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0872 - Die Urbanen

0872 - Die Urbanen

Titel: 0872 - Die Urbanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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wurde, wie gefräßig der bleiche Stein war, erkannte man die Gefahr. Magie und Technologie hatten sich an ihr versucht und waren beide gescheitert.
    Erste Zweifel waren in Mojica erwacht, zunächst noch ganz leise und so zart, dass man sie leicht beiseiteschieben konnte. Doch sie waren zu ihrer ständigen Begleitung geworden, nahmen an Intensität zu und wurden zu bohrenden Quälgeistern.
    Dann hatte Avat ep-Sassor eine nur beiläufige Bemerkung gemacht, die in ganz ähnliche Richtung führte… und schon bald darauf hatten Wächterin und Krieger die Wahrheit erkannt. Sie hüteten und beschützten ein Monster, den steinernen Wahnsinn, der ihre Welt mit kaltem Tod überzog.
    Doch da war es zu spät gewesen. Sie selbst hatten keinen Einfluss mehr auf das, was kommen mochte. Avat hatte Mojica zunächst verschwiegen, dass er in Kontakt zu einer Gruppe stand, die sich das Band der Speere nannte. Ihrer Liebe war er sich sicher, doch nicht, wie weit sie noch frei entscheiden konnte. Schließlich hatte Avat den verzweifelten Versuch gestartet, sich mit einem Hilferuf an das Band zu wenden.
    Doch von diesem Tag an saß Mojica hier alleine in dem Raum, der ihr Liebesnest gewesen war.
    Nein, die Wächterin spürte nichts mehr von dem winzigen Rest Fluidum, das einst Uskugen eingehüllt hatte… sie roch nur noch schwach die Haut ihres Geliebten, glaubte manchmal seine Wärme um sich zu fühlen. Doch auch das ließ von Tag zu Tag mehr nach. Bald würde es wohl ganz verschwinden, dieses Erinnern.
    So wie Mojica von Uskugen verschwinden würde. Die Wurzel von Uskugens weißer Stadt war stark und gesund. Nur ein solches Exemplar war in der Lage sich zu teilen, einer neuen Wurzel die Existenz zu schenken. Es gab eine weiße Stadt - irgendwo in den galaktischen Tiefen die ohne Wurzel war. Dorthin hatte man Mojica beordert. Die junge Frau korrigierte ihre Gedanken. Beordert klang, als habe ihr jemand diesen Befehl erteilt.
    Nein, wer hätte das auch tun sollen? Die Urbanen etwa? Dazu waren diese Nichtwesen keinesfalls in der Lage. Mojica fürchtete sich vor ihnen, auch wenn sie ihr niemals auch nur nahe gekommen wären.
    Kein Befehl also - nur die Gewissheit, dass es so sein würde. Und das Warten auf den Moment des Abschieds von ihrer Welt. Sie hatte die Hoffnung auf Avats Rückkehr bereits aufgegeben. Er lebte sicherlich nicht mehr. So musste es sein, denn sonst hätte ihn niemand hindern können, zu ihr zurückzukehren. Er fehlte ihr so sehr, dass sie bei dem Gedanken an Avat körperliche Schmerzen fühlte. Doch das bewies ihr zumindest, dass sie in ihrem Innern noch lebte, noch als Person vorhanden war.
    Mojica hatte einen Entschluss gefasst. Diese andere Welt würde sie nicht sehen. Wenn es denn so weit war, wollte sie sterben. Hier, auf ihrer Welt, in diesem Raum, der nur ihr und Avat gehörte.
    Woher die plötzliche Gewissheit kam, konnte sie sich nicht erklären, doch sie war da und ließ keinen Zweifel mehr zu: Dieser Tag war nun gekommen…
    Mojica hatte die Trauermaske angelegt, die in lange vergangenen Jahrhunderten viele Uskuginnen getragen hatte, deren Geliebter von ihnen gegangen war. Eine vergessene Tradition, sicherlich, doch für Mojica hatte sie eine große Bedeutung. Sie hatte die Kleidung angelegt, die Avat immer so sehr an ihr geliebt hatte. Ihr nachtschwarzes Haar trug sie zu einem dicken Zopf gebunden, Schmuck zierte Hals und Handgelenke. So hatte sie damals hier auf Avat gewartet, an dem Abend, als sie sich einander zum ersten Mal hingegeben hatten.
    Vor Mojica stand die schlanke Karaffe aus schwarzem Kristall. Nun, zumindest würde es schnell gehen, schnell und schmerzlos.
    Zögerlich noch spielten ihre Finger mit dem Verschluss des Gefäßes.
    Dann jedoch begann sie damit, den Verschluss langsam vom Karaffenhals zu schrauben.
    Es machte keinen Sinn nun noch zu zögern…
    ***
    Artimus van Zant hatte nicht lange auf Dalius Laertes und Professor Zamorra warten müssen. Seine Nachricht an den Parapsychologen war nur mit einem kurzen »Wir kommen zu dir« beantwortet worden. Wie schnell so etwas durchgeführt werden konnte, war Artimus klar. Der hagere Vampir verfügte schließlich über die Fähigkeit, große Entfernungen ohne Zeitverlust zu überbrücken. Der Physiker wusste, wie ungern Zamorra einen gemeinsamen Sprung mit Laertes durchführte - für einen Menschen hatte das stets körperliche Schmerzen als Folge.
    Das er es dennoch auf sich nahm, bewies van Zant nur, wie ernst seine Hilferuf aufgenommen

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