty Toufry mit, daß du deine Experimente nicht mit Doc Hamilton anstellst. Besonders nicht mit seinen Erinnerungen vom letzten Stadturlaub.
Ich nehme lediglich Rücksicht auf dich, gab Adams zurück. Übrigens muß ich dir ein Kompliment machen: ich fühle mich ausgesprochen wohl mit deiner geistigen Gegenwart. Das war am Anfang nicht so.
Ich weiß. Das kommt aber nur daher, daß du nie viel mit Frauen zu tun hattest in deinem langen Leben. Du hättest dich mehr um das weibliche Geschlecht als um Geld kümmern sollen.
Beides ist eng miteinander
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