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0863 - Auf den Schwingen des Todes

0863 - Auf den Schwingen des Todes

Titel: 0863 - Auf den Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Kirchturm, Chéri?«, fragte Nicole plötzlich.
    »Ja, warum?«
    »Ich weiß nicht, ob ich mich durch die sich überlagernden Konturen täusche. Aber ich meine, dass sich der Querbalken nicht über der Hälfte des Längsbalkens, sondern knapp darunter befindet.«
    »Ein umgedrehtes Kreuz, meinst du? Das wäre ein ziemlich direkter Hinweis auf die dämonische Natur dieses… hm, Gebäudes.«
    Kurz bevor sie besagtes Bauwerk erreichten, durchfuhr Zamorra ein leichtes Kribbeln, während Nicole plötzlich wie in einer zähen, festen Masse stecken blieb, die sie vollkommen umklammerte und festhielt.
    »Hilf mir, Chéri«, keuchte sie. »Ich… vergehe.«
    Zwei wahre Panthersätze brachten Zamorra an seine Lebensgefährtin heran. Als Nicole in den Wirkungsbereich des Amuletts kam, atmete sie erleichtert auf. »Danke. Das war ein ziemlich übles Gefühl, sich langsam in seine Atome aufzulösen.«
    »Der Übergang«, murmelte Zamorra. »Ich Esel hätte daran denken müssen, dass es nur mit Amulett funktioniert. Jedenfalls bei uns.«
    »Ich bin ja selber groß. Zerfleische dich also nicht mit Selbstvorwürfen.«
    Sie gingen weiter durch ein seltsames graues Wabern hindurch, in dem die Kirche wie ein Fremdkörper hing. Zamorra fragte sich, auf was sie sich eigentlich bewegten, denn ein fester Grund, wie sie ihn kannten, ließ sich innerhalb des Waberns nicht ausmachen. Der optische Überlagerungseffekt war jetzt verschwunden, die Kirche präsentierte sich gestochen scharf in ihren Konturen.
    Der Professor warf einen kurzen Blick zurück. Nun sah er den nächtlichen Friedhof und den hinter ihnen herhechelnden Father Rempel seltsam verschwommen. Auch das ein Hinweis, dass sie sich jetzt im Halbraum bewegten.
    Der Professor und seine Gefährtin langten an dem großen, hölzernen Eingangstor an. Zamorra drückte es auf. Quietschend gab es nach und schwang nach innen. Diesiges Tageslicht, wie es etwa bei einem Gewitter auf der Erde vorherrschte, empfing sie.
    Die beiden Dämonenjäger traten ein und sahen sich vorsichtig um. Nicole schwenkte den Blaster ein wenig.
    Totenstille herrschte in der Schutzengelkirche, die sich im Aussehen durch nichts von all den gängigen Kirchen unterschied, die Nicole und Zamorra kannten. Bänke säumten den breiten Zwischengang, naiv gemalte Bilder mit Heiligenszenen schmückten die Wände zwischen den mit buntem Mosaikglas versehenen Fenstern. Nirgendwo jedoch konnten sie ein Kreuz wahrnehmen.
    Das vordere Drittel des Kirchenschiffs wurde von einem mächtigen Altarblock aus blendend weißem Stein dominiert. Er strahlte fast überirdisch schön, bereitete den Dämonenjägern aber sofort Kopfschmerzen. Auch Merlins Stern erwärmte sich zusehends.
    Zamorra ging durch den Zwischengang zum Altar hin. Erst, als er kurz davor stand, sah er die fein ziselierten Zeichen, die in ihrer Gesamtheit ein Pentagramm bildeten. Es spannte sich über die gesamte vordere Seite. Der Professor fand entsprechende Pentagramme auf den anderen Seiten und auf dem Altartisch selbst. Als er genauer hinsah, bemerkte er, dass einige der Zeichen abgeschwächt und zum Teil ganz verschwunden waren. Das Amulett brannte nun förmlich und zeigte an, dass sich der Professor nahe des Zentrums der dämonischen Kraft befand.
    In der Zwischenzeit sah sich Nicole bei den beiden Beichtstühlen um. Neben diesen hing das Porträt eines Mannes in Öl, der eine eigentümliche Wirkung auf sie ausübte. Gütige Augen strahlten aus einem dicken, gemütlichen Gesicht hervor, das durch den schwarzen Dreispitz auf dem Kopf und den langen Rauschebart zum großen Teil verdeckt wurde. Die Schrifttafel darunter wies den Mann als den »hochlöblichen Alfred Eisenpreis« aus.
    »Sieh mal an, der Herr Kirchenbaumeister persönlich«, sagte Nicole und musterte das Bild intensiv. »Wären der Herr Kirchenbaumeister so nett, mir zu erzählen, was damals passiert ist?«
    Als hätte das Porträtbild ihren Wunsch vernommen, war plötzlich Kontakt da. Nicole, die über die Gabe der Telepathie verfügte, seit sie vor vielen Jahren mit dem Vampirkeim infiziert und von einer Waldhexe gerettet worden war, versank in den Augen des Mannes und sah…
    ***
    Breuckelen, im Jahre des Herrn 1719:
    Maria van Persie hob mit der Linken ihren Reifrock und klammerte sich mit der Rechten am Oberarm ihres Ehemanns fest. Gemeinsam gingen sie den schmalen, ausgetretenen Pfad hoch, der zum Portal der wunderbaren Schutzengelkirche führte, die auf der höchsten Erhebung weitum lag. Von

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