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0871 - Der silberne Tod

0871 - Der silberne Tod

Titel: 0871 - Der silberne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zu hell für diese Umgebung. Er schimmerte, er sandte einen sanften Glanz ab, und in diesem Glanz sah Crisson auch gewisse Umrisse.
    Lang und schmal.
    Wie ein Arm.
    Ein Arm?
    Crisson erstarrte vor Entsetzen, als er den Arm erkannte. Es war kein normaler Arm, es war der eines Skeletts, ein Knochenarm, der sich auf ihn zuschob und silbrig glänzte. Zu diesem Arm gehörte eine Hand, und deren Knochenfinger hielten den Griff eines Revolvers umklammert, wobei sich die Mündung senkte und genau auf Crissons Kopf zeigte…
    ***
    Es war so unglaublich, daß es schon wieder wahr sein konnte. So verrückt, dermaßen überdreht, daß Crisson daran dachte, nicht zu träumen. Nein, kein Traum, die schreckliche Realität, die ihn im Dunkel seines Schlafzimmers eingeholt hatte.
    Er hockte in seinem Bett und wußte nicht, was er tun sollte. Er war zu schwach, um sich zu wehren.
    Es würde ihm nicht gelingen, die Hand anzuheben und die Waffe zur Seite zu schlagen, für eine derartige Aktion fehlte ihm einfach die Kraft.
    So hockte er da, starrte in die Mündung, sah genau das Loch und erkannte auch, wie blank die Waffe war, als wäre sie von jemandem geputzt worden. Sie sah aus wie neu.
    Crisson wunderte sich darüber, welche Gedanken ihm durch den Kopf flossen, und er schaffte es nicht, sie zur Seite zu drängen. Der Knochenarm und der Revolver waren keine Einbildung, sie waren tatsächlich vorhanden.
    Es dauerte eine Weile, bis er in der Lage war, seine Blickrichtung zu ändern. Es gelang ihm, an der Waffe vorbei und am Arm entlang in die Höhe zu schauen, denn er ging davon aus, daß zu einem Arm auch ein Körper und ein Kopf gehörten.
    Er sah beides. Zuerst den Körper, eine Knochengestalt, die trotzdem anders wirkte als das Skelett eines anderen Toten, denn ein solches hatte nicht diese Farbe.
    Der Knöcherne vor ihm schimmerte in einem silbrigen Schein, und in ihm stieg allmählich der Gedanke hoch, daß er es mit einem silbernen Skelett zu tun hatte.
    Da war der Schädel. Beinahe aussehend wie Metall. Die leeren Augenhöhlen, die nur auf den ersten Blick hin leer erschienen, denn in ihnen lauerte etwas, mit dem Crisson nicht fertig wurde. Eine dunkle Flut, eine gefährliche Botschaft aus einer anderen Welt, das Grauen an sich, unheimlich und gefährlich…
    Crisson zitterte innerlich und versteifte zugleich. Er mußte unbedingt Luft holen.
    Der Revolver bewegte sich ruckartig tiefer. Jetzt war er nur noch eine Fingerlänge von Crissons Stirn entfernt, die ebenfalls zu seinem entsetzten Gesicht gehörte. Er saß im Bett, stürzte sich mit der rechten Hand ab und hatte den linken Arm in die Höhe gerissen, die Hand gekrümmt, als wollte er nach der Waffe greifen, ohne aber eine Chance zu haben, sie je zu fassen zu kriegen.
    Er war nicht in der Lage, sich zu wehren. Crisson fühlte sich völlig hilflos, er war dem silbernen Skelett ausgeliefert, und er mußte sich erst einmal mit dem Gedanken abfinden, daß dieses ihm übergroß vorkommende Skelett tatsächlich lebte und sich so bewegen und auch so handeln konnte wie ein Mensch.
    Für ihn war es grauenhaft, das zu realisieren, aber er kam nicht daran vorbei. Es gab dieses schaurige Phänomen, und es hatte sich in diesem Fall auf ihn konzentriert.
    Der knöcherne Zeigefinger der rechten Klauenhand war um den Abzug gekrümmt. Ein kurzer Druck würde ausreichen, und die Kugel verließ die Waffe. Sie würde aus kurzer Entfernung in Crissons Schädel schlagen und den Kopf zerstören.
    Es war der knöcherne Rächer, der knöcherne Töter, der ihn besucht hatte. Er würde mit dem Sünder abrechnen, die Vergangenheit hatte ihn endgültig eingeholt.
    Es war kein einziges Wort gesprochen worden, wobei Crisson nicht einmal wußte, ob dieses Wesen überhaupt reden konnte. Für ihn war es so etwas wie ein lebendig gewordener Alptraum, und er rechnete sogar damit, eine Halluzination zu erleben.
    Crisson wußte nicht, wieviel Zeit seit dem Besuch des Skeletts vergangen war. Vielleicht nicht einmal zwei oder drei Minuten, ihm aber kam sie schrecklich lang vor, und er wunderte sich, daß er trotz des Grauens noch eine Frage stellen konnte.
    »Wer bist du…?«
    »Ein Rächer…«
    Crisson schrak zusammen. Er wußte nicht, ob er die Stimme gehört oder sie sich nur eingebildet hatte. Jedenfalls war ihm eine Antwort gegeben worden, und der Begriff Rächer traf wohl zu, wenn Crisson an seine eigene Vergangenheit dachte und an die Verfehlungen, die er sich geleistet hatte.
    »Ich…

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