0868 - Diener des Bösen
sie schuf. Aus Nichts entstanden und wieder zu Nichts geworden… ein Nichts im Nichts, und im Nichts vergangen…
Hatte sie ihren Erschaffer verraten, oder war sie von Julian Peters gezwungen worden?
Es spielte keine Rolle mehr. Lucifuge Rofocale war gerettet, und unter diesen Umständen konnte er es sogar verkraften, dass das Dämonenmörderpärchen ebenfalls überlebt hatte. Es würde noch andere Möglichkeiten gaben, die beiden für ihre Untaten zur Rechenschaft zu ziehen.
Aber da waren die Verletzungen, die der Erzdämon davongetragen hatte. Sie schmerzten ungeheuerlich. Er würde geraume Zeit brauchen, sie verheilen zu lassen. Was er an Substanz verloren hatte, musste nachwachsen…
Plötzlich fühlte er, dass er nicht mehr allein war. Er wandte sich um und sah Stygia, die ihren Palast verlassen hatte.
»Bist du gekommen, dich an meinen Qualen zu weiden?«, fauchte er sie an.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich will dich mit zu mir nehmen. Es muss ja nicht jeder, der zufällig des Weges kommt, dich in diesem erbarmungswürdigen Zustand sehen.« Sie griff nach seinem Arm und tdeportierte mit ihm in ihren Palast, ehe er dagegen protestierten konnte. Er fand sich in einem relativ kleinen, komfortablen Raum wieder.
»Dein Freund Zamorra scheint dir ja recht übel mitgespielt zu haben.«
Er stellte fest, dass es ihr an Respekt mangelte. »Zamorra ist nicht mein Freund!«, knurrte er sie an. »Er ist mein Todfeind!«
»Oh! Erstaunlich, in der Tat. Denn die Gerüchte, die unter etlichen mächtigen Erzdämonen umgehen, besagen das Gegenteil. Damals, beim ›Unternehmen Höllensturm‹, hast du ihm geholfen und ihn befreit, als er in deiner Spiegelwelt in der Arena sterben sollte.«
Verdutzt starrte er sie an. »Wer verbreitet diese Gerüchte?«
»Zarkar, Astaroth… und etliche andere reden ständig darüber. Möchtest du, dass ich dir alle Namen nenne? Es ist eine ganze Menge.«
Lucifuge Rofocale schüttelte den Kopf.
»Lüge«, ächzte er. »Das ist eine Lüge! Nichts davon ist wahr!«
»Trotzdem gibt es dieses Gerücht, und es verfestigt sich immer mehr«, sagte sie. Natürlich dachte sie nicht daran, zu erwähnen, dass sie erst dank der Aufmerksamkeit eines kleinen Schemens dafür gesorgt hatte, dass dieses Gerücht, das der Wahrheit entsprach, verbreitet werden konnte.
Ihre Rache für die Erniedrigung und Demütigung, die er ihr zugefügt hatte…
Und jetzt setzte sie noch eins drauf.
»Ich bin derzeit die Einzige, die dir helfen will. Alle anderen würden dir die Hilfe verweigern.«
»Wie willst du mir helfen?«
»Du bist sehr schwer verletzt. Um dich mit eigener Magie rasch zu heilen, brauchst du sehr viele menschliche Blutopfer. Woher willst du die so rasch nehmen? Vertrau dich mir und meiner Magie an. Ich heile dich in kürzester Zeit.«
»Warum willst du das tun?«, fragte er misstrauisch. »Ich habe dich erst vor kurzem ganz gewaltig auf die Schnauze fliegen lassen.«
Sie nickte. »Das habe ich dir auch nicht vergessen. Dennoch liegt mir daran, diesen Zwist ohne Kleinkrieg zu beenden. Als Gegenleistung für deine Heilung könntest du mich rehabilitieren - oder wenigstens bei meinen künftigen Plänen und ihrer Durchführung unterstützen.«
»Und wenn ich mich weigere?«
»Dann informiere ich die Erzdämonen, die jetzt schon über dich tuscheln, über deinen Zustand. Wäre dir das Recht?«
»Das ist Erpressung!«, knurrte er sie an. »Übelste Erpressung!«
»Aber nein«, widersprach Stygia sanft. »Es ist nur ein Handel, mehr nicht. Entweder so - oder so. Entscheiden musst du selbst.«
Er starrte sie finster an.
»Heile mich«, stieß er dann hervor. »Ich werde dich unterstützen.«
»Dein Wort gilt, und es lässt sich jederzeit beweisen.« Sie wies auf einen Schemen, der sich bislang fast unsichtbar zurückgehalten hatte, und den Lucifuge Rofocale in seinem Zustand nicht bemerkt hatte. »Er hat deine Worte gespeichert und wird sich jetzt an einen sicheren Ort begeben, wo du ihn niemals finden und auslöschen kannst.«
Der Schemen huschte davon.
»Du bist ein Luder! Der ORONTHOS möge dich verschlingen!«
»Vor oder nach deiner Heilung?« Sie lachte spöttisch. »Unser Handel gilt. Jetzt entspanne dich, damit meine heilende Magie besser in dir wirken kann.«
Das Entspannen fiel ihm sehr, sehr schwer…
***
Der Mann mit dem Gewehr betrat zum zweiten Mal an diesem Tag das Lokal. Diesmal ließ er sich an einem der Tische nieder, bestellte aber nichts.
Das Serviergirl
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