0868 - Diener des Bösen
den Abschied. Da muss ich zwar sterben, aber gleichzeitig nehme ich noch den zweitmächtigsten Dämon der Hölle mit!«
»Ich will nicht sterben müssen«, flüsterte Nicole.
»Ich auch nicht. Trotzdem führt diesmal wohl nichts daran vorbei.«
»Ich habe eine Idee«, hauchte sie ihm ins Ohr, so leise, dass Lucifuge Rofocale keinesfalls etwas mitbekam.
»Du erinnerst dich an die Felsenöffnung, die ich gesehen zu haben glaube?«
Zamorra nickte. »Aber davor ist die instabile Zone. Die hätte dich vorhin doch fast erwischt! Ich konnte dich gerade noch herausziehen, aber deine Kleidung war da schon aufgelöst.«
»Ach, deshalb«, murmelte sie und sah an sich herunter. Dann fuhr sie leise fort: »Trotzdem, cheri! Wir bauen uns einfach eine Brücke!«
Zamorra runzelte die Stirn. »Und womit, bitte?«
»Unsere Brücke hat einen Namen«, flüsterte sie. »Sie heißt Lucifuge Rofocale!«
***
Julian Peters lauschte dem Bericht der Zwillinge. Als sie fertig waren, zog er eine Grimasse.
»Da lässt sich nichts mit anfangen«, bedauerte er. »Zamorra und Nicole werden von einem dreihändigen Mädchen entführt, das ebenfalls verschwindet - ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass ich da irgendwas machen kann? Wie stellt ihr euch das vor?«
»Du bist der Träumer «, sagte Uschi. »Du könntest diesen kleinen Bereich in dem Lokal in einem Traum einschließen, und dann eine Zeitverschiebung vornehmen, wie du es beim Silbermond getan hast. Und dann könnten wir gemeinsam dieser Dreihändigen und den Entführten folgen, oder die Dreihändige selbst vor der Entführung unschädlich machen…«
Julian lachte unfroh auf.
»Es müsste eine sehr große Zeitverschiebung werden, das schaffe ich nicht. Es liegt jetzt ja Stunden zurück. Was glaubt ihr wohl, warum ich den Silbermond nur um 15 Minuten versetzt habe? Und das in die Zukunft. Mit der Vergangenheit habe ich keine Erfahrung.«
»Der Silbermond ist eine komplette, relativ große Welt«, sagte Monica. »Deshalb hast du vielleicht nur die 15 Minuten geschafft. Hier geht es aber doch nur um drei, vier Kubikmeter. Da ist doch bestimmt möglicher!«
»Und vielleicht geht es in die Vergangenheit leichter«, ergänzte Uschi.
Julian seufzte. »Da ist noch etwas«, sagte er. »Ich glaube, ich habe es euch vor einiger Zeit schon mal erzählt. Nein? Dann eben jetzt. Mit der Zeit lässt meine Kraft nach. Damals, als ich geboren wurde, habe ich mich ja körperlich sehr schnell entwickelt und wurde zum Fast-Erwachsenen. Mein Para-Können glich sich dem an. Jetzt aber entwickelt sich mein damals kindlich gebliebenes Denken weiter, mein Ich, meine Seele, wie auch immer man das nennen mag. Ich werde immer erwachsener, und meine Traumfähigkeiten lassen entsprechend nach. Ich weiß noch nicht, ob sie nicht irgendwann sogar total verschwinden.«
»Was passiert dann mit dem Silbermond?«, fragte Uschi betroffen.
»Träume, die existieren, bleiben existent«, konnte Julian sie beruhigen. »Der Traum um den Silbermond hat sich nicht im Geringsten verändert.«
»Wie auch immer«, sagte Monica. »Lass es uns wenigstens versuchen.«
»Ihr lasst nicht locker, wie?«
»Es geht um Zamorra und Nicole«, sagte Uschi. »Wir können unsere Freunde doch nicht einfach im Stich lassen! Julian, siehst du eine andere Möglichkeit, ihnen zu helfen?«
Der Träumer schüttelte den Kopf.
»Dann komm jetzt bitte mit!«
Seufzend ergab Julian sich in sein Schicksal…
***
Zamorra war verblüfft. Was redete Nicole da? Ihre geplante Brücke hieß Lucifuge Rofocale?
»Nicht sprechen, nur denken!«, verlangte er und berührte mit seiner Hand ihre Schläfe.
Sie waren beide telepathisch begabt, Zamorra nur schwach, Nicole stärker. Aber wenn sie sich »normal« telepathisch unterhielten, mussten sie beide ihre mentalen Sperren öffnen. Und dann konnte Lucifuge Rofocale mit »hören«!
Immerhin war Telepathie keine Magie und konnte deshalb von der Instabilität nicht geblockt werden. Und Dämonen waren von Natur aus auch Telepathen. So würde der Erzdämon mitbekommen, worüber sie sich unterhielten.
Das war nicht in beider Sinn. Deshalb machten sie es jetzt auf die andere, die »harte« Tour.
Was meinst du mit Lucifuge Rofocale als Brücke?
Er ist ein recht langer Kerl. Wenn wir ihn mit vereinten Kräften in die instabile Zone werfen, können wir mit weiten Sprüngen erst auf ihm landen, bis zu den Hörnern weiterlaufen und dann noch einmal springen. Dann sind wir an den Felsen und können darin
Weitere Kostenlose Bücher