088 - Elfentanz und Hexenfluch
gestanden, ich hielt euch Parapsychologen immer ein wenig für Scharlatane«, sagte Wendell Aldrich ehrlich. Mit seinem vielen Geld konnte er sich das erlauben. Wer hätte es schon gewagt, ihm böse zu sein, wenn ihn die Ehrlichkeit verletzte? »Ich war mein Leben lang ein nüchterner Mensch und eiskalter Rechner. In meiner Welt war für Geister und Dämonen kein Platz. Telepathie, Telekinese… Doch nun habe ich meine Meinung geändert.«
»Und wie kam dieser Gesinnungswandel zustande?« fragte Al Owen.
»Ich habe ein großes Haus am Stadtrand. Ruhige Lage, ein riesiges Grundstück, die Nachbarn so weit entfernt, daß sie einem nicht auf die Nerven gehen können. Es ist ein schönes altes Haus, und ich fühlte mich lange Zeit sehr wohl dort, doch neuerdings wird mir der Aufenthalt darin verleidet.«
Professor Owen ließ die Flüssigkeit in seinem riesigen Schwenker kreisen und nahm dann einen Schluck. Der Kognak hatte ein hervorragendes Aroma.
»Es begann damit, daß ich Schlafstörungen bekam«, berichtete Wendell Aldrich. »Mein Schlaf wurde durch äußere Einflüsse gestört.«
»Auf welche Weise?« fragte Al Owen interessiert.
»Ich kann es schwer beschreiben. Geheimnisvolle Ströme schienen mein Haus zu durchfließen. Sie weckten mich oft aus tiefstem Schlaf und pflanzten mir eine schreckliche Angst ein.«
»Eine Angst wovor?«
»Vor nichts. Da war nichts Greifbares, wovor ich mich fürchtete, verstehen Sie? Ich ging zum Arzt, ließ mich gründlich untersuchen. Er konnte nichts finden. Er behauptete, ich wäre kerngesund. Jedesmal, wenn ich nach Hause kam, hatte ich das Gefühl, mein Haus würde mir gegenüber eine feindselige Haltung einnehmen. Ich befürchtete, an Verfolgungswahn zu leiden, konsultierte sogar einen Psychiater, den besten von Vancouver, Dr. Trane, Herman Trane. Kennen Sie ihn?«
Al Owen schüttelte den Kopf.
»Macht nichts«, bemerkte der Zeitungszar und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Trane konnte mir jedenfalls auch nicht helfen. Seiner Ansicht nach bin ich geistig völlig in Ordnung. Und in meinem Haus eskalierte der Spuk. Viele Dinge lagen plötzlich nicht mehr an ihrem gewohnten Platz. Das Gemälde von der Halle hing im Speisezimmer, jenes vom Speisezimmer in der Halle. Und keiner der Dienstboten hatte den Tausch vorgenommen. Wichtige Papiere verschwanden tagelang und tauchten dann wiederum unvermittelt irgendwo auf…«
Wendell Aldrich seufzte geplagt. Er nahm wieder einen Schluck von seinem Drink.
Das Problem schien dem Zeitungszaren tatsächlich arg zu schaffen zu machen. Denise fiel auf, daß es dem dicken Mann nicht leicht fiel, darüber zu sprechen.
Er war ein schlechter Verlierer, und in seinem Haus hatte er eine Niederlage hinnehmen müssen.
»Sogar mein Safe blieb von diesen geheimnisvollen Kräften nicht verschont«, fuhr Aldrich fort. »Sie überwanden nicht nur die siebenstellige Zahlenkombination, sondern auch die Alarmanlage, und verstreuten den Inhalt des Safes in meinem Arbeitszimmer. Die Dienstboten bekamen es mit der Angst zu tun und kündigten. Ich wollte ihr Gehalt verdoppeln, ja sogar verdreifachen, doch sie waren trotzdem nicht zu bewegen, zu bleiben… Ein Poltergeist befindet sich in meinem Haus, Professor. Er verwüstete meine Bibliothek, spielt mit dem Telefon, läßt es läuten, schaltet das Fernsehgerät aus und ein. Er macht, was er will. Ich kann ihn nicht daran hindern. Er will mein Haus für sich allein haben, unternimmt alles, um mich daraus zu vertreiben. Wenn er so weitermacht, gelingt ihm das auch.«
»Ich werde seinem üblen Treiben Einhalt gebieten«, sagte der PSI-Professor.
Aldrich nickte. »Man sagte mir, Sie hätten bereits in einigen ähnlichen Fällen Erfolg gehabt.«
»Es ist nicht immer einfach, diesen bösen Gesellen das Handwerk zu legen. Man muß sich darauf gründlich vorbereiten. Es gibt hochempfindliche Geräte, mit denen sich ihre Kraft messen läßt. Man muß tagelang die Aktivitäten des Poltergeistes genau festhalten, um sich ein Bild von diesem Gegner machen zu können.«
»Sie können mit meiner vollen Unterstützung rechnen«, knurrte der Zeitungszar grimmig. »Geld spielt keine Rolle. Ich bin nicht bereit, mein Haus diesem verfluchten Geist zu überlassen.«
»Hat er sich Ihnen mal gezeigt?« erkundigte sich der Parapsychologe.
»Hat er denn auch einen Körper, den man sehen oder gar angreifen kann?«
»Er kann einen Körper haben. Er kann aber auch nur aus Energie bestehen, die unsichtbar
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