0868 - Diener des Bösen
verschwinden.
Die Zone hat sich aber inzwischen vergrößert. Außerdem wird der Dämon sofort aufspringen und sich zu retten versuchen.
No risk, no fun. Vielleicht springt er ja auch vorwärts. Egal - alles ist besser; als hier auf den Tod zu warten.
Zamorra überlegte einen kurzen Augenblick lang. Dann telepathierte er:
Einverstanden. Wenn er aufspringt, bevor wir drüben sind, packen wir ihn bei den Hörnern, egal, wohin er springt. So oder so muss das alles SEHR schnell gehen, sonst sind wir sofort erledigt.
Dann haben wir es jedenfalls schnell hinter uns und wissen, dass er auch nicht überleben wird.
Netter Trost, dachte Zamorra und löste die direkte Verbindung zwischen ihnen. Abschätzend musterte er Lucifuge Rofocale. Würden sie beide es mit vereinten Kräften schaffen, den Dämon in die Auflösungszone zu werfen?
»Komm doch mal näher«, verlangte er. »Verstehst du eigentlich was von Brückenbau?«
»Hä?«, machte Lucifuge Rofocale.
»Das heißt nicht ›hä?‹, sondern ›Bitte verzeihen Sie, aber ich habe Sie akustisch nicht verstanden. Würden Sie mir die Freundlichkeit erweisen, das eben Gesagte noch einmal zu wiederholen?‹«, provozierte Zamorra. »Aber gern. Verstehst du was von Brückenbau?«
»HÄ?«, brüllte Lucifuge Rofocale wütend.
»Dachte ich's mir doch: du bist entschieden zu blöde dafür.«
Mit noch lauterem Wutgebrüll, dass die beiden Menschen sich beinahe die Ohren zugehalten hätten, stürmte der Dämon auf sie zu. Zamorra wich rasch zurück, auf den instabilen Bereich zu, und sah, dass Nicole es ihm gleich tat. Er stoppte erst, als er fühlte, dass er unter einem Fuß den Boden verlor. Er trat wieder vorwärts und schräg zur Seite.
Auch Nicole wich aus.
Mit ausgebreiteten Armen raste der Dämon voran, wollte sie beide noch erwischen und zu Boden stoßen. Worauf er sich zu bewegte, schien er völlig vergessen zu haben.
Zamorra duckte sich unter dem Arm weg.
»Jetzt!«, schrie er.
Er sprang zu dem Dämon, bekam ihn am Bein zu fassen. Nicole hatte auf der anderen Seite ebenfalls Glück. Sie packten zu und versetzten Lucifuge Rofocale weiteren Vorwärtsschwung. Mehrere Meter von ihnen entfernt klatschte er in die Instabilität und wurde sofort von den Nebelschwaden verschluckt.
Das störte aber nicht; die beiden Menschen wussten ja, wo er gelandet war.
»Los!« keuchte Zamorra.
Nicole retirierte blitzschnell um zwei Meter, nahm Anlauf und sprang. Sie traf auf etwas Festes unter sich, rannte bis zu Kopf und Hörnern und sprang erneut.
Zamorra war gleich hinter ihr.
Nicole tauchte in den Nebel. Hoffentlich ist es hier noch fest!, durchzuckte es sie. Falls nicht, kam sie hier nicht mehr lebend weg.
Aber da war eine feste Kante…
Die Instabilität schien sich vor allem nach beiden Seiten ausgedehnt zu haben.
Sie warf sich vorwärts. Hinter ihr war Zamorra. Er war gut zehn Zentimeter zu kurz gesprungen, weil er vermeiden wollte, mit ihr zusammenzuprallen. Sie hörte ihn »Merde!« brüllen, fuhr herum und griff mit beiden Händen nach seinem vorgestreckten Arm. Gerade noch rechtzeitig konnte sie ihn auf festen Grund reißen.
»Raus hier und hoch!«
Sie stürmten in die Felsenkluft hinein. Zamorra sah hinter sich den Dämon auftauchen. Diesmal kam sein Gebrüll vom Schmerz. Und irgendwie schaffte auch er es, festen Boden zu erreichen. Aber er sah furchtbar aus. An einigen Stellen fehlte seine Haut. An anderen noch etwas mehr.
Doch das schien ihn in seinem Zorn nicht zu behindern.
»Weg hier!«, stieß Zamorra hervor. »Schnell, bevor er…«
Nicole kletterte schon dorthin, wo sie die Öffnung zwischen den überlappenden Felsen zu sehen geglaubt hatte.
Aber dann sah sie den ihr folgenden Zamorra verzweifelt an.
»Da ist keine Lücke… es war eine Täuschung…«
***
Nach etwa einer Stunde befanden sich die Zwillinge wieder in dem Lokal in Miami, begleitet von Julian, der sich erkennbar unwohl bei der Sache fühlte. Die Tischgruppe war frei; überhaupt war diese kleine Bar nur spärlich besucht.
Kein Wunder bei den extremen Preisen, fanden die Zwillinge. Die Einheimischen mieden den Nepp, und Touristen verirrten sich selten mal hierher.
»So, und jetzt soll ich diesen Bereich in einen Traum verpacken und darin in die Vergangenheit geben? Ihr habt Vorstellungen… Ich halte es immer noch für undurchführbar. Immerhin ist jetzt noch eine Stunde mehr vergangen.«
»Warum bist du dann überhaupt mitgekommen?«
»Weil man den Anweisungen seiner Mutter
Weitere Kostenlose Bücher