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0869 - Der Affengott

0869 - Der Affengott

Titel: 0869 - Der Affengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sehen.
    Doch Valerie Cordonnier konnte unmöglich weggefahren sein, ohne dass Zamorra und Nicole erstens die Geräusche mitbekommen und zweitens den Wagen auf dem weiteren Verlauf der Straße gesehen hätten.
    »Scheint, als hätte unsere gute Valerie die Gabe, sich in Luft aufzulösen, oder irgendwelche anderen magischen Tricks auf Lager«, kommentierte Nicole die neue Lage. »Kein Wunder, dass sie so relativ cool auf die Lemuren reagierte.«
    »Ich hatte gleich den Eindruck, dass dies nicht ihre erste Begegnung mit Magie war«, bekannte Zamorra.
    »Ganz meiner Meinung«, stimmte seine Freundin zu. »Ihr-Vater scheint sie weitaus tiefer in die Geheimnisse seines Wissens eingeführt zu haben, als sie das uns gegenüber zugeben wollte.«
    Zamorra sah sich etwas um und wurde schließlich hinter einer weiteren Hecke in einem verwilderten Blumenbeet fündig.
    »Vielleicht ist das hier ja des Rätsels Lösung!«, glaubte er und deutete auf eine Kolonie von Regenbogenblumen, deren mannshohle Kelche von dem Gestrüpp fast überwuchert wurden, sodass sie einem auf den ersten Blick gar nicht auffielen.
    Die Blüten schimmerten in allen Farben des Regenbögens, je nachdem, aus welcher Perspektive und unter welcher Beleuchtung man sie betrachtete.
    Wenn man eine intensive Vorstellung eines Ortes hatte, konnte man sich mit Hilfe von Regenbogenblumen dorthin versetzen, vorausgesetzt, dass sich am Zielpunkt ebenfalls Regenbogenblumen befanden.
    Im Château Montagne wuchsen einige dieser seltenen Pflanzen in einem Kellergewölbe unter einer frei schwebenden Mini-Sonne, von der niemand wusste, wer sie einst installiert hatte und wie. Bekannt war nur, wer vor einer kleinen Ewigkeit die Regenbogenblumen hier angepflanzt hatte: Die Unsichtbaren hatten diese Blumen anscheinend überall im Universum verteilt. Einige Standorte auf der Erde waren Zamorra auch bekannt - aber es waren gewiss nicht die einzigen.
    Zudem hatte er sich selbst auch als »Gärtner« betätigt, indem er Ableger überall dort anpflanzte, wo es ihm nützlich erschien.
    Jedenfalls war es für Zamorra und Nicole im Augenblick unmöglich herauszufinden, wohin Valerie mit Hilfe der Regenbogenblume verschwunden war. Wahrscheinlich hatte sie sich an ihrem Ankunftsort bereits so weit von den Blumen entfernt, dass es nichts mehr nützte, sich auf sie als Transportziel zu konzentrieren.
    »Falls du jetzt noch irgendetwas im Château vergessen hättest, könntest du schnell dorthin zurück!«, stellte Nicole ironisch fest.
    Zamorra deutete zum Herrenhaus.
    »Wir werden uns wohl noch mal etwas gründlicher dort drinnen umsehen müssen«, meinte er.
    »Wenn du meinst, dass uns das etwas bringt!«
    »Ich wüsste nicht, wo wir sonst einen Anhaltspunkt herbekommen sollen, wohin Valerie verschwunden ist.«
    Da mit Hilfe der Regenbogenblumen sogar Zeitreisen sowohl in die Vergangenheit, als auch in die Zukunft, möglich waren, eröffneten sich einfach zu viele Möglichkeiten.
    ***
    Valerie materialisierte inmitten einer Kolonie mannshoher Regenbogenblumen.
    Sie hatte im ersten Moment ein Gefühl, als ob ihr jemand mit der Faust vor den Kopf geschlagen hätte. Sie fühlte sich benommen, ihr war einige Augenblicke schwindelig. Der Temperaturunterschied zwischen Südfrankreich und ihrem jetzigen Aufenthaltsort betrug schätzungsweise fünfzehn Grad. Aber die Hitze war nicht das, was Valerie im ersten Moment so sehr zu schaffen machte, sondern die hohe Luftfeuchtigkeit, die nahe bei hundert Prozent liegen musste.
    Es dauerte einige Augenblicke, bis die junge Frau sich einigermaßen erholt hatte und wieder klar denken konnte.
    Sie blickte auf die kleine Kratzwunde an ihrem linken Handballen. Sieben Striemen von den sieben Krallenfingern jenes winzigen Lemuren, der es geschafft hatte, zu ihr vorzudringen, ehe Professor Zamorra für die Vernichtung der ganzen Brut gesorgt hatte.
    Die vorläufige Vernichtung!, korrigierte sich Valerie. Dieser Zamorra ist ein seltsamer Narr… Gut möglich, dass er seine Neugier einst noch mit dem Leben bezahlen wird - oder mit einem noch viel höheren Preis!
    Die Striemen an ihrer Hand wurden jetzt von rotbrauner Kruste überzogen.
    Ein tiefes Unbehagen machte sich auf einmal in ihr breit. Sie konnte diese Empfindung nicht erklären und wusste nur, dass sie sich von ihrem Magen ausgehend in ihrem gesamten Körper verbreitete.
    Valerie spürte auf einmal sehr deutlich, dass eine Veränderung stattgefunden hatte.
    Eine Veränderung, von der sie einstweilen

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