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0869 - Der Affengott

0869 - Der Affengott

Titel: 0869 - Der Affengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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noch nicht sagen konnte, worin sie wirklich bestand oder wodurch sie verursacht worden war. Noch brachte sie diese nicht mit der läppischen Wunde an ihrer Hand in Verbindung.
    Und doch - da war so etwas wie ein Zwang in ihr, immer wieder auf ihren linken Handballen zu starren.
    Ganz tief in ihrem Inneren glaubte sie dann etwas zu spüren.
    Da war etwas Kaltes, Fremdes. Etwas, das nicht Bestandteil ihrer selbst war, sich aber dennoch in ihr tiefstes Inneres hineingeschlichen hatte.
    Es wächst.
    Es breitet sich aus.
    Sie schluckte, riss ihren Blick fast gewaltsam vom Anblick der sieben Striemen fort.
    Du bildest dir etwas ein. Mach dich nicht komplett zur Närrin, sondern konzentriere dich auf die Aufgabe, die du dir selbst gestellt hast.
    Valerie trat aus der Blumenkolonie, die inmitten dicht nebeneinander wachsender Sträucher emporragten und so gut getarnt waren, heraus. Schließlich erreichte sie einen Weg, der am Ufer eines Sees entlangführte.
    Geräusche drangen zu ihr herüber. Hupende Autos, Menschenstimmen, Motorengeräusche… Aber das alles klang wie aus weiter Ferne.
    Valerie lächelte verhalten.
    Sie befand sich am Ufer des im Norden der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh gelegenen Boeng Kar-Sees. An dessen Westufer befanden sich der Amüsement Park Boeng Kak und das ehemalige, im Kolonialstil gehaltene Franzosenviertel mit der eindrucksvollen früheren Botschaft der Grande Nation.
    Im Süden des Sees war der Verkehrsstrom auf dem Boulevard Confederation de la Russie zu sehen, der parallel zu einer Bahnlinie die Stadt in west-östlicher Richtung durchzog. Während der Boulevard Confederation de la Russie und die Hauptlinie der Bahn weiter nach Westen in Richtung des Pochentong Airports führten, zweigte ein Gleis der Bahnstrecke nach Norden ab und führte am Seeufer entlang. Die Kolonie der Regenbogenblumen fand sich in einem verwilderten Stück Natur zwischen Bahnlinie und Seeufer. Es muss sie schon immer gegeben haben, diese Blumen , so hatte sie die Worte ihres Vaters noch im Ohr, als er ihr gezeigt hatte, wie man mit ihrer Hilfe reisen konnte. Nicht nur im Raum, sondern auch in der Zeit. Für einen Forscher wie Pierre de Bressac hatte das natürlich faszinierende Möglichkeiten eröffnet. Möglichkeiten, von denen alle seine Kollegen und Konkurrenten nur zu träumen wagten.
    Den Ursprung dieser Pflanzen schien niemand zu kennen, selbst ein Gelehrter wie de Bressac nicht. Vielleicht hatte sie irgendjemand vor langer Zeit ausgesät, aber de Bressac hatte es auch für möglich gehalten, dass sie auf natürlichem Weg entstanden waren und sich verbreitet hatten. Der Gedanke, dass es möglicherweise eine Rasse unvorstellbar mächtiger Wesen gab oder einst gegeben hatte, die in der Lage waren, Pflanzen mit derartig phantastischen Eigenschaften heranzuzüchten, hatte Valeries Vater nie wirklich gefallen. Eher war er bereit gewesen, die Regenbogenblumen als eine - wenn auch bizarre - Laune der Natur zu akzeptieren.
    Valerie folgte zunächst dem Seeufer des Boeng Kar, überquerte dann die Bahnlinie und erreichte den Boulevard Confederatipn de la Russie, auf dem sich ein dichter Strom unterschiedlichster Fahrzeuge ins Innere der Stadt quälte. Fahrradrikschas, Motorradkarren, Lastwagen, ausgediente Militärfahrzeuge aus den Beständen der DDR-Volksarmee und Wagen, die aus unzähligen Ersatzteilen zusammengeflickt zu sein schienen. Daneben aber auch fabrikneue Fahrzeuge der Marken Mercedes und Toyota, die trotz allen Hupens, die von Sebu-Rindern oder mageren, kaum über einssechzig großen Männern gezogenen Karren nicht zu überholen vermochten. Der Geruch von Benzol mischte sich mit Schweiß, Rinderkot und einem Dutzend anderer Ingredienzien, über die Valerie lieber nichts Genaueres wissen wollte.
    Sie war nicht zum ersten Mal auf diesem sehr zeitsparenden Weg nach Phnom Penh gelangt. Insgesamt dreimal hatte sie ihren Vater hierhin begleitet, und so kannte sie sich einigermaßen aus.
    Sie verzichtete darauf, irgendeines der im Verkehr steckenden Taxis anzuhalten und zuzusteigen, was in Phnom Penh durchaus üblich war.
    Stattdessen überquerte sie nach einiger Mühe und nachdem sie beinahe von einer Motor verstärkten Fahrradrikscha ohne ausreichende Bremsen über den Haufen gefahren worden wäre, den Boulevard Confederation de la Russie und bog von dort in den Boulevard Tchecoslovaquie ein, auf dem weitaus weniger Betrieb herrschte.
    Wie Valerie aus Erfahrung wusste, waren die Verkehrsverhältnisse für

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