Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0870 - Die rote Hexe

0870 - Die rote Hexe

Titel: 0870 - Die rote Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
Vom Netzwerk:
waren zu erkennen. Kurzum - man hatte nicht nur den Aus-, sondern auch den Überblick. Zamorra versuchte sich von der ungeliebten Mail abzulenken und dachte wie schon so oft darüber nach, den nutzlosen Graben zuschütten und die Zugbrücke von einer ganz normalen Durchfahrt ersetzen zu lassen. Aber er verwarf den Gedanken sofort wieder - auch das wie schon so oft. Irgendwie hing er an der altmodischen Zugbrücke. Vielleicht später einmal, wenn sie zu morsch wurde… Aber das konnte noch fünfzig Jahre dauern.
    Ebenso nutzlos war der Ziehbrunnen auf dem-Vorplatz. Trinkbares Wasser führte der schon lange nicht mehr. Nur noch eine schlammige Brühe.
    Was sich allerdings als nützlich erwiesen hatte, war der einstige Pferdestall. Er diente jetzt als Garage. Zamorra konnte vom Panoramafenster aus die vordere Kante sehen. Sein BMW 750i war nur zur Hälfte drinnen. Als er ihn zuletzt abstellte, hatte er es eilig gehabt und nicht komplett eingeparkt.
    Fooly, der Jungdrache, watschelte da unten heran. Zamorra lächelte; er war sicher, dass Fooly mal wieder den Anblick von Nicoles richtig eingeparkten Cadillac-Cabrio, Baujahr '59, genießen wollte. Der Drache liebte das Auto.
    Im nächsten Moment gefror Zamorras Lächeln zur Grimasse.
    Auf der Dachkante hatte sich soeben eine Taube niedergelassen, mit dem Schnabel zum Dach und dem Hintern zum Auto!
    »Du willst doch wohl nicht…?«
    Sie wollte! Sie hob schon mutig den Bürzel!
    Blitzschnell war Zamorra am tapetenverdeckten Wandtresor, gab den Code ein und nahm den E-Blaster heraus. Noch während er zum Fenster zurückkehrte, justierte er die Waffe auf Laser. Dann riss er das Fenster auf, an der Stelle, wo es auch von draußen als solches sichtbar war.
    Gerade noch rechtzeitig. Ein gezielter, schneller Schuss sollte die Taube endgültig an ihrem schandbaren Tun hindern, indem er knapp an ihrem hochgestreckten Bürzel vorbeiging. Stattdessen traf er die Taube selbst.
    Betroffen ließ Zamorra den Blaster sinken. »Tut mir leid - so wollte ich dich ja nun nicht treffen!«
    Doch dann zuckte er mit den Achseln. Passiert war passiert.
    Unten sah Fooly die fallende Bewegung über sich - und schnappte mit seiner krokodilartigen Schnauze sofort zu.
    »Oho«, stellte er erfreut fest. »Hier muss das Schlaraffenland sein - die Tauben fliegen einem direkt ins Maul! Naja, gebraten sind sie zwar noch nicht, aber daran können wir ja noch arbeiten.«
    Oben schloss Zamorra das Fenster wieder. »Jeden Tag eine gute Tat, wie bei den Pfadfindern. Nur tote Tauben sind gute Tauben.« Er warf den abgeschalteten Blaster achtlos auf die Arbeitsplatte und ging seufzend zum Terminal zurück. Immer noch wartete das Geheimnis um die rätselhafte E-Mail darauf, gelöst zu werden.
    Unten fiel Fooly ein: »Notiz an mich selbst: den Chef fragen, was Schlar-Affen sind. Und ob man die essen kann.«
    ***
    Ein paar Minuten später betrat Nicole das Arbeitszimmer. Einmal mehr bot sie einen hinreißenden Anblick; Sie trug eine ihrer Langhaarperücken, deren Haar sie über ihren hübschen Busen drapiert hatte, und um die Hüften einen breiten Gürtel mit einer noch breiteren Schnalle, so tief gedrückt, dass sie das Allernötigste gerade noch bedeckte. Jugendfrei war das ganz sicher nicht, aber Zamorra gehörte längst nicht mehr zu den Jugendlichen. Er genoss ihren Anblick ausgiebig.
    Sie küsste ihn und fläzte sich dann verführerisch in den Sessel neben Zamorra. Dabei deutete sie auf den Blaster. »Schießt du neuerdings Fliegen ab?«
    »Tauben«, korrigierte er. »Diese Flugratten sind zu nichts nütze. Ihr einziger Lebenszweck besteht offenbar darin, die ganze Welt zuzukacken. Und das mit äußerster Präzision. Gerade wollte ein solches Biest doch wirklich meinen BMW besudeln!«
    »Es gibt noch einen weiteren Lebenszweck für die Viecher«, sann Nicole. »Man kann ihnen das Genick umdrehen, sie rupfen und ausnehmen, und dann geht's ab in den Kochtopf. Sehr lecker!«
    »Ich mag Tauben in keinem Zustand«, brummte Zamorra.
    Wie üblich ohne anzuklopfen, watschelte Fooly herein. Eigentlich war er zu dick für die Tür und schaffte es deshalb gerade so, sich mitsamt seinen Stummelflügeln unbeschadet durch die Tür zu bugsieren.
    »Ah, Mademoiselle Nicole! Hallo, Chef! Hab's mir doch gedacht, dass ich dich hier finde. Du, es geschehen Zeichen und Wunder. Mir ist eine Taube genau ins Maul geflogen, wie im Schlar-Affenland. Aber dummerweise war sie nicht gebraten, sonst hätte sie besser geschmeckt. Was mich zu

Weitere Kostenlose Bücher