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0871 - Der silberne Tod

0871 - Der silberne Tod

Titel: 0871 - Der silberne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gedanken sich ebenfalls bestimmt nur um die letzten Stunden drehten.
    Auch die dunklen Wände zu beiden Seiten schwiegen. Je tiefer wir in die Schlucht eindrangen, um so enger wurde sie. Bald konnten wir nicht mehr nebeneinander gehen. Die Lichtlanzen, die aus unseren Händen stachen, tanzten im Rhythmus unserer Schritte. Mal glitten sie über den dunklen Boden hinweg, dann wieder flossen sie lautlos an den Wänden entlang, tauchten ein in kleine Risse oder Mulden.
    Hier wurden wir mit dem Tod konfrontiert. Hier hatte das Jenseits ein Reich aufgebaut. Wer über viel Phantasie verfügte, konnte sich vorstellen, daß die Luft auch im Jenseits so kalt und klebrig wirkte wie hier zwischen den Wänden.
    Es gab keine Hitze. Hier war es immer kühl. Hier blieb der Schauder permanent auf der Haut, man kam sich verloren auch am Tage vor, denn das Licht reichte nicht bis auf den Grund der Schlucht, dafür waren die Wände einfach zu hoch.
    Beim Eintritt in eine alte, fremde Kirche überkam mich oft das gleiche Gefühl wie hier.
    Man geht automatisch leiser, man wird ehrfürchtiger, man wartet darauf, daß es zu einer Erscheinung kommt, und man ist hin und wieder enttäuscht, wenn etwas Derartiges nicht eintritt.
    Tiefer hinein, immer tiefer. Das Licht wies uns den Weg, und es bekam Platz, denn ab einer gewissen Stelle traten die Wände der Schlucht weiter auseinander und führten hinter dem Ende, wo eben der Sarg mit dem silbernen Skelett stand, wieder zusammen, so daß dieser tiefe Einschnitt in die Bergwelt eine Sackgasse bildete.
    Bei uns dreien nahm die Spannung zu. Wir brauchten nicht darüber zu reden, wir spürten es einfach.
    Es war dieses Kribbeln auf dem Rücken, das vorsichtige Bewegen, die Eile, endlich das Ziel zu erreichen, aber auch die Vorsicht, die diese Eile wieder ausglich.
    Wir sahen die ersten Kerzen.
    Wie schwarze Zündhölzer stachen die Dochte in die Höhe. Die Kerzen selbst klebten auf dem Boden, und sie waren bereits die ersten Wegweiser zum eigentlichen Ziel, dem Grab Hectors.
    Ich mußte mich stark zusammenreißen, um nicht auf den offenen Sarg zuzulaufen, dessen untere Hälfte vom Licht unserer beiden Lampen erwischt wurde. Noch konnten wir nicht erkennen, ob eine Gestalt in diesem Bett aus Stein lag, das geschah erst, als wir noch einige Schritte näher herangekommen waren.
    Es war da.
    Es lag wie immer dort, und in den auf der Brust zusammengelegten und trotzdem geöffneten Händen lag das Siegel der Templer.
    Jetzt verstand ich gar nichts mehr!
    ***
    Ich hatte einen so trockenen Hals bekommen, daß ich kaum schlucken konnte. Auch sprechen konnte ich nicht, ich starrte einzig und allein das Siegel an, diesen Stein, auf dem mein Kreuz abgebildet war, geradewegs über dem liegenden Halbmond, dem alten Zeichen der Mutter Gottes.
    »Das ist er«, sagte Suko.
    Ich nickte nur.
    »Unmöglich«, flüsterte der Abbé und korrigierte sich. »Nein, es ist unbegreiflich für mich.«
    Da hatte er mir aus der Seele gesprochen. Suko und ich strahlten die Gestalt an. Hatte sie bei uns zuvor auf der Straße einen unheimlichen und beklemmenden Eindruck hinterlassen, so war dies nun vorbei. Ich konnte meinem Ahnherrn nichts Negatives mehr abgewinnen, im Gegenteil, ich merkte, wie ich mich beruhigte, was einzig und allein an diesem für uns so vertrautem Anblick lag.
    »Kommst du damit zurecht, John? Kannst du dir vorstellen, daß er ein Mörder ist?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht«, gab Suko ebenso leise zurück.
    »Und doch müssen wir uns damit abfinden«, sagte der Abbé. Er zog ein zerknirschtes Gesicht. In seinen Augen schimmerte es, als würden sich dort Wassertropfen befinden.
    Ich blieb nicht mehr an der Stelle stehen und überwand die letzte Distanz.
    Ich wollte, wenn eben möglich, eine Reaktion dieses Skeletts erleben. Wir alle wußten ja, daß es zwar tot, aber im Endeffekt nicht tot war. Es konnte sich bewegen, und das hatte es uns auch bewiesen. Hier lag ein Mörder vor mir.
    Wirklich ein Mörder?
    Es waren nicht die ersten Zweifel, die in mir hochschossen, nur verdichteten sie sich. Ich konnte es einfach nicht glauben, einen Mörder vor mir liegen zu sehen. Ich hielt auch nach dem Revolver Ausschau, der aber war nicht zu sehen. Das wiederum war kein beweis für meine neue Theorie. Er konnte ihn auf dem Weg zum Ziel versteckt haben, um ihn später zu holen, wenn er ihn benötigte.
    Das alles wollte ich aus meinen Gedanken vertreiben, als ich mich über die starre Gestalt beugte.
    Ich brauchte den

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