0862 - Eiswind der Zeit
verknüpft, gab er frech zurück und erntete dafür ein lautloses Gelächter.
Er liebte diese stummen Zwiegespräche mit Betty Toufry, die er aus jener Zeit noch kannte, da sie einen eigenen Körper besessen hatte. Sie war jung und hübsch gewesen, ehe ihr Bewußtsein in dem PEW-Block gespeichert wurde.
Inzwischen hatte Kommandant Benjam ganz andere Sorgen.
Er wußte, wie wichtig sein Auftrag war, aber es beunruhigte ihn zutiefst, daß er keinen Kontakt mit Gäa erhielt. Die einzelnen Relais-Stationen bestätigten seine Anfragen über Hyperfunk prompt, nur Gäa blieb stumm.
„Verstehen Sie das, Kon Takim?" fragte er vom Navigationstisch her.
„Muß was kaputt sein, Kommandant", gab der Pilot zurück. „Auf Gäa, meine ich.
„Haupt-sache ist aber, daß der Lotse vor der Provcon-Faust wartet. Ich werde mich hüten, ohne ihn dort einzudringen, und wenn der Auftrag noch so wichtig ist."
„Wir sind doch nicht verrückt!" stimmte Benjam ihm sofort zu.
Die HANZARO ging in die vorletzte Linearetappe.
*
Als das Schiff endlich dicht vor der Dunkelwolke in den Normalraum zurückkehrte, wur-den sofort Funksprüche aufgefangen. Sie stammten von dem Lotsen, der sich mit seiner kleinen Fähre näherte und nach den ausgetauschten Identifikationen die Anbordnahme verlangte.
Wenig später erschien er bei Kommandant Benjam und übernahm die Führung der HANZARO. Benjam erklärte ihm die Situation.
„Keine Ahnung", gab der Vincraner zu. „Ich erhielt den Auftrag von Gäa direkt. Und zwar von Roctin-Par selbst. Muß also alles in Ordnung sein dort. Aber keine Sorge, in kürzester Zeit können Sie mit ihm sprechen. Die Energiekorridore sind zur Zeit stabil, zwei Etappen werden genügen."
In der Tat kam der Planet bald in Sicht, und zum ersten Mal gab es Funkkontakt. Benjam entließ den Lotsen und verlangte Roctin-Par zu sprechen. Die Verbindung kam schnell zustande. Auf seine Frage, warum Gäa geschwiegen hatte, erhielt er die Antwort, die Dinge hätten sich dramatisch zugespitzt und seien so kompliziert, daß eine Erklärung über Funk unmöglich sei.
„Verstehen Sie, Kommandant, eine mündliche Aussprache ist unerläßlich, und wenn ich Ihnen schon früher mitgeteilt hätte, was geschehen ist, hätten Sie auf einen Besuch hier verzichtet und wären direkt dorthin geflogen, wo sich Harno jetzt befindet ..."
„Was? Harno ist nicht mehr auf Gäa?"
„Landen Sie, dann werden Sie alles erfahren."
„Ich finde, das ist eine ..."
„Nein, es ist keine Unverschämtheit, sondern eine dringende Notwendigkeit in unser al-ler Interesse. Ohne die notwendige Aufklärung würden Sie sich in größte Gefahr begeben. Es genügt, daß Hotrenor-Taak das bereits für Sie getan hat. Sie sollten ihm dankbar sein."
Benjam holte tief Luft und warf einen Blick auf den Bildschirm.
„Wir landen in einer halben Stunde."
*
Adams-Toufry kontrollierte Roctin-Pars Gedanken während der Unterhaltung und stellte so einwandfrei fest, daß der Lare die Wahrheit sprach. Vergeblich suchte auch er nach einer Erklärung für die seltsamen Ereignisse, die sich um Harno auf Gäa abgespielt hat-ten.
All Pallas, der Chefphysiker, stellte zwar Vermutungen an, konnte aber für keine von ih-nen den schlüssigen Beweis erbringen. Die Sache mit dem Zeitvakuum interessierte ihn besonders, obwohl er sich nichts darunter vorstellen konnte. Aber das konnten auch die anderen nicht.
Kon Takim erhielt die Koordinaten des Mugnam-Systems und nutzte die Zeit der noch weiter laufenden Verhandlung dazu, den Kurs zu programmieren und einen Lotsen anzu-fordern.
Doc Hamilton bemühte sich vergeblich um ein paar Stunden Urlaub. Angeblich wollte er die Sehenswürdigkeiten von Sol-Town besichtigen, aber Benjam wußte nur zu genau, was er unter „Sehenswürdigkeiten" verstand.
Die Angelegenheit Harno vertrug keinen Aufschub.
Adams-Toufry speicherte alle Informationen, die er von Roctin-Par erhielt. Er machte dem Laren keinen Vorwurf wegen der beim Anflug vorhandenen Funkstille. Nur zu gut wußte er selbst, daß er dann gleich nach Mugnam geflogen wäre - ohne ausreichende Kenntnis der Lage.
„Ihr werdet uns unterrichten?" hoffte Roctin-Par vor dem Start.
„Wenn wir es nicht tun können, wird Hotrenor-Taak das übernehmen. Er wird ohnehin nach Gäa zurückkehren."
„Wir haben Harno gern aufgenommen, aber wenn ich ehrlich sein soll, so muß ich doch zugeben, daß ich recht froh bin, diese Verantwortung nun los zu sein. Außerdem ist nichts mehr
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