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0867 - Die Pesthexe von Wien

0867 - Die Pesthexe von Wien

Titel: 0867 - Die Pesthexe von Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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dazu.«
    Sie besprachen sich mit Schwester Maria. Dann bedankten sie sich herzlich und verließen das Krankenhaus. Im Kapuzinerkloster trafen sie auf einen völlig entkräfteten Bruder Claudius. Der lag im Bett und schnarchte lauthals, den Arm über die Bettkante hinausgestreckt. Der Spiegel des Eskil lag direkt darunter. Nicole und Zamorra zogen sich ebenfalls zurück.
    »Weißt du, was mich an diesem Fall wahnsinnig macht, Nici?«
    Nicole ging gerade hüllenlos durchs Zimmer. »Ich hoffe natürlich, dieser absolut makellose Luxuskörper, den du in voller Pracht und Herrlichkeit vor dir siehst.«
    »Wie? Ja, der auch.« Der Meister des Übersinnlichen grinste. »Aber da gibt's noch etwas anderes. Ich bin mir nämlich sicher, dass wir die Geschichte schon mal in einer anderen Version erlebt haben.«
    Nicole setzte sich zu ihm aufs Bett, zog die Knie an und legte ihre Arme darum. »Das hast du neulich schon mal behauptet, Chéri. Erzähl.«
    Zamorra nickte. »Irgendwie seltsam. Es war zu der Zeit, als wir noch kein Liebespaar waren. Ist also schon ein paar Jährchen her. Ich war noch ein glücklicher Mann zu der Zeit. He, aua, lass das! Auf jeden Fall sind wir beide seinerzeit nach Wien geflogen und haben dort Bill Fleming getroffen.«
    »Die spinnen, die Parapsychologen. Sei jetzt nicht übermäßig enttäuscht, Chéri, aber wir waren niemals mit Bill in Wien. Möglich, dass du eine andere Frau dabeihattest. Gestehe also. Wer war es? Name, Adresse, damit ich diesem Biest die Augen auskratzen und sie ihr sonst wohin stecken kann.«
    »Ich hab' es fast schon vermutet, Nici. Aber mir sind die damaligen Ereignisse so präsent, als hätten wir sie wirklich erlebt.«
    »Ich bin gespannt wie ein Hosengummi.«
    Zamorra drehte sich leicht und stützte sich auf dem Ellenbogen ab. »Es ging um die Brücke ins Jenseits. Der Zauberer Omar Namsi, der dem Türkenheer Kara Mustaphas angehörte, hatte sie im Jahr 1683 in unsere heutige Zeit hinein errichtet. Der Kerl wollte sich für die türkische Niederlage vor Wien rächen, indem er den heutigen Wienern eine magische Pest unterjubelte. Ich bin seinerzeit über die Brücke gegangen und im Anno Domini 1683 gelandet. Deswegen stehen mir die damaligen Ereignisse auch noch so plastisch vor Augen. Ich konnte den Zauberer zur Hölle schicken. Und du hast in unserer Gegenwart dafür gesorgt, dass sich die Pest nicht ausbreiten konnte.« [7]
    »Seltsame Geschichte. Ich weiß bloß nichts davon. Ganz ehrlich.«
    »Ich glaub's dir ja, Nici. Was ist da passiert?«
    »Hm, meine weibliche Intuition sagt mir, dass das etwas mit der Maneki Neko zu tun haben muss.«
    »Ach was.«
    »Ja, warum nicht? Lass mich einfach mal wild drauflos fabulieren. Die winkende Katze ist eine Dimensionsreisende, wie sie mir übermittelt hat. Und sie hat Zugriff auf Merlins Stern. Vielleicht hat sie dir diese Version der Geschichte ja aus einer Parallelwelt mitgebracht, als sie das Mini-Universum des Pestkelchs suchte. Kann sein, dass es ganz unabsichtlich war. Kann aber auch sein, dass sie dir oder uns irgendwas damit sagen will.«
    Zamorra nickte. »Hört sich zumindest plausibel an. Eine bessere Erklärung haben wir nicht im Moment, also lassen wir's einfach mal so stehen. Vielleicht sind wir ja irgendwann schlauer.«
    Die beiden legten sich noch einige Stunden aufs Ohr, bevor sie Laurentius und Claudius alles berichteten.
    »Meine Nici kam auf den genialen Gedanken, die Hexe mit einem Voodoo-Zauber zu bekämpfen«, erzählte Zamorra. »Wir besorgten uns das Sigill der Labartu, das ja auf dem schwarzen Gefäß prangte. Und Bakterien aus dem Pestkelch standen uns in ausreichender Menge zur Verfügung. Sie waren in jedem Toten und jedem Befallenen.«
    Bruder Claudius nickte, während er kräftig in ein original Wiener Schnitzel biss, das der Bruder Koch zubereitet hatte. Dabei musterte er Nicole mit großem Respekt. »Ich verstehe«, erwiderte er kauend und mit vollem Mund. »Wirklich toll. Ein Voodoo-Zauber funktioniert auch über große Strecken, wenn man ein kleines Originalteil desjenigen zur Verfügung hat, den man bekämpfen will. Dieses berühmte Haar zum Beispiel, das man in eine Puppe steckt.«
    »Exakt. Unser Haar waren in diesem Fall die Pestbakterien in der Leiche. Ich habe sie einem Voodoo-Zauber unterzogen und konnte so die Kraft des Amuletts direkt im Pestkelch, zu dem sie ja gehörten, wirksam werden lassen. Damit gewährleistet war, dass die Hexe auch tatsächlich beim Kelch ist, wenn er vernichtet

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