0866 - Aura des Unheils
jedenfalls ohne technische Hilfsmittel.
Aber noch stärker beunruhigte ihn die Tatsache, daß die Akonin direkt auf die Überschlagsblitze zuging.
Woher sollte er wissen, ob der Kristall in jeder Situation die Person schützte, die er in den Bann seiner Illusionen zog?
Aber es war keine Zeit, Überlegungen anzustellen. Der Gys-Voolbeerah sah, daß Pyon Arzachena ohne Zögern hinter der Akonin am Baum hinaufging - und er folgte ihm.
Als Ilma von Rohan sich im Blitzgewirr auflöste, bedauerte Nchr, daß er keine Möglichkeit besaß, Ytter über Funk davon zu unterrichten, daß er, Nchr, sein Leben in der Unterwelt von Olymp gelassen hatte und man die Zeit nicht mit einer fruchtlosen Suche nach ihm oder seinen Überresten vertun sollte.
Dann verschwand der alte Prospektor ebenfalls in dem Blitzgewirr, und der Gys-Voolbeerah begriff allmählich, daß dieses Verschwinden nicht gleichbedeutend mit dem Tod sein mußte.
Sekunden später folgte er der Akonin und dem alten Mann. Er spürte das sanfte Ziehen, mit dem ein Transmittersprung eingeleitet wurde. Es war ungefähr so, als zupfte jemand ganz leicht an seiner Kleidung. Aber wider Erwarten war das nächste Gefühl nicht der vertraute Entzerrungsschmerz, der nach der Wiederverstofflichung auf zutreten pflegte.
Eine unwägbare Zeitspanne lang hatte der Molekülverformer das Empfinden, in einer hellstrahlenden Energieblase in einem Universum zu schwimmen, in dem es nichts außer einem grüngetupften Auge gab, das ihn prüfend zu mustern schien.
Dann trat tatsächlich der bekannte Entzerrungsschmerz auf - und Nchr fand sich in einem dunklen Raum voller dumpfer Gerüche wieder.
Doch da waren die vertrauten Duftmuster von Ilma und Arzachena. Da flammte auch bereits ein Scheinwerfer auf, wurde auf breite Streuung geschaltet und beleuchtete das Innere eines runden, offenbar seit einem Jahrhundert oder länger nicht benutzten Pavillons.
Pyon Arzachena richtete das Licht auf eine leere Türöffnung. Es beleuchtete eine massive Steinplatte, die von außen gegen die Öffnung gelehnt war. „Das sieht nach Arbeit aus", stellte der Prospektor fest. „Fassen Sie mal mit an, Mister von Margulien?"
Der Gys-Voolbeerah nickte. Gemeinsam mit dem Prospektor stemmte er sich gegen die Platte. Sie ließ sich nicht sofort bewegen, und Nchr schätzte, daß sie hier eingesperrt gewesen wären, wenn er der echte Pedar von Margulien wäre.
Doch er war es nicht, und er setzte ganz kurz seine wirkliche physische Kraft ein.
Die Platte kippte nach außen, schlug irgendwo krachend auf und polterte danach einen Hang hinab.
Pyon Arzachena rieb die Hände an seinem Schutzanzug ab und schaltete die vor der Brust hängende Lampe aus, denn von draußen fiel helles Tageslicht in den Pavillon.
Sie traten ins Freie. Links und rechts von ihnen erstreckte sich ein spärlich bewachsener Felshang. In gerader Linie konnten sie die Silhouette der Stadt Trade City sehen, die von der aufgehenden Sonne angestrahlt wurde und schon wieder anders aussah als am Vortag.
Und als die drei Personen am Pavillon vorbei nach oben schauten, entdeckten sie eines der äußerlich mittelalterlich gestalteten Außenwerke des kaiserlichen Palasts. Folglich mußte der Palast weiter oben liegen, nur von hier aus den Blicken verborgen.
Pyon Arzachena breitete die Arme aus, als wäre er ein großer Vogel, der sich vom Fels abschwingen wollte. „Ich fliege zu Fuß nach Trade City, Herrschaften", erklärte er. „Soll ich Ihnen von dort aus ein Flugtaxi schicken?"
Nchr deutete zum Außenwerk hinüber, von dem sich eine große schillernde Energieblase gelöst hatte, die in ihre Richtung flog. „Dort kommt bereits unser Taxi, Mister" Arzachena", erwiderte er. „Aber sollten wir meiner Nichte nicht den Kristall wegnehmen?"
„Welchen Kristall?" fragte Ilma von Rohan.
Bestürzt blickten der Gys-Voolbeerah und der alte Prospektor sich an. „Er ist verschwunden!" sagten sie wie aus einem Mund. „Ein Illusionskristall ist unzerstörbar", flüsterte Pyon Arzachena bedrückt. „So sagt man jedenfalls. Nur Kräfte, die wir selbst nicht besitzen, weil sie zu hoch für uns sind, können auf sie einwirken."
Wir haben diese Kräfte früher bestimmt besessen - während der Macht und der Herrlichkeit des Strahlenden Tba! dachte Nchr, erschaudernd vor Sehnsucht. „Ich begreife nichts", meinte Ilma verwirrt. „Später erkläre ich dir alles", sagte Nchr. „Bis demnächst!" sagte Pyon Arzachena.
Der Gys-Voolbeerah blickte sinnend
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