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0862 - Eiswind der Zeit

Titel: 0862 - Eiswind der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die damals noch nicht geboren waren und die Geschichte nur aus Berichten kannten.
    Der letzte Überfall bewies das nur zu eindeutig.
    Diese Untätigkeit begann Hotrenor-Taak zu zermürben. So erschien ihm sein Auftrag, den er sich selbst gegeben hatte, wie eine Erlösung. Er mußte etwas leisten, um seine Selbstachtung zurückzugewinnen.
    Wenn die Mission Harno erfolgreich verlief, würde man wieder zu ihm aufsehen können. Er würde schon dafür sorgen, daß man ihn als den Retter von Gäa anerkannte.
    Als ihm die plötzliche Stille im Schiff bewußt wurde, kehrten seine Gedanken in die Ge-genwart zurück. Noch war seine Mission nicht beendet. Sie hatte gerade erst begonnen.
    Bevor er Harno aufsuchte, überprüfte er die automatisch ausgewerteten Daten des Ana-lysators. Sie stimmten mit den ersten überein und bestätigten sie. Die Atmosphäre war rein und atembar. Für die bisher festgestellten Umweltbedingungen war sie viel zu reich an Sauerstoff. Woher der kam, blieb weiterhin ein Rätsel.
    Er ging zu Harno.
    Hotrenor-Taak stellte zu seiner Beunruhigung fest, daß sich die Kugel wieder vergrößert hatte. Die mattschimmernde Oberfläche begann das Licht der in der Decke verankerten künstlichen Sonne wieder zu reflektieren. Erste Konturen entstanden.
    Hotrenor-Taak blieb neben der Tür stehen.
    „Was soll das, Harno? Was willst du mir mitteilen?"
    „Es ist keine Mitteilung von mir an dich. Es ist etwas, das ich ungewollt empfange, Hotrenor, sieh es dir an. Es kommt von irgendwoher. Ich kann es nicht definieren.
    Jemand versucht, mit mir Kontakt aufzunehmen. Keine Sorge, ich glaube nicht, daß eine Gefahr für dich besteht."
    Davon war Hotrenor-Taak nicht so überzeugt wie das Energiewesen. Langsam setzte er sich, schob den Sessel jedoch in die Nähe der offenen Tür. Bis zur Kommandozentrale würde er im Notfall nicht mehr als fünfzehn Sekunden benötigen ...
    Dann aber vergaß er jede Gefahr und beobachtete fasziniert, was sich auf Harnos Ober-fläche fast plastisch abzuzeichnen begann.
    Eine Landschaft entstand und verschwand wieder. Es mußte die Oberfläche eines bewohnten Planeten gewesen sein, denn Hotrenor hatte flüchtig Gebäude erkennen können, tempelähnliche Gebilde mit Säulen und Torbögen. Dahinter lagen Felsen und grüne Hü-gel, und im Hintergrund schimmerte die blaue Fläche eines Meeres.
    Das Bild kehrte zurück, diesmal deutlicher und aus einer anderen Perspektive. Es erlosch, ehe der Lare es richtig in sich aufnehmen konnte.
    In ihm begann es zu arbeiten. Er wußte, daß er diese Landschaft kannte und schon einmal gesehen hatte. Wann und wo ...?
    „Was war das, Harno? Welcher Planet?"
    „Terra! Terra vor langer, langer Zeit."
    Hotrenor ärgerte sich, nicht von selbst darauf gekommen zu sein. Ja, das mußte die Er-de gewesen sein, die Erinnerung an sie war zwar nicht mehr so frisch, aber sie war vor-handen, wenn auch mehr im Unterbewußtsein.
    Wer aber projizierte eine Landschaft der Erde aus dem Nichts?
    Und warum?
    Terra vor langer Zeit, hatte Harno mitgeteilt. Also ein Bild aus der Vergangenheit.
    Fasziniert sah Hotrenor-Taak wieder auf den einzigartigen Bildschirm, als sich dort neue Konturen abzeichneten.
    Eine Frau!
    Zweifellos war es eine Frau, eine sehr schöne und junge Frau in einem weißen, fast durchsichtigen Gewand, das bis zum Boden reichte. Durch den Stoff hindurch schimmerte ihre Haut bronzefarben, und Hotrenor glaubte sogar das feine Spiel ihrer Muskeln erken-nen zu können, so deutlich war jetzt das Bild.
    Und dann, von einer Sekunde zur anderen, erlosch es.
    Harnos Oberfläche wurde lichtlos und schwarz.
     
    *
     
    Hotrenor stellte Fragen, aber Harno gab keine Antwort. Er schien in eine Art Meditation verfallen zu sein, wenn der Kugel auch äußerlich nichts anzumerken war.
    Eine Halluzination, mehr nicht, dachte Hotrenor-Taak überzeugt, indem er alle aufkommenden Zweifel einfach unterdrückte. Sicherlich, der alte Tempel könnte Vergangenheit sein, aber selbst heute gibt es auf der Erde noch die Reste solcher Tempel. Warum also sollte die Projektion, wenn es überhaupt eine war, aus der Vergangenheit stammen?
    Und wer sollte ein Interesse daran haben, Harno solche Bilder zu schicken?
    Schon wollte er aufstehen, um Harno sich selbst zu überlassen, als ihn eine unsichtbare Faust in den Sessel zurückzudrücken schien. So sehr er sich auch dagegen wehrte, er mußte sitzen bleiben.
    Und gleichzeitig ging mit Harno wieder eine Veränderung vor sich.
    Dem Energiewesen

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