0873 - Gabentisch des Grauens
geirrt.«
»Dann war er besessen!«
Nach dieser Antwort herrschte Schweigen. Die Conollys waren Fachleute genug, um ermessen zu können, was dies bedeutete, und Bill wiederholte seine Worte.
»Von einem Dämon?« murmelte Sheila.
»Das kann sein.«
»Himmel!« Sie fuhr durch ihre Haare. »Wie ist so etwas möglich? Wie kann ein Junge wie Marty denn besessen sein?«
»Ganz einfach. Er muß einen Kontakt hergestellt haben.«
»Zu wem, Bill?«
»Was weiß ich? In seinem Leben kenne ich mich nicht aus. Da müßten wir Johnny fragen.«
Der hatte zwar zugehört, gab aber keine Antwort. Er schob seinen Teller zurück und starrte ins Leere.
Bill räusperte sich »Soll ich mal mit Marty und seinen Eltern reden? Möchtest du das?«
Johnny hob den Kopf. »Was würde das bringen?«
»Ich habe keine Ahnung. Vielleicht gewisse Anhaltspunkte, denen wir nachgehen können.«
»Meinst du?«
»Bestimmt.«
»Er wird dir aber nichts sagen.«
»Kann sein, aber da ist noch seine Mutter. Ich denke, daß ihr die Veränderung ihres Sohnes nicht verborgen geblieben ist. Sie ist schließlich öfter mit ihm zusammen als du.«
»Das stimmt, Dad. Aber glaubst du denn, sie würde die Dinge einfach zugeben?«
»Das bleibt abzuwarten.«
»Du kannst es ja versuchen.«
»Das werde ich auch.«
»Wann denn?« fragte Sheila.
Bill wandte sich an seinen Sohn.
»Beide sind zu Hause, nehme ich mal an.«
»Ja.«
»Dann gehe ich jetzt los.«
»Allein?«
Er nickte Sheila zu. »Eigentlich schon. Oder möchtest du mit mir gehen?«
»Nicht unbedingt«, gab sie zu. »Ich denke, daß Johnny auch hier bei mir bleiben sollte.«
»Richtig.« Bill leerte sein Glas und überlegte. »Dir ist aber an Marty zuvor keine Veränderung aufgefallen.«
»Dad, ich habe nichts bemerkt, das mußt du mir glauben! Ich… ich… bin mit ihm völlig normal von der Schule zurückgefahren, wie immer. Und plötzlich ist es dann geschehen. Es war schon Zufall, daß ich dem Angriff entwischt bin.«
Bill schob seinen Stuhl zurück, legte die Serviette neben den Teller und stand auf. »Den Weg gehe ich zu Fuß.«
Sheila warnte ihn. »Gib auf dich acht, Bill. Wer weiß, was da noch alles in der Schwebe hängt.«
»Keine Sorge, ich passe auf.«
Johnny und seine Mutter blieben noch auf der Terrasse zurück. Bill ging durch den Wohnraum, er winkte ihnen noch einmal zu, dann war er verschwunden.
Der junge Conolly atmete tief aus. Noch immer zitterte er leicht. »Weißt du, Mum, daß ich Angst habe?«
»Das kann ich verstehen.«
Johnny schüttelte den Kopf. »Wenn ich nur wüßte, wieso sich Marty so verändert hat? Wenn ich das nur wüßte.«
Sheila nahm ihren Sohn in den Arm. »Keine Sorge, wir werden es herausfinden.«
»Meinst du?«
»Ja, da bin ich mir sicher. Du darfst nicht vergessen, daß es noch John und Suko gibt…«
***
Bill konnte es noch immer nicht glauben, obwohl er seinen Sohn wirklich nicht als Lügner einstufen wollte. Was Johnny da erzählt hatte, war so irreal gewesen, daß man eigentlich darüber nur den Kopf schütteln konnte.
Nun gehörte Bill Conolly zu den Menschen, die in ihrem Leben schon einiges durchgemacht hatten.
Er wußte, daß es andere, oft unerklärliche Mächte gab, die gegen die Menschheit kämpften, die es aber auch immer wieder schafften, sich Menschen untertan zu machen und diese zu knechten. Das gewaltige Reich der Dämonen war äußerst kreativ. Es gab immer wieder Varianten eines grausamen Spiels, und eine von ihnen hatte Bill gehört?
War Marty Stone tatsächlich besessen? Stand er unter dem Einfluß eines Dämons?
Diese Frage bildete gewissermaßen den Grundstock des Falls. Wenn ja, dann mußte er mit schwarzmagischen Mächten in Berührung gekommen sein, denn eine Veränderung wie bei Marty passierte nicht von einem Tag auf den anderen.
Bill dachte schon einen Schritt weiter. Er rechnete damit, im Leben des Jungen nachzuforschen. Er würde Susan Stone fragen, welchen Hobbys Marty nachging, ob er sich für okkulte Dinge und übersinnliche Phänomene interessierte, denn um sich dermaßen zu benehmen mußte ein Background vorhanden sein.
Bill klingelte am Tor, und schon bald hörte er Mrs. Stones Stimme, die sich überrascht zeigte, als sie vernahm, wer sie da besuchen wollte. »Mr. Conolly, das ist ja eine Überraschung! Kommen sie doch durch, bitte. Ich sitze hinten im Garten, Sie kennen den Weg.«
»Selbstverständlich.«
Der Vorgarten war kleiner, als der der Conollys. Ein Weg teilte ihn, der kurz vor
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