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0865 - Aus Tinte geboren

0865 - Aus Tinte geboren

Titel: 0865 - Aus Tinte geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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ja doch erzählen. Warum dann nicht jetzt?
    »Ich fürchte, das wird noch einigen Ärger geben«, unkte sie.
    »Glaube ich nicht. Es steht Patricia jederzeit frei, ihn in eine Schule ihrer Wahl zu schicken. Und bis dahin bekommt er eben Privatunterricht. Ich wette, die Lady telefoniert sich schon die Finger wund…«
    »Trotzdem«, keuchte Nicole an ihrem Gerät. »Ihr habt eine Untersuchung des schulmedizinischen oder psychologischen Dienstes gesprengt…«
    »Das geruhte Sir Rhett schon selbst zu tun«, wehrte Zamorra ab. »Wir haben ihn dann nur mit nach Hause genommen.«
    »Schatz, das gibt Stunk«, seufzte Nicole.
    »Darüber mache ich mir später Gedanken«, sagte Zamorra. »Wieso nennst du mich eigentlich Schatz? Hast du neuerdings einen Liebhaber, der dir das Wort beigebracht hat?«
    Sie lachte ihn an. »Wer weiß?«
    »Wer Wolf. Sag ihm, er solle schon mal mitteilen, was auf seinem Grabstein stehen soll. Mich findest du gleich für eine Weile in der Bibliothek.«
    Er ging zu ihr und küsste sie. Dann ging er zur Tür.
    »Ach, noch was«, fragte er, ehe er hinausging. »Wo steckt eigentlich Teri?«
    »Sie ist mein Liebhaber, und entfleuchte, als sie dich kommen sah. -Quatsch; sie wollte wieder in Gryfs Hütte auf Anglesey und nachschauen, ob er von seiner Vampir jagd inzwischen wieder zurück ist.«
    Zamorra warf Nicole eine Kusshand zu und ging endgültig hinaus. Die Silbermond-Druidin war mit von der Partie gewesen, als es darum gegangen war, den seltsamen Friedhof der Vampire zu zerstören, und sie hatte auch Sara Moon herbeigeholt und sie überredet, Zamorra durch ein ganz persönlich auf ihn begrenztes Zeitparadoxon vom Vampirkeim zu befreien. Zumindest sah er die entsprechenden, verwaschenen Bilder in seiner verschwimmenden Erinnerung - noch. Wann würde diese Erinnerung ganz erlöschen?
    Langsam ging er noch eine Treppe höher zur Bibliothek, die sich über zwei Etagen erstreckte. Irgendein Buch würde sich da schon finden.
    ***
    Rhett Saris warf sich auf sein Sofa. Er zog die Beine hoch, griff zur Fernbedienung und schaltete den Videorecorder ein. »Kleckse«, brummelte er. »Tintenkleckse, und in denen soll man irgendwelche Dinge erkennen… die spinnen, die Psychologen! Psycholügen…«
    Tintenkleckse… da war doch was! Ein Lied, das im vergangenen Jahr zum Hit geworden war und das auch jetzt noch immer wieder von den Musiksendern wie VIVA und MTV gesendet wurde. Der Video-Clip hatte Rhett fasziniert, deshalb hatte er das gute Stück längst in seinem umfangreichen Musikarchiv. Er gab den Titel in den Suchlauf ein - »Crazy« von Gnarls Barclay. Nur ein paar Sekunden später hatte er ihn und schaltete auf Wiedergabe. Der Recorder aktivierte den Monitor, und Rhett hörte und sah Lied und Video.
    Der Bildschirm zeigte einen Tintenklecks, der sich während des Gesangs ständig veränderte. Gesichter erschienen in ihm, einmal zeigten sich Teufelshörner. Dieser saublöde Rorschach-Test konnte dabei nicht mithalten.
    Rhett trommelte mit der linken Hand den Takt mit.
    Während er den Clip betrachtete, überlegte er. Die Erinnerung an sein voriges Leben war wohl während des Tests erwacht - und auf der Fahrt zum Château Montagne wieder »eingeschlafen«. Das war wohl der Moment gewesen, als er so schweigsam geworden war, dass seine Mutter nachgefragt hatte, was denn mit ihm los sei. Von einem Augenblick zum anderen war alles weg gewesen, was er gerade noch gewusst hatte. Nur die Erinnerung an das, was passiert war, blieb - aber ohne eine Erklärung.
    Diese Schübe gingen ihm auf die Nerven. Mal war er der Erbfolger in einem seiner früheren Leben, dann wieder »nur« der junge Rhett Saris. Das Ärgerliche daran war, dass er es nicht kontrollieren konnte. Es kam und ging wieder, ohne dass er es irgendwie steuern konnte. Sicher, in letzter Zeit kamen diese Erinnerungsschübe immer öfter, und eines Tages würden sie auch nicht mehr wieder verschwinden. Dann nämlich, wenn er endlich richtig zum Erbfolger geworden war. Aber noch war es in dieser Form einfach nur lästig.
    Das Video war zu Ende. Rhett schaltete auf erneute Wiedergabe.
    Und abermals lief der faszinierende Clip ab.
    ***
    »Sicher habt ihr alle euch gefragt, warum ich euch zu dieser Veranstaltung eingeladen habe«, sagte derweil Stygia. Sie sprach in normaler Lautstärke, aber Magie sorgte dafür, dass ihre Stimme den ganzen Saal dominierte. Bevor Gemurmel einsetzen konnte, setzte sie ihre Rede bereits fort.
    »Es ist mir etwas gelungen, wovon

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