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0863 - Auf den Schwingen des Todes

0863 - Auf den Schwingen des Todes

Titel: 0863 - Auf den Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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würden sie seine Lebenskraft saugen.
    Der Bann, der sie in der anderen Welt hielt, wurde von Stunde zu Stunde schwächer, die Macht des Dunklen Altars stärker und stärker. Pilgrim bemerkte es daran, dass dieser sich immer öfters in der realen Welt manifestieren konnte und daran, dass er selbst sich immer weiter von den ANKERN entfernen konnte, wenn er jagen ging.
    Dort unten, auf der Brücke, fuhr die Totenkutsche. Und sie befand sich eine gute Meile von ihm entfernt. Unglaublich. Beim letzten Mal war dies noch nicht möglich gewesen.
    Pilgrim schlug mit den Schwingen und röhrte seinen Blutschrei dem vollen Mond entgegen, der über dem nächtlichen Meer stand. Dann erhob er sich und segelte gleich einer gigantischen Fledermaus der Brooklyn Bridge entgegen. Auf halber Höhe zischte er etwas, legte die Flügel an und ging in einen steilen Sturzflug über.
    Dabei verlor er den schnell fahrenden Leichenwagen, der links und rechts an anderen Autos vorbeizog, niemals aus dem Fokus. Der Sturzflug des Gargoyles ging in einen flachen Winkel über. Fast waagrecht schoss er auf den Lincoln zu. Je näher er seinen Opfern kam, desto größer wurde die Gier in ihm. Ein lustvolles Stöhnen entrang sich ihm, als sie ihn bemerkten, als der Fahrer mit weit aufgerissenen Augen am Lenkrad kurbelte.
    Zu spät! Der Gargoyle bremste ab und legte sich mit ausgebreiteten Schwingen auf die noch intakte Frontscheibe. Dadurch nahm er den Insassen jegliche Sicht.
    »Verdammte Scheiße, was ist das?«, hörte er den Fahrer panisch schreien. Dann begann der Leichenwagen zu schlingern und schoss quer über die Fahrbahn. Andere Fahrer hupten, bremsten, versuchten verzweifelt auszuweichen. Der Lincoln schleuderte herum und prallte gegen die Begrenzungsmauer. Dort blieb er liegen. Einige Fahrer stiegen aus, um zu helfen. Als sie des riesigen, geflügelten Monstrums ansichtig wurden, sprangen sie in ihre Autos zurück und flohen, als sei der Teufel hinter ihnen her.
    Pilgrim fasste durch die zersplitterte Seitenscheibe in den Leichenwagen und überwand mit seinen scharfen Krallen alle Widerstände. Er entriss dem sich entsetzt windenden Reggie Morales das Herz und fraß es auf. Dadurch floss die Lebenskraft des jungen Mannes vollkommen auf ihn über. Es war eine Eigentümlichkeit der Gargoyles, dass es nur auf diese Art und Weise zum Energietransfer kommen konnte.
    Als sich Pilgrim gerade um den wimmernden Humberto Colon kümmern wollte, der auf dem Beifahrersitz eingeklemmt war und wegen der Brückenbegrenzungsmauer direkt dahinter nicht fliehen konnte, durchzuckte ihn urplötzlich rasender Schmerz.
    Pilgrim ließ von seinen Opfern ab. Was war passiert? Er konnte es nicht fassen. Soeben war einer seiner Freunde gestorben. Prayers Todesimpuls hatte ihn erreicht, kein Zweifel möglich. Nur wenige Augenblicke später erwischte es zwei weitere seiner Gefährten, darunter Maarah.
    Tiefe Trauer und furchtbare Angst vereinigten sich in Pilgrim und machten es ihm schwer, noch klar zu denken. Hatte der Meister begonnen, sich zu rächen? Hatte er einen Weg gefunden, den Blutpakt zu umgehen, den er einst mit ihnen schloss? War es ihm nun möglich, sie alle zu töten?
    Pilgrim musste es schnell herausfinden, bevor noch größeres Unheil geschah. Mit einem Laut, in dem sich Trauer und Zorn gleichermaßen manifestierten, erhob er sich in die Luft, nur, um gleich darauf wieder zu landen. Der Friedhof war nicht allzu weit entfernt. Trotzdem konnte Pilgrim ihn nicht aus eigener Kraft erreichen. Zwei Faktoren hinderten ihn daran.
    Er war erledigt. Oder doch nicht? Eine verzweifelte Idee durchzuckte den Gargoyle. Er riss die Fahrertür des Leichenwagens auf, zerrte den Toten heraus, faltete die Flügel zusammen und quetschte sich selbst hinters Steuer.
    »So, mein Bester«, zischte er den noch immer wimmernden und sich gegen die Fahrertür drückenden Humberto Colon an, »ich schenke dir dein Leben, wenn du mir sagst, wie man diesen pferdelosen Wagen kutschiert.«
    Erst zwei Ohrfeigen brachten den Gangster wieder zu sich. Pilgrim wiederholte seinen Wunsch.
    Schluchzend und am ganzen Leib zitternd wies ihn Colon ein. Der Gargoyle legte den Rückwärtsgang ein, dass das Getriebe kreischte wie die toten Seelen im Höllenfeuer. Der Leichenwagen hoppelte nach hinten weg, bockte kurz und stand dann still. Pilgrim hatte den Motor abgewürgt.
    Streifenwagen fuhren auf die Brooklyn Bridge, ein Hubschrauber näherte sich von Manhattan her. Der Dämon verfügte nur über

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