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0872 - Die Urbanen

0872 - Die Urbanen

Titel: 0872 - Die Urbanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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notwendig. Wichtig war, dass er aufgenommen war in der Gemeinschaft. Sie würde ihn künftig leiten - und er würde zum Wegführer werden, wenn ein Krieger die Sphäre suchte, in der die weiße Stadt Armakath lag.
    So war es immer gewesen, so würde es immer bleiben.
    Zumindest jedoch so lange, wie es Krieger in den weißen Städten gab. Es existierten Anzeichen, dass sich diese Ära ihrem Ende zuneigte.
    Natürlich blieb Bebop auch weiterhin in Artimus' Speer - für ihn endete seine Mission erst dann, wenn dieser Mensch mit seinem eigentümlichen Vampirfreund wieder auf seinem nach Abgasen stinkenden Heimatplaneten zurück war.
    Van Zant wechselte einen langen Blick mit Dalius Laertes. Beide wussten nicht, was sie erwarten würde, wenn der Physiker seinen Speer deaktivierte. Sie waren am Ziel, das spürten sie. Alles Weitere musste sich ergeben.
    Den Speer zu aktivieren, ihn dann wieder verschwinden zu lassen, war ein und derselbe Vorgang. Artimus wollte es - und es geschah.
    Erneut kam er sich vor wie Goethes Zauberlehrling: Hat der alte Hexenmeister sich doch einmal weg hegeben!
    Und nun sollen seine Geister auch nach meinem Willen leben.
    Seine Wort und Werke merkt ich und den Brauch, und mit Geistesstärke…tu ich Wunder auch.
    Schon seltsam, aber an die erste Strophe konnte er sich noch sehr genau erinnern, auch wenn er das Gedicht in seiner Jugend nur mit Widerwillen auswendig gelernt hatte.
    Tu ich Wunder auch…
    Da hörte die Gemeinsamkeit allerdings auch schon wieder auf, denn wieder einmal kam er sich wie der Neandertaler vor, den man in eine Marsrakete gesetzt hatte. Er wusste zwar, was er tun musste, doch er begriff nicht, warum dies oder jenes dann funktionierte… oder eben auch nicht.
    Laertes nickte Artimus zu. Der Vampir war bereit zum Treffen mit seiner alten Heimat, die er Jahrhunderte nicht mehr gesehen hatte. Van Zant ahnte, wie es in Dalius' Bewusstsein toben musste.
    Dann deaktivierte der Südstaatler den Speer…
    ... und glaubte nur einen Wimpernschlag später mitten in Armakath zu stehen. Doch das war natürlich falsch - das hier war Uskugen, eine Welt, die vollständig von ihrer weißen Stadt bedeckt war. Neben sich hörte er einen seltsamen Ton, der aus Laertes' Kehle drang. Es war eine Mischung aus Wehklage und Wut, denn als Laertes mit seinem Sohn diese Welt verlassen hatte, da stellte sie ein blühendes und funktionierendes System dar, das in der Galaxis wohl kaum ein zweites Mal zu finden war.
    Laertes kehrte nun zurück an die Stätte seiner Vergangenheit, seines früheren Lebens. Doch er kehrte zurück als ein Wesen, das im Grunde nicht viel mit dem zu tun hatte, das damals das Exil gewählt hatte.
    Er war nuñ ein Vampir - ein untotes Wesen, das sich vom Blut anderer Wesen ernährte.
    Sein eigener Körper war längst vermodert - nur sein Bewusstsein existierte nach wie vor im Körper seines Sohnes, klammerte sich um die kranke und viel zu mächtige Seele des Kindes, das nie wieder über sein eigenes Ich Gewalt erlangen durfte.
    Es war genau dieser Moment, in dem Dalius Laertes all dies bewusst werden musste. Für Sekunden fürchtete van Zant um den Freund, doch dann hatte der Hagere sich wieder gefasst.
    »Schon gut, Artimus. Lass uns sehen, dass wir die Wächterin so rasch wie möglich finden. Ich habe das Gefühl, es kommt hier auf jede Sekunde an.«
    Van Zant konnte die Eile des Uskugen nicht so ganz verstehen, denn er verspürte keine unmittelbare Gefahr. Jetzt, da sie Uskugen erreicht hatten, konnten sie sich doch in Ruhe auf die Suche nach der Wächterin begeben; Artimus als Krieger der weißen Städte fühlte zumindest keine Aktivitäten, die ein sofortiges Handeln notwendig machten.
    Ein Blick aus Bebops lidlosen Augen traf ihn.
    »Dein Vampirfreund hat vollkommen Recht. Vielleicht hast du es noch nicht bemerkt, aber wir sind hier nicht allein.«
    Er legte seinen Kopf in den Nacken, blickte zu den Dächern der Gebäude hoch. Seine Nase wirkte wie ein Richtungspfeil, dem der Südstaatler nur noch mit seinen Augen folgen musste.
    Dann sah er sie.
    Auf jedem Dach, auf jedem einzelnen Gebäude… direkt neben den schwarzen Flammen, die dort loderten… stand einer von ihnen.
    Still, bewegungslos wie Statuen.
    Dennoch war van Zant sofort klar, dass sie weitaus mehr als lebloser Stein waren, wenn ihre Pose auch so wirken mochte.
    Van Zant atmete tief durch. Zum ersten Mal in seinem Leben wurde er nun direkt mit ihnen konfrontiert.
    Mit den Urbanen…
    ***
    Van Zant suchte nach

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