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0863 - Auf den Schwingen des Todes

0863 - Auf den Schwingen des Todes

Titel: 0863 - Auf den Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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als ein weiteres Auto in die anderen raste, das alles war Musik in seinen Ohren.
    Er hatte das angerichtet, er alleine. Ja, er konnte so etwas, er war Gott. New York sollte sich vor ihm fürchten!
    Morales stieg aus, schoss auf den Truckfahrer, der gerade ausstieg und riss die Fahrertür des Leichenwagens auf. Er zerrte den toten Bullen hinter dem Steuer hervor und warf ihn achtlos auf die Straße. John Ram kümmerte sich um den Kerl auf dem Beifahrersitz. Nachdem auch der »entsorgt« war, wie es im umgangssprachlichen Gebrauch der Gang hieß, enterten die beiden den Leichenwagen. Morales setzte zurück und raste dann zur nächsten Abfahrt. In Mott Häven verließ er den Bruckner Expressway und verschwand schließlich in den Straßen Harlems. Der Oldsmobile und der Chrysler folgten ihm auf dem Fuße. Morales wählte den Weg durch die schlimmsten, verrufensten Viertel. Über schmutzige Straßen fuhren sie zurück in die Bronx.
    Dort verfolgten sie lachend und feixend den Großeinsatz der Polizei. Patrol Cars fuhren durch die Straßen, Hubschrauber kreisten über der Bronx und Harlem, überall wurden Verkehrsteilnehmer kontrolliert und Autos durchsucht. Die Gegend glich einem Kriegsgebiet.
    »Und wenn ich wollte, könnte ich den Bullen selbst bei diesem Großeinsatz entkommen«, tönte Morales, das zwischenzeitlich dreißigste Bier in der Hand und Cynthia im Arm.
    »Könntest du niemals«, lallte Colon. »So gut bist auch du nicht, Reggie.«
    »Soll ich's dir beweisen, Bertie, hä? Klar beweis ich's dir. Sobald es dämmert, drehe ich eine Runde mit dem Leichenwagen durch Manhattan. Und wenn du kein totaler Feigling bist, kommst du mit.«
    Cynthia wollte Reggie an seinem Vorhaben hindern. Vergeblich. Und Colon steckte ganz schön in der Zwickmühle. Wenn er nicht mitkam, war er beim neuen Boss unten durch. Dann konnte er sich auch gleich die Kugel geben. Also willigte er ein.
    Als die Sonne sank, startete Morales den Leichenwagen, der sich trotz des stark eingedellten vorderen Kotflügels problemlos lenken ließ. Über Marble Hill und High Bridge fuhren sie, am Yankee Stadium vorbei, nach Manhattan hinein. Dass Morales das Gefährt direkt auf die belebte Fifth Avenue lenkte, bewies ausreichend, dass er nicht mehr ganz bei Verstand war. Colon, jetzt fast wieder nüchtern, schwitzte Blut und Wasser. Er wartete darauf, jeden Moment zuckendes Rotlicht zu sehen und Polizeisirenen zu hören. Doch sie hatten unglaubliches Glück und kamen unbehelligt bis zur Südspitze Manhattans.
    Der ständig grölende und lachende Morales lenkte den Leichenwagen auf die Brooklyn Bridge.
    ***
    Der riesige, schwarze Schatten kam aus dem Nichts. Von rötlichem Flimmern eingehüllt erschien er auf dem Dachvorsprung eines alten Fabrikturms, wo er sofort Fuß fasste. Mit einem tiefen Stöhnen ging Pilgrim in die Knie und reckte seine Schwingen weit nach hinten. Instinktiv nahm er Angriffshaltung ein.
    Das unglaubliche Panorama des nächtlichen Manhattans machte ihm Angst, dieses Meer aus unglaublich hohen Häusern, die bis in die Wolken ragten und an denen Hunderttausende von Lichtern funkelten, die Wagen, die ohne Pferde fuhren und die mächtigen, eisernen Vögel, die die Luft beherrschten. Auch die mächtige Brücke tief unter ihm, die er sich in dieser Größe niemals hätte vorstellen können, glitzerte im Schein unzähliger Lichter. Und es gab noch sehr viel mehr von diesen Bauwerken.
    Nein, an dieses Dasein würde er sich wohl niemals gewöhnen können, auch wenn er hier mehr Opfer fand, als er es sich jemals erträumt hatte. Er war mit einer anderen Welt vertraut. Schon die siebenstöckigen Steinhäuser Nieuw Amsterdams hatten ihm Furcht eingeflößt. Umso größer war sie vor dem, was aus diesen Steinhäusern geworden war.
    Hatten die Menschen Magie dazu benutzt?
    Pilgrim seufzte leise, während er seine Trollohren spielen ließ. Er fragte sich zum wiederholten Mal, warum Eisenpreis nicht eingriff, warum der Meister sie derart frei gewähren ließ. Der Gargoyle wartete darauf, dass der Verräter etwas unternahm, um sie wieder zur Räson zu bringen, sie erneut unter seine Knute zu zwingen. Es war ganz und gar untypisch für ihn, dass er ihnen gegenüber seine Macht nicht bewies.
    Kann er es schon nicht mehr? Ist er bereits zu schwach dazu?
    Nun, der Gargoyle würde seine neu gewonnene Freiheit genießen und mit den Seinen auf Jagd gehen, wann immer es ihnen möglich war. Und wenn der Meister sämtliche Macht über sie verloren hatte,

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