0865 - Kosmische Irrfahrt
weitgehende metabolische Übereinstimmungen, so daß sie bei fast allen Krankheits- oder Notzuständen auf die gleichen Mittel ansprachen.
Hotrenor-Taak entkleidete den Bewußtlosen, befestigte die Atemmaske mit den Schläuchen über seinem Gesicht und legte den Körper auf den elastischen Konturrost eines Tanks, in den er danach heißes Wasser fließen ließ.
Als die Kontrollen des Atemgeräts verrieten, daß der Grundumsatz des Fremden förmlich hochschnellte, ersetzte der Lare das heiße Wasser durch solches von 37 Grad Celsius (umgerechneter Wert!), hob den Konturrost an und nahm die Atemmaske ab Das faltige Gesicht des Fremden war rot angelaufen, und die Stimme klang keifend, als er auf Interkosmo rief: „Wer kocht mich da - und noch dazu in heißem Wasser?"
er Zeit gehabt, das Gesicht seines Retters genauer zu mustern - und er war sicher, daß es die Züge von Ho-trenor-Taak trug.
Die Sicherheit kam von den zahllosen Trivideosendungen, die der Prospektor gesehen hatte und in de-Die jähe Hitze war ein Schock für Pyon Arzachena. Er spürte, wie das Blut heiß und schnell durch seine Adern pulsierte und wie seine Lungenflügel warme sauerstoffreiche Luft ventilierten.
Als ihm jemand die Atemmaske vom Gesicht riß, rief er empört: „Wer kocht mich da - und noch dazu in heißem Wasser?"
Erst dann sah er das Gesicht, die gelben Lippen und das aus schlangenartigen Haaren geformte Nest auf dem mächtigen Schädel, und ihm wurde klar, daß nicht ein Mensch ihn gerettet hatte, sondern ein Lare.
Oder vielleicht ein Molekülverformer, der die Gestalt eines Laren angenommen hatte?
Seit dem Abzug der Larenflotte war in offiziellen und vor allem in inoffiziellen Verlautbarungen oft über die neue Gefahr geredet worden, die den Völkern der Milchstraße von Molekülverformern drohten, von intelligenten Lebewesen, die die Körperform jedes anderen Lebewesen annehmen konnten, sofern die Masseunterschiede nicht zu groß waren. Und wenn man den Gerüchten trauen wollte, dann mußte man glauben, daß die Molekülverformer dabei waren, heimlich die Nachfolge der Laren anzutreten.
Und wie ginge das besser als in der Gestalt von Laren?
Das larische Gesicht schräg über ihm verzog sich zur Andeutung eines Lächelns.
„Sie sind in Sicherheit", sagte der Fremde auf Interkosmo.
Pyon vermißte das, was in solchen Fällen üblich war: die namentliche Vorstellung. Inzwischen aber hatte nen der Verkünder der Hetosonen und Beauftragte des Hetos der Sieben für die Milchstraße aufgetreten war.
Damals war er noch Herr der Milchstraße gewesen. Heute war er es nicht mehr. Genauer gesagt, es war nicht einzusehen, was Hotrenor-Taak hier auf dieser gottverlassenen Eiswelt machte, wenn doch seine gesamte Flotte aus der Milchstraße verschwunden war.
Pyon Arzachena war sich plötzlich sicher, keineswegs den Verkünder der Hetosonen vor sich zu haben, sondern einen Molekülverformer, der als Hotrenor-Taak auftrat. Er war sich allerdings auch der Gefahr bewußt, die in dieser Erkenntnis lag. Der Molekülverformer konnte nicht daran interessiert sein, als solcher entlarvt zu werden. Wenn er auch nur vermutete, daß Pyon Arzachena ihn durchschaute, würde er ihn zweifellos beseitigen.
Pyon würde also Theater spielen müssen - und mit einemmal machte ihm die Sache Spaß, denn er hatte zeit seines Lebens nichts lieber getan, als sich vor anderen Intelligenzen zu verstellen, bis sie ihn unterschätzten und arglos in seine Falle gingen, die jedesmal so aussah, daß er glaubte, Handelspartner übers Ohr zu hauen. (In Wirklichkeit war es ihm in den besten Fällen gerade so gelungen, Geschäfte ohne eigene Verluste abzuschließen.) Er verzog sein Gesicht also zu einem verschmitzten Lächeln, dann sagte er einfältig: „Wenn mich nicht alles täuscht, sind Sie Hotrenor-Taak, der Verkünder der Hetosonen."
„Das stimmt", erwiderte sein Retter ernst.
Dieses Eingeständnis sprach in Py-ons Auffassung noch mehr dafür, daß er es mit einem Molekülverformer zu tun hatte, denn der echte Hotrenor-Taak hätte seine Identität doch niemals freiwillig preisgegeben.
„Sie haben mir das Leben gerettet, Hotrenor-Taak", sagte Pyon. „Damit stehe ich in Ihrer Schuld. Aber wenn Sie nicht wollen, daß ich vor Scham erröte, dann lassen Sie mich doch bitte aus dieser komischen Badewanne, damit ich etwas anziehen kann."
Wortlos hob der Lare den Prospektor aus dem Tank, forderte mittels Blickschaltung von den Servofel-dern des Schiffes einen
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