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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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1. Kapitel
    Früh am Nachmittag eines Novembertages ritt über die Brücke, die den Severn überspannt, ein Bote des Grafen von Leicester in die Stadt Shrewsbury. Seine Satteltasche enthielt Mitteilungen über das, was es in den letzten drei Monaten Neues gegeben hatte.
    Zwar waren die meisten dieser Ereignisse dem Empfänger bereits in großen Zügen bekannt, aber Graf Robert Beaumonts Botendienst in London verfügte über zuverlässigere Quellen als alles, was dem Großvogt der Grafschaft Shropshire zu Gebote stand. Der Graf hatte bereits bei seinem ersten Zusammentreffen mit Hugh Beringar in diesem jungen Hauptmann eine Person erkannt, auf deren gesunde Urteilskraft man zählen konnte. Das war alles andere als selbstverständlich in jener verrückten Welt, in der schon seit vielen Jahren ein Bürgerkrieg tobte, der England lahmte und beide Seiten an den Rand der Erschöpfung gebracht hatte, ohne daß es gelungen wäre, König Stephen oder Kaiserin Maud zur Einsicht zu bringen. Fähige junge Männer wie Hugh mit Nachrichten zu versorgen, war nach Graf Roberts Ansicht der Mühe wert. Denn gewiß würde der Tag kommen, an dem endlich die Vernunft die Oberhand gewinnen und dieser Krieg beendet würde, der so viele unnütze Opfer gefordert hatte und noch forderte. Einzelne vielversprechende Ansätze dazu hatten in jenem Jahr des Herrn 1145, das sich nunmehr dem Ende zuneigte, die schwache Hoffnung aufkeimen lassen, die beiden Verwandten, die da miteinander in Fehde um den Thron lagen, könnten erkennen, daß sich ihr Ziel mit Gewalt nicht erreichen ließ und sie nach einer anderen Möglichkeit Ausschau halten müßten, ihrer Auseinandersetzung ein Ende zu bereiten.
    Der junge Bursche, der die Mitteilungen des Grafen nach Shrewsbury brachte, hatte den Ritt schon einmal gemacht, und so kannte er den Weg, der ihn über die Brücke und die Biegung des Wyle hinauf, am Marktkreuz vorbei zum Burgtor führte. Da er die Farben des Grafen trug, ließ man ihn überall ungehindert passieren, bis er den inneren Burghof erreichte. Als Hugh, sich den Staub von den Händen wischend, aus der Waffenkammer in den Bogengang trat, zerrte der wie durch einen Trichter hereinpfeifende Wind an seinem dunklen Haar. Er bat den Burschen herein, damit er seine Botschaft übermitteln konnte.
    »Es wird allmählich unruhig«, sagte der Bote, während er den Inhalt seiner Satteltasche auf den Tisch im Vorraum des Torhauses leerte. »Mein Herr beobachtet das Geschehen mit größter Sorgfalt. Es ist das erste Mal, daß er dergleichen feststellt, und es könnte sein, daß es sich auch bald wieder legt. Es hat ebensoviel mit dem zu tun, was im Osten geschieht wie damit, daß so viele Burgen im Tal der Themse den Besitzer wechseln. Seit Edessa im vorigen Jahr an Weihnachten den Heiden von Mossul in die Hände gefallen ist, sorgt sich die gesamte Christenheit um das Königreich Jerusalem. Man spricht schon von einem neuen Kreuzzug. Dort wie hier im Lande gibt es adlige Herren, die in keiner Weise glücklich über das sind, was da geschieht, und manch einer von ihnen nähme wohl nur allzu gern das Kreuz, um seine Seele zu retten. Ich habe Euch die offiziellen Briefe des Grafen gebracht«, sagte er munter und schob einen sauber geordneten Packen zu Hugh hinüber, »teile Euch aber rasch das Wichtigste mit, bevor ich aufbreche. Ihr könnt sie mit Muße lesen, denn noch ist kein Zeitpunkt festgesetzt. Ich aber muß gleich heute zurück, da ich auf dem Rückweg einen Auftrag in Coventry zu erledigen habe.«
    »Dann stärkt Euch am besten mit Speis und Trank, während wir miteinander reden«, sagte Hugh und schickte nach dem Nötigen. Sie begannen ein vertrautes Gespräch darüber, in welch beunruhigender Weise sich Englands verworrene Angelegenheiten im Laufe des Sommers entwickelt hatten. Man hoffte allgemein, der Knoten werde sich jetzt auflösen lassen, da der bevorstehende Winter dem Kämpfen Einhalt gebot, und man könne einen Weg finden, der Erfolg versprach. »Wollt Ihr etwa sagen, daß Robert Beaumont daran denkt, das Kreuz zu nehmen? Ich habe gehört, daß aus Clairvaux machtvolle Predigten herüberhallen, deren Eindruck man sich nur mit Mühe entziehen kann.«
    »Nein«, sagte der junge Mann mit einem flüchtigen Lächeln. »Die Sorge meines Herrn gilt ausschließlich den Ereignissen in der Heimat. Aber das Unbehagen, das die Christenheit befallen hat, veranlaßt die Bischöfe zu der Überlegung, daß hier im Lande Ordnung herrschen muß, bevor sie

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