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0866 - Aura des Unheils

Titel: 0866 - Aura des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Dadurch bekam dieses Produkt einer hochentwickelten Technik noch mehr Ähnlichkeit mit einem Wald.
    Mit einem Märchenwald!
    Pyon schüttelte den Kopf. Er hatte keine Ahnung, wie er auf diesen Gedanken gekommen war.
    Eine halbdunkle stählerne Wabenzelle, Kochnische, Waschbecken, Allzwecktisch, abgewetzter Kunststoffbodenbelag, die schwarze Klappe vor der Öffnung des Recycling-Schachtes, vier ausklappbare Schlafpritschen, andere Kinder und er selbst - acht oder neun Jahre alt. Über alles dominierend das schöne, müde Gesicht einer Frau, eine von Zigtausenden Nachbarn der Arzachenas, die die Wabenzellen der USO-Außenstation ARKO-HI im Sektor Orionis bewohnten, Familien mit drei bis sechs Personen in einem Raum, der in normalen Zeiten für die vorübergehende Aufnahme eines USO-Raumsoldaten reserviert war. Genau bemessene Rationen von Strom, Wasser, Trinkzusätzen, Synthoproteinen, Gemüse, Obst - und an Festtagen echtes Brot. Preis der Freiheit, aber ein Preis, der gern gezahlt wurde, denn es war keine Freiheit ohne Sinn und Ziel, sondern eine in Solidarität begründete Freiheit.
    Die Frau mit dem schönen, müden Gesicht erzählte an manchen Ruhezeiten uralte Sagen und Märchen. Und obwohl ab sechs Jahren kein Kind mehr an Feen und Hexen, Zauberer und Dämonen glaubte, lauschten sie alle wie gebannt.
    Pyon Arzachenas runzliges Gesicht verzog sich in der Erinnerung daran zu einem kindlich wirkenden Lächeln.
    Diese Zeit wäre die schönste seines ganzen Lebens gewesen - und er würde sie sich zurückwünschen, wenn er nicht wüßte, daß das unmöglich war. Die allgemeine Knappheit an Verbrauchs- und Gebrauchsgütern, die Enge, die spärliche Beleuchtung, die Finsternis und Eiseskälte, wenn bei Alarmen alle Systeme auf Null geschaltet wurden: das alles hatte er als ganz normal empfunden, weil er es nicht anders kannte.
    Freiwillig hätte er ARKO-III niemals verlassen, aber der Bevölkerungsdruck zwang die gewählten Stationsräte dazu, jeden gesunden Bewohner ab dreißig bis vierzig Jahren jährlich einmal an einer Lotterie teilnehmen zu lassen, bei der jeweils zwanzig Prozent der Teilnehmer das „Schwarze Los" zogen und die Station mit dem nächsten Raumschiff des NEI verlassen mußten - in ein Universum voller Feinde und vor allem ohne die enge brüderliche Verbundenheit der Stationsbewohner.
    Pyon seufzte, dann schneuzte er sich durch die Finger und blickte sich um.
    Im ersten Moment wollte er davonlaufen, als er wenige Schritte entfernt die Frau und den Mann sah, aber dann sagte die Frau, dem Aussehen nach eine Akonin: „Natürlich, ein Terraner oder ein Erdlingsnachkomme! Niemand sonst würde sich so barbarisch benehmen!"
    Pyon Arzachena grinste. „Irrtum, Miß! In mir fließt eine Menge Arablut. Wahrscheinlich hatte ich eine schwache Urgroßmutter. Und warum sollte ich ein Tuch beschmutzen und dann in meinem Anzug herumtragen? Pfui! Aber darüber sollten wir nicht jetzt und nicht hier streiten. Mir scheint nämlich, daß wir in einer Patsche sitzen, aus der wir nur unter Aufbietung aller Intelligenz wieder herauskommen."
    „Ich denke, der Mann hat recht, Ilma", sagte ihr Begleiter und nickte dem Prospektor zu. „Mein Name ist Pedar von Margulien - und das ist Ilma von Rohan, meine Nichte und die Pilotin meines Raumschiffs."
    Pyon deutete eine Verbeugung an. „Pyon Arzachena. Ich bin Prospektor und mit ..." Er unterbrach sich, weil ihm einfiel, daß Argyris die Anwesenheit Hotrenor-Taaks auf Olymp geheimhalten wollte. „Na ja!
    Jedenfalls gibt es hier einige gefährliche Fallen. Wie kommen eigentlich zwei Akonen in die geheimste Unterwelt des Kaisers?"
    Ilma von Rohan öffnete den Mund, aber bevor sie sprechen konnte, sagte Pedar von Margulien: „Wir gehören einer GAVÖC-Kommission an, die Olymp besichtigt und später zur Erde reist. Durch einen dummen Zufall verirrten wir uns, und ich kann Ihnen sagen, daß es hier nicht nur >einige< Fallen gibt, sondern sehr viele. Wie sind Sie eigentlich in diese Hölle gekommen, Mister Achzena?"
    „Arzachena", korrigierte der Prospektor. „Ich habe mich ebenfalls verirrt und bin auf dem Weg nach Trade City, Mister von Magnolien."
    „Margulien", verbesserte der Akone. „Tut mir leid, daß ich so heiße, aber ich habe mir den Namen nicht aussuchen können, Mister, äh, Arzachena."
    „Ging mir genauso", erwiderte Pyon. „Vermissen Sie übrigens eine Kette mit Medaillon?"
    „Ja!" rief Ilma von Rohan. „Sie haben sie gefunden?"
    Pyon nickte. „Aber leider

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