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0870 - Die rote Hexe

0870 - Die rote Hexe

Titel: 0870 - Die rote Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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Montagne auf. Er hatte Hunger und nach seinem ausgiebigen Schlaf auch wieder Lust auf Gesellschaft.
    Butler William schaute kurz herein, verschwand wieder und kehrte mit einem opulenten Frühstück wieder zurück. Beim Anblick der aufgetischten Leckereien spürte Zamorra seinen Appetit erst so richtig und langte kräftig zu. Durchgespült wurde das Ganze von Kaffee des Typs »Texas« - Markenzeichen »Das Hufeisen schwimmt oben.« Nachdem die Kanne fast leer war, war Zamorra fast richtig wach. Nur der sonstige Tatendrang fehlte ihm seltsamerweise noch.
    Aber damit konnte er nach Kambodscha und dem Affendämon sehr gut leben.
    Nicole trat ein. »Wie geht's?«, wollte sie wissen.
    Der Dämonenjäger zuckte mit den Schultern. »Ich fühle mich, als hätte man mich vom Preußen zum Ostpreußen befördert.«
    Sie lächelte. »Besser als vom Bayern zum Oberbayern. - Nein, danke, davon nicht«, wehrte sie ab, als er ihr den übrig gebliebenen Kaffee anbot. »Ich bin noch zu jung zum Sterben.«
    Es war das übliche lockere Geplänkel zwischen ihnen.
    »Wer nicht will, der hat schon«, sagte Zamorra und machte den Kaffeerest selbst nieder. Dabei beschloss er, dem Butler ein Lob auszusprechen. William hatte wohl genau gewusst, was er benötigte.
    Etwas anderes fiel ihm ein. »Was ist mit diesem Sandreiher, den du vorhin erwähntest - wer und wann auch immer das passiert ist?«
    »Ranseier«, korrigierte Nicole. »Du erinnerst dich immer noch nicht?«
    »Vielleicht will ich mich nicht erinnern. Vielleicht flüstert mein Unterbewusstsein mir zu, ich sollte ihn vergessen, um mir Ärger zu ersparen.«
    »Es war vor sieben Jahren«, wiederholte Nicole ihre Worte, ohne auf seinen Einwand zu achten. »Er war ein sogenannter Privatermittler. In einer schwer zugänglichen Höhle in den Albaner Bergen bei Rom wurde er damals von einem dämonischen Monster totgebissen. Ted Ewigk bat uns um Unterstützung. Die Polizei hatte nämlich in Ranseiers rostigem Rolls-Royce seine Telefonnummer gefunden, aber Ted kannte den Burschen nicht mal. Wir fanden heraus, dass der Rolls vor langer Zeit mal Ted gehört hatte. Er verkaufte ihn, hatte aber wohl vergessen, den Aufkleber mit der Telefonnummer zu entfernen. Wie auch immer - wir haben die Monsterhöhle damals ausgeräuchert. Das war's schon.« [1]
    »Und jetzt hat der tote Ranseier mir eine Mail geschickt?«
    »Ja. Darin steht, du solltest dringend nach Moskau kommen.«
    »Hat er auch geschrieben, warum?«
    »Du würdest ihn da treffen und eine Überraschung erleben.«
    »Mein Jahresbedarf an Überraschungen ist gedeckt«, brummte Zamorra. Er hatte nicht das geringste Bedürfnis, sich so kurz nach dem anstrengenden Kampf mit dem Affengott schon wieder in ein neues Abenteuer zu stürzen.
    »Es kommt aber noch besser«, sagte Nicole. »Ich habe herausgefunden, woher diese Mail kommt. Offiziell ist das ja für Privatpersonen unmöglich. Aber Hawk hat uns damals ein ebenso kleines wie gemeines Programm auf den Rechner gepackt, mit dem man so was knacken kann. Die Mail kommt nicht aus Moskau - auch wenn ein ›dot ru‹ für Russland an der E-Mail-Adresse hängt - sondern aus einem Hotel in Köln, das zur Jolly-Gruppe gehört.«
    Damit war auch Zamorras Neugier geweckt. Jetzt wurde die Sache doch noch interessant…
    ***
    Zamorra saß vor einem der drei Computer-Terminals an dem hufeisenförmig geschwungenen Arbeitstisch und starrte auf den LCD-Monitor vor ihm, der ihm die Ranseier-Mail mit dem gefälschten Absender anzeigte. Zu solchen Tricks griffen normalerweise Spam-Versender und keine Klienten oder Dämonen-Opfer.
    Was hatte Ranseier - oder wer auch immer die Mail verschickt hatte - sich dabei gedacht? Er traute sich momentan nicht so recht, sich mit der Sache zu befassen. Wenigstens eine Viertelstunde saß er schon da und bemühte sich, nicht zu sehen, was so offensichtlich auf dem Bildschirm zu erkennen war.
    Er raffte sich auf und trat an das große Panorama-Fenster, das von Boden bis Decke reichte und sich dabei der Rundung des Nordturms von Château Montagne anpasste. Von außen sah es wie ein ganz normales Turmfenster aus, so wie alle anderen. Trickreiche optische Technik sorgte dafür - es brauchte keiner zu wissen, wo Professor Zamorras Schaltzentrale lag.
    Von hier aus hatte Zamorra einen prächtigen Ausblick über das Loire-Tal, aber auch über das Vorfeld des Châteaus und die Wehrmauer, die das Château umgab. Auch das Tor mit der Zugbrücke und der Burggraben, der natürlich leer war,

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